3. DGU-Notfallkonferenz2. Dezember 2019 Dekontamination, Behandlung von Patienten und Sicherung der Klinik regelmäßig üben: Demenstration einer Dekontamination eines mit Chemikalien kontaminierten Patienten im Dekontaminationscontainer der Werksfeuerwehr der BASF. (Foto: DGU/BG Klinik Ludwigshafen) Unfallchirurgen der zivilen Versorgung und Ärzte der Bundeswehr haben am vergangenen Freitag bei einem Pressegespräch die Sicherheitsanalyse von Krankenhäusern zum Schutz von Kliniken bei lebensbedrohlichen Einsatzlagen beleuchtet. Anlass war die 3. Notfallkonferenz der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) mit dem Titel „Sind unsere Kliniken sicher?“ an der BG Klinik in Ludwigshafen. Militärmediziner zeigten vor den über 200 Teilnehmern auf, welche Maßnahmen auf die Sicherheitsanalyse folgen können, um den Schutz der Kliniken bei einem Anschlag (TerrorMANV) zu erhöhen. Die DGU fordert in diesem Zusammenhang eine Übernahme der hohen Kosten für Krankenhausnotfall-Übungen, denn diese könnten nicht von den Kliniken alleine getragen werden. Als kritische Infrastruktur könnten Kliniken durch ein terroristisches Attentat oder einen Amoklauf in den Fokus eines Anschlages rücken – wenn etwa Terroristen ganz bewusst eine Klinik angreifen. „Jedes Krankenhaus muss seine Schwachstellen kennen. Dann lassen sich Sicherheitslücken auch schon mit kleinen Maßnahmen schließen“, betonte DGU-Präsident Prof. Paul A. Grützner. „Die sicherheitspolitischen Entwicklungen der letzten Jahre haben zu einem gesteigerten Interesse des zivilen Gesundheitswesens an den spezifischen Fähigkeiten und Erfahrungen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr geführt, sodass es inzwischen einen sehr intensiven und vertrauensvollen Austausch gibt“, sagte Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Bereits 2016 haben die DGU und der Sanitätsdienst der Bundeswehr einen 5-Punkte-Plan zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung im Falle eines Terrorereignisses aufgelegt. Kernstück des Plans ist der Kurs „Terror and Disaster Surgical Care“ (TDSC®). Bis heute konnten bereits über 350 Ärzte aus zehn regionalen Traumanetzwerken der Initiative TraumaNetzwerk DGU® für den Ernstfall trainiert werden. Benedikt Friemert, Reinhard Nieper (Vorsitzender Geschäftsführer der BG Kliniken), Ulrich Baumgärtner, Dietmar Pennig und Paul Alfred Grützner (v.l.) bei der Pressekonferenz anlässlich der 3. Notfallkonferenz der DGU. (Foto: DGU/BG Klinik Ludwigshafen) Nun setzen beide Partner die Klinik-Sicherheit und die Bedrohung durch radiologische, chemische oder biologische Stoffe – „schmutzige Bomben“ – auf die Agenda: So wären Krankenhäuser frei zugängliche Institutionen, die jederzeit für jeden erreichbar sind. Sie hätten grundsätzlich keinen relevanten Schutz vor Angriffen von außen oder innen. „Krankenhäuser müssen Konzepte entwickeln, wie sie ihre eigene Sicherheit verbessern können“, sagte Oberstarzt Prof. Benedikt Friemert, Leiter der DGU-Arbeitsgemeinschaft Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie (AG EKTC). Dabei sei die Gefahren- und Sicherheitsanalyse von einem Krankenhaus der erste Schritt und ein wichtiger Teil der Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Kliniken. Zu einer Gefahrenanalyse gehöre die Prüfung der regionalen Gefahrenpotenziale, wie sie beispielsweise aufgrund von Chemieanlagen oder besonderen politischen Institutionen bestehen können. Anhand der Sicherheitsanalyse können Sicherheitslücken geschlossen werden. Zu den ersten Schritten, wie Kliniken ihre Sicherheit erhöhen können, zählen laut Friemert: • Sicherheitsüberprüfung der Personen, die in die Klinik kommen • Sichtung/Triage inklusive Sicherheitsüberprüfung der Verletzten muss vor die Klinik verlagert werden • Krankenhaus abriegeln • Krankenhaus von innen überwachen • Zufahrt zum Krankenhaus abschirmen/mit baulichem Rammschutz erschweren Bei Verdacht auf die Verwendung schmutziger Bomben sollten Patienten und Klinikpersonal auf Verschmutzung mit schädlichen Substanzen geprüft werden, so die Experten. Ein wesentlicher Teil der Vorbereitung sei es, Behandlung, Dekontamination und Sicherung der Klinik zu üben. Ein TerrorMANV ist eine logistische und medizinische Ausnahmesituation. Daher gibt DGU-Generalsekretär Prof. Dietmar Pennig zu bedenken: „Die Bevölkerung erwartet, dass solche Szenarien vorweg bedacht werden und dass wir auch in Ausnahmesituationen absolut handlungsfähig sind. Daher muss der Ernstfall immer wieder eintrainiert werden, um professionelles Handeln zu ermöglichen.“ Eine Krankenhaus-Notfallübung koste bis zu 100.000 Euro. „Diese Kosten können nicht von den Krankenhäusern getragen werden“, sagte Pennig. Die DGU fordert daher schon seit Jahren die Bereitstellung eines staatlichen Budgets für Notfallübungen für die Kliniken. Für die Versorgung von Verletzten nach einem TerrorMANV seien Ausrüstungen erforderlich, die weit über die normale Ausstattung der Kliniken hinausgingen. Diese Materialien vorzuhalten verursache ebenfalls Kosten, erklärte Pennig. Auch sei ein großer Teil dieser Materialien Sterilgut und müsse regelmäßig ersetzt werden.Die hohen Kosten seien einer der Gründe, warum Notfallübungen in Deutschland bisher nicht zur Routine gehören, kritisierte Pennig.
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