AAD 2023: SARS-CoV-2-Impfung schädigt das Auge nicht

Prof. Nicolas Feltgen auf der AAD-Pressekonferenz. Foto: © Biermann Verlag/Schulz

Prof. Nicolas Feltgen von der Universitätsmedizin Göttingen berichtete auf der Pressekonferenz der Augenärztlichen Akademie Deutschland (AAD) über die Ergebnisse einer Umfrage, ob eine COVID-19- Impfung das Auge schädigen kann.

Vor rund zwei Jahren wurden die ersten Impfungen gegen SARS-CoV-2 zugelassen und bald darauf folgten Berichte über mögliche Nebenwirkungen. Diese wurden in den Medien und in der Gesellschaft breit diskutiert. So gab es Meldungen über ein erhöhtes Risiko für Sinusvenenthrombosen nach der Impfung mit dem – inzwischen in Deutschland nicht mehr eingesetzten – Impfstoff des Herstellers AstraZeneca. Zudem gab es auch einzelne Berichte über Augenerkrankungen nach einer Impfung. Auch hier standen Gefäßverschlüsse im Fokus – insbesondere die Anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION) sowie Gefäßverschlüsse in der Netzhaut des Auges.

Um herauszufinden, ob es eine auffällige Häufung solcher Erkrankungen gibt und ob unter Umständen ein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und der Krankheit besteht, startete die Retinologische Gesellschaft eine Umfrage in 50 deutschen Zentren. [1]

Die Umfrage berücksichtige folgende Aspekte:

  • Welcher Art war der Gefäßverschluss?
  • Wieviel Zeit verging zwischen dem Ereignis und der Diagnose (Verschlussalter)?
  • Wie lange vor dem Ereignis wurden die Erkrankten gegen SARS-CoV-2 geimpft?
  • Welcher Impfstoff kam zum Einsatz?
  • Bestanden Vorerkrankungen (inklusive einer Corona-Infektion)?

An der Umfrage beteiligten sich 72 Prozent der angefragten Zentren und sandten zu 515 Krankheitsfällen Daten ein. Die Patienten waren im Durchschnitt 67,4 Jahre alt. Innerhalb von zwei Wochen nach dem Gefäßverschluss wurden gut drei Viertel der Fälle in der Augenklinik untersucht. Zu den bekannten Vorerkrankungen gehörten Bluthochdruck (64,7%), Karotisstenose (18,5%), Diabetes mellitus (18,4%), Vorhofflimmern (11,5%), Glaukom (10,5%) und eine vorherige Corona-Infektion (1,8%).

76,9 Prozent der Patienten waren gegen SARS-CoV-2 geimpft, dabei lag die Impfung bei mehr als einem Viertel der Fälle mehr als sechs Wochen vor dem Gefäßverschluss, bei knapp zehn Prozent waren es vier bis sechs Wochen, bei annähernd 20 Prozent zwei bis vier Wochen und bei 16,4 Prozent weniger als zwei Wochen. Eine auffällige zeitliche Häufung ließ sich nicht feststellen. Insgesamt fand sich kein Hinweis darauf, dass die Impfung das Risiko für einen retinalen Gefäßverschluss erhöht, wie Feltgen berichtete.

Auch eine vergleichende Analyse der Umfrageergebnisse mit Daten der Gutenberg-Gesundheitsstudie erlaubt diesen Schluss. Diese Studie ist mit 15.000 Personen eine der größten lokalen Gesundheitsstudien der Welt. Seit April 2007 werden die Teilnehmer regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand hin untersucht. Der Schwerpunkt liegt auf der Herz-Kreislauf-Gesundheit, aber auch Krebserkrankungen, Augenkrankheiten sowie Erkrankungen des Immunsystems, des Stoffwechsels und der Psyche werden erfasst. Auch hier ergab eine rückwirkende Analyse der Daten keine auffällige Häufung von Fällen retinaler Gefäßverschlüsse nach einer SARS-CoV2-Impfung.

Zudem bestätigt eine aktuelle japanische Veröffentlichung [2] diese Annahme, dass die SARS-CoV-2-Impfung keine schädlichen Nebenwirkungen am Auge hervorruft. Für diese Untersuchung wurden Daten zu medizinischen Leistungen und Impfungen aus einer japanischen Großstadt ausgewertet und geprüft, ob nach der Impfung mit BNT162b2, dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer, auffällig viele Fälle von Uveitis, Skleritis, Gefäßverschlüssen und Sehnervenentzündung auftraten. Der Vergleich von knapp 100.000 geimpften mit ebenso vielen nicht geimpften Personen legt nahe, dass die Impfung keine schädlichen Nebenwirkungen am Auge hervorruft, wie Feltgen abschließend erläuterte.