50 Jahre Sektion Kindertraumatologie: „Für ein Kind ein respektables Alter“

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Auf dem diesjährigen DKOU feierte die Sektion Kindertraumatologie (SKT) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) ihr 50-Jähriges Bestehen. Neben der Geschichte der SKT ging es auch um aktuelle Entwicklungen in der Kindertraumatologie.

„50 Jahre sind für ein Kind ein respektables Alter“, sagte Prof. Dietmar Pennig, Generalsekretär der DGU in seinem Grußwort – obwohl sich die Gründung der SKT sich erst am 7. Dezember zum 50. Mal jähren wird. Pennig verwies auf die Anfänge der SKT, die auf die AG Kindertraumatologie der DDR zurückgeht.

Einen kurzen Abriss über die Geschichte der SKT gab der ehemalige Sektionsleiter Prof. Peter Schmittenbecher von den Anfängen in der DDR, über die Umwandlung der AG in eine Sektion der DGU bis hin zu den aktuellen Bemühungen einer engen Zusammenarbeit mit der Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO), Sektion der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Schmittenbecher hob hervor: „Die Geschichte der SKT ist nicht nur eine deutsch-deutsche Erfolgsgeschichte, sondern auch eine erfolgreiche Fusionsgeschichte.“ Ob in Zukunft nicht nur eine Zusammenarbeit – wie beispielsweise ein gemeinsamer Kongress, der im nächsten Jahr wieder stattfinden soll – sondern eine Fusion mit der VKO ansteht ist ungewiss. Vor allem jüngere Kollegen wünschten sich eine Annäherung, so Schmittenbecher.

Kindermedizin adäquat zum Aufwand vergüten

Eine Antwort auf die Frage „Wohin geht es mit der Kindertraumatologie?“ versuchte der aktuelle Leiter der Sektion, Prof. Peter Strohm. Als Hauptproblem sieht er, dass die Kindertraumatologie nur unzureichend im DRG-System abgebildet ist und dementsprechend nicht ausreichend vergütet wird. In 95 Prozent der Fälle würde die Therapie entsprechend der Behandlungen von Erwachsenen vergütet, dabei sei die Versorgung von Kindern personalintensiver und die Behandlung zeitaufwendiger. Zeit für Gespräche mit den Eltern ist in den Fallpauschalen gar nicht berücksichtigt, ebenso wenig wie höhere Kosten für Implantate oder hohe Vorhaltekosten. Bei Kindern seien nur 20 Prozent der Eingriffe planbar, der Rest Notfälle mit hohen Vorhaltekosten. „Die Leidtragenden sind die Kinder“, so Strohm, der dazu aufrief sich intensiv dafür einzusetzen, dass „die Kindermedizin adäquat zum Aufwand vergütet wird“. Strohm sprach sich dafür aus, dass Verletzungen des wachsenden Skeletts von Kindertraumatologen versorgt werden. Die Realität sähe noch anders aus. Ein weiteres Problemfeld ist Strohm zufolge die Ambulantisierung der Kindertraumatologie.

„Qualität braucht Personal – das kostet Geld“, betonte auch Prof. Dorien Schneidmüller, stellvertretende Leiterin der SKT. Sie gab einen Überblick zum Stellenwert der konservativen Therapie. Es müsse sich wieder lohnen Kinder – auch ohne OP gut zu versorgen. Die konservative Therapie von Frakturen hat bei Kindern durchaus eine Berechtigung, werde aber zu gering vergütet. Auch seien viele Ärzte unsicher, was die konservative Therapie angeht, es gebe zu wenig Fortbildungsmöglichkeiten, so Schneidmüller. Sie sagte auch: „Die Akzeptanz ist heute eine andere.“ Die Kosmetik müsse zumutbar sein und temporäre Funktionseinschränkungen durch einen Gips würden von Eltern nicht mehr akzeptiert und Eltern wollten einen langen Aufenthalt im Krankenhaus vermeiden. Schneidmüller sprach sich trotzdem für „mehr Vertrauen in die konservative Therapie“ aus, Kindertraumatologen sollten sich „wieder intensiv mit der konservativen Therapie beschäftigen“.

Als Gegenpol zu den Vorzügen der konservativen Therapie lieferte PD Dr. Dirk Sommerfeldt einen Überblick zu Osteosynthesetechniken bei Kindern und Adoleszenten. So wurden Osteosynthesen seit den 20ziger Jahren des letzten Jahrhunderts durchgeführt, aber erst die Elastische stabile intramedulläre Nagelosteosynthese war für Sommerfeldt ein „Gamechanger“ in der operativen Versorgung kindlicher Frakturen. Heute gebe es eine Vielzahl kindgerechter Verfahren. Die Zukunft sieht Sommerfeldt bei resorbierbaren und indivdualisierten Implantaten. Auch der Einsatz von Telemedizin und durch Künstliche Intelligenz gestützte Diagnostik, Indikationsstellung und Therapiefindung könnten in Zukunft eine größere Rolle spielen. (ja)