AAD 2024: Das Glaukom – Volkskrankheit mit Früherkennung entgegentreten

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PD Dr. Bettina Hohberger, Augenärztin am Universitätsklinikum Erlangen und Sprecherin der Sektion DOG-Glaukom, informierte im Vorfeld der Welt-Glaukom-Woche auf der AAD-Pressekonferenz über die Volkskrankheit Glaukom.

Die DOG-Expertin erklärte zunächst, dass bei den 40-80-Jährigen weltweit circa 2,5-3,5 Prozent an Glaukom erkranken und 6,6 Prozent aller Erblindungen Glaukom bedingt sind. In Deutschland würden geschätzt knapp 1.00.000 Menschen mit einem diagnostizierten Glaukom leben. Des Weiteren machte die Augenärztin darauf aufmerksam, dass Hochrechnungen davon ausgehen, dass bis zum Jahre 2060 die Häufigkeit von Blindheit und Sehbehinderung durch ein Glaukom deutlich ansteigen wird. Dabei müsse ein derartiger Verlauf nicht sein, denn je früher man ein Glaukom erkenne, desto früher könne man mit einer Therapie beginnen und damit den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Auf diese Weise kann der Krankheitsverlauf verlangsamt und eine Sehbehinderung beziehungsweise Blindheit durch Glaukom vermieden werden, wie Hohberger bekräftigte.   

Eine Glaukomerkrankung, so die Expertin, zeichnet sich durch eine zunehmende Verschlechterung des Gesichtsfelds aus. Diese verliefe meist schmerzlos, vom seitlichen Gesichtsfeld aus. Ursächlich dafür sei ein fortschreitender Nervenzellverlust, in dessen Folge sich in späten Stadien der Erkrankung das Gesichtsfeld und in Spätstadien auch die zentrale Sehstärke zunehmend verschlechtere. Der Augeninnendruck, der Hauptrisikofaktor für die Erkrankung, kann, muss jedoch nicht erhöht sein, wie Hohberger erörterte.

„Was weg ist, bleibt weg“ – Sehzellenverlust ist irreparabel

Hohberger berichtete, dass die Augenärzte in der Praxis oft erleben, dass die Gesichtsfeldeinschränkungen von Betroffenen lange unbemerkt bleiben. Gründe dafür seien, dass diese Ausfälle im Sehen zu Beginn sehr filigran sind. Über das andere Auge und das Gehirn könnten diese Gesichtsfeldausfälle zu Beginn oft noch gut kompensiert werden, sodass die Schäden in frühen Stadien von den Patienten mit Glaukom oft unbemerkt blieben. Die Augenärztin wies darauf hin, dass wenn sich die ersten Beschwerden bemerkbar machen, der Glaukomschaden meist schon weiter fortgeschritten ist. Zudem sei eine Wiederherstellung der verlorenen Sehnerven und den damit verbundenen Einschränkungen im Gesichtsfeld aktuell nicht möglich.

Untersuchungen zur Früherkennung wahrnehmen

Laut der DOG-Expertin ist die Dunkelziffer der Glaukomfälle sehr hoch. Man schätze, dass mindestens die Hälfte der Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung wissen. Da die verlorenen Sehausfälle irreparabel sind, wie Hohberger betont, sind eine frühe Diagnose und Therapie gerade so wichtig. Denn rechtzeitig festgestellt, könne der Krankheitsverlauf deutlich verlangsamt werden. Hohberger machte deutlich, dass eine frühzeitige Diagnose des Glaukoms aber nur durch gezielte Untersuchungen beim Augenarzt möglich sind. 

Denn bei einem diagnostizierten Glaukom erarbeite der behandelnde Augenarzt ein individuelles Therapiekonzept, das auf das persönliche Krankheitsbild und den jeweiligen Alltag zugeschnitten sei. Mögliche Optionen sind dabei, Hohberger zufolge, verschiedene Augentropfen, spezielle Laser- oder chirurgische Verfahren.

Die Sprecherin der DOG-Sektion Glaukom empfiehlt deshalb regelmäßige augenärztliche Untersuchungen, vor allem bei bestimmten Risikogruppen (z.B. ältere Personen, Personen mit Glaukom in der Familie) – auch wenn einige der Untersuchungen noch nicht als Kassenleistung anerkannt sind, ist diese Investition in das eigene Augenlicht gut angelegt.

Auch die nationale und internationale Studienlage verdeutlicht, wie Hohberger anfügte, dass eine frühzeitige Diagnose grundlegend für einen positiven Krankheitsverlauf ist.