3. Fachtagung “Sehen im Alter”: Qualifizierte Rehabilitationsangebote bei Sehverlust29. Juni 2021 Illustration: © frank peters – stock.adobe.com Der DBSV und die BAGSO haben anlässlich der 3. Fachtagung “Sehen im Alter” einen Forderungskatalog erarbeitet. In diesem wird konkretisiert, was geschehen muss, damit auch blinde und sehbehinderte Senioren ihr Recht auf gesellschaftliche Teilhabe ausüben können. Ein automatisch einsetzendes ‚Reha-Programm‘ bei Sehverlust ist eine der Forderungen. Die Corona-Pandemie hat bekannte Probleme sehbehinderter und blinder Seniorinnen und Senioren verschärft, so dass sie es in den vergangenen Monaten noch schwerer hatten, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Der ohnehin nicht einfache Zugang zu medizinischer Versorgung und zu therapeutischen Maßnahmen war zusätzlich massiv beeinträchtigt; viele der derzeit boomenden digitalen Angebote wie Online-Shopping und das Familientreffen per Videoplattform sind nach wie vor nicht barrierefrei nutzbar. Forderungen an die kommende Bundesregierung„Doch schon vor der Pandemie galt, dass die Folgen von Sehbehinderung und Blindheit im Alter viel zu oft übersehen, unterschätzt und nicht hinreichend berücksichtigt werden. Das muss sich dringend ändern“, verlangen der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Im Rahmen einer Online-Pressekonferenz, die anlässlich der 3. Fachtagung „Sehen im Alter“ stattfand, haben DBSV-Präsident Klaus Hahn und Franz Müntefering, Vorsitzender der BAGSO, gemeinsam ein Papier vorgestellt. Darin fordern beide Verbände die kommende Bundesregierung mit Nachdruck zu verstärkten Bemühungen in acht Themenfeldern auf. Mehr als 18 Millionen Menschen in Deutschland sind älter als 65 Jahre (1). Mit fortschreitendem Alter steigt auch das Risiko für Augenerkrankungen, die unerkannt oder unbehandelt zum Sehverlust führen können. Die Folgen für Betroffene sind teils fatal: Viele ziehen sich zurück, was oft zu sozialer Isolation führt. Häufig fehlt es an geeigneten Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten. „Im Grundgesetz Artikel 3 steht, dass niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf. Das gilt selbstverständlich auch für blinde und sehbehinderte Menschen“, sagt Müntefering, ehemaliger Bundesminister für Arbeit und Soziales. Ausbildungslücke schließenWas geschehen muss, damit auch blinde und sehbehinderte Seniorinnen und Senioren ihr Recht auf gesellschaftliche Teilhabe ausüben können, haben DBSV und BAGSO in ihrem Forderungskatalog konkretisiert. Deutlichen Verbesserungsbedarf sehen beide Organisationen etwa in der augenärztlichen Versorgung von Menschen in Pflegeeinrichtungen. „Viel zu oft werden Seheinschränkungen in der Pflege nicht erkannt, mit der Folge, dass zahlreiche sehbehinderte Menschen fälschlicherweise für renitent oder dement gehalten werden“, erklärt DBSV-Präsident Klaus Hahn. Hier gebe es eine Lücke in der Ausbildung des pflegenden und medizinischen Fachpersonals, die dringend geschlossen werden müsse, so der Münsteraner Jurist. Automatisch einsetzendes Reha-Programm fehltDBSV und BAGSO fordern außerdem qualifizierte Rehabilitationsangebote, die Betroffenen den Umgang mit einem Sehverlust erleichtern. „Wer einen Schlaganfall erleidet, hat danach Anspruch auf Rehabilitation, um mit der neuen Situation zurechtzukommen – was absolut Sinn macht“, erklärt der DBSV-Präsident. „Auch ein Sehverlust hat massive Auswirkungen auf den Alltag, und trotzdem gibt es bisher kein automatisch einsetzendes ‚Reha-Programm‘, das die Menschen auffängt und sie unterstützt. Das muss sich dringend ändern!“ Damit Seniorinnen und Senioren auch tatsächlich von neuen Präventionsangeboten und medizinischen Behandlungen profitieren können, müssten diese zudem auch bei ihnen ankommen. „Früherkennung und Behandlung dürfen nicht nur eine medizinische Möglichkeit sein, sie müssen auch überall im Land realisierbar sein“, so der BAGSO-Vorsitzende Müntefering. Das Forderungspapier von DBSV und BAGSO enthält Vorschläge für Maßnahmen in acht Themenfeldern, in denen blinde und sehbehinderte ältere Menschen bislang Benachteiligungen erfahren. Das vollständige Dokument finden Interessierte unter: http://www.sehenimalter.org/forderungen.html Referenz:1. Statistisches Bundesamt, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit: Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des Zensus 2011, Mai 2021.
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