AAD 2024: Was die augenärztliche Versorgungslage in Deutschland gefährdet

Viktoria Bau auf der diesjährigen AAD-Auftaktpressekonferenz.Foto.©Biermann Verlag/Schulz

Die ophthalmologische Versorgung von Kindern in Deutschland wird zunehmend schwieriger. Wo die Ursachen für diese Gefährdung der Versorgung zu suchen sind, erklärte die Kinderaugenärztin Dr. Viktoria Bau vom BVA-Ressort Kinderophthalmologie während der diesjährigen Auftaktpressekonferenz der AAD.

Kinderophthalmologie sei ein wichtiger Baustein in den kindlichen Frühuntersuchungen. Eine rechtzeitige Feststellung möglicher Entwicklungsstörungen des Sehens ist bedeutsam, denn diese können nur in den ersten Lebensjahren effektiv therapiert werden, wie Bau betonte. Doch Termine für kinderaugenärztliche Untersuchungen, scheinen immer knapper zu werden. 

Die Expertin erklärte, dass Schielerkrankungen und Brechungsfehler nicht nur ein kosmetisches Problem darstellen, da sie unbehandelt in der Regel zu einer lebenslangen Amblyopie bis hin zur bleibenden Sehbehinderung führen. Diese Patienten seien im Laufe des Lebens deutlich häufiger betroffen als Menschen mit beidseitig guter Sehschärfe. Die Kinderophthalmologin unterstrich, dass eine frühzeitige Diagnose für den Therapieerfolg deshalb grundlegend ist.

Etwaige Auffälligkeiten, so führte Bau weiter aus, sollen im Rahmen der kindlichen Früherkennungsuntersuchungen (so genannte U-Untersuchungen) beim Pädiater für Kinder und Jugendliche festgestellt werden. Dabei würden entsprechend dem Alter der Kinder verschiedene Untersuchungen durchgeführt, auch die der Augen und bei Auffälligkeiten erfolge dann die Überweisung an die augenheilkundlichen Kollegen, so die Ophthalmologin.

Bau verwies hier auf die hohe Amblyopieprävalenz von 5,6 Prozent, durch die sich Deutschland leider auszeichnet und deutlich schlechter abschneidet als zum Beispiel die skandinavischen Länder.

Termine verzweifelt gesucht – Gründe für Terminmangel

Eltern, die dann versuchen, einen Termin bei einem Augenarzt zu erhalten, verzweifeln in den letzten Jahren zunehmend, berichtete Bau. Das Angebot an kinderaugenärztlichen Untersuchungen, scheine sich zunehmend zu verringern. Die Ursachen dafür seien vielfältig: Zum einen sind Untersuchung von Kleinkindern aufwändiger und Kinder als Patienten grundsätzlich betreuungsintensiver als Erwachsene, erzählte die Ophthalmologin. Zudem verknappe die durch den demografischen Wandel erforderliche Spezialisierung zahlreicher Kollegen auf die altersbedingten Augenerkrankungen die Ressourcen zusätzlich. Denn angesichts einer alternden Gesellschaft (das Durchschnittsalter in der Bundesrepublik lag 2022 bei 44,6 Jahren, das entspricht einem Anstieg von 1,5 Prozent in elf Jahren) erhöht sich logischerweise auch der Anteil an altersbedingten Augenerkrankungen wie AMD oder Katarakt, bekräftigte Bau.

Generationengerechtigkeit bewahren

Bau mahnt an, dass im Rahmen der Generationengerechtigkeit die Kinder nicht vergessen dürfen, ohne dabei die Versorgung altersbedingter Erkrankungen zu vernachlässigen. 

Damit weiterhin die Versorgung gewährleistet werden kann, sollte laut Bau eine flächendeckende Entbudgetierung der kinderaugenärztlichen Leistungen eingeführt werden. Die Kinderophthalmologin empfiehlt analog zu den Leistungen aus der Pädiatrie dies auch auf die ophthalmologischen Leistungen anzuwenden – einschließlich extrabudgetärer Zuschläge für Kinderuntersuchungen unter fünf Jahren.