AAO-HNSF: Neue Leitlinie für altersbedingten Hörverlust

Symbolfoto: Peakstock/stock.adobe.com

Die kürzliche veröffentlichte Leitlinie für die klinische Praxis zu altersbedingtem Hörverlust der American Academy of Otolaryngology–Head and Neck Surgery Foundation (AAO-HNSF). Die Leitlinie empfiehlt etwa ein Hörscreening ab 50 Jahren.

Die Leitlinie für die klinische Praxis beleuchtet ein globales Gesundheitsproblem, das weltweit etwa 466 Millionen Menschen betrifft. Sie zeigt Möglichkeiten zur Qualitätsverbesserung auf und bietet Klinikern evidenzbasierte Empfehlungen zur Diagnose und Therapie von altersbedingtem Hörverlust.

„Altersbedingter Hörverlust ist unterdiagnostiziert und unterbehandelt, obwohl er die häufigste sensorische Beeinträchtigung in der alternden Bevölkerung darstellt“, erklärt Betty S. Tsai Do, MD, Vorsitzende der Entwicklungsgruppe der klinischen Leitlinie. Mehr als die Hälfte der über 75-Jährigen sei von Hörverlust betroffen und die Leitlinie für die klinische Praxis ermögliche allen Klinikern eine bessere Versorgung von Menschen mit Hörverlust auf Basis von Forschung und bewährten Verfahren, so Tsai Do weiter. Sie betont: „Diese Leitlinie enthält nicht nur Empfehlungen für das Screening und die Behandlung von Hörverlusten, sondern vermittelt Ärzten und Pflegepartnern auch, wie sie mit Hörgeschädigten kommunizieren können.“

Diese Leitlinie bietet Klinikern einen Rahmen mit elf evidenzbasierte „Key Action Statements“, um Patienten mit Risiko für altersbedingten Hörverlust zu identifizieren und zu behandeln. Empfohlen wird alle Patienten ab 50 Jahren auf Hörverlust zu untersuchen, da frühes Erkennen und Einleiten geeigneter Maßnahmen dazu beitragen können, die negativen Auswirkungen von unbehandeltem Hörverlust zu minimieren.

Für drei der Key Action Statements gibt die Leitlinie starke Empfehlungen. So sollte bei einem auffälligen Screening-Ergebnis ein Audiogramm gemacht werden. Außerdem sollten Betroffene ein adäquates und gut angepasstes Hörsystem bekommen. Bestehen trotz adäquater Versorgung mit einem Hörgerät weiter Schwierigkeiten mit dem Sprachverstehen, kommen Patienten möglicherweise für ein Cochlea-Implantat in Frage und es sollte evaluiert werden, ob sie dafür geeignet sind.

„Ich bin begeistert, dass sich eine wichtige Handlungsanweisung auf die sozialen Determinanten der Gesundheit konzentriert und darauf, wie diese den Zugang und die Präferenzen der Patienten bei der Behandlung von Hörproblemen beeinflussen. Die Zukunft der Medizin liegt in der individualisierten Gesundheitsversorgung, und deshalb ist es wichtig, dass diese Leitlinie dies in die Empfehlungen einbezieht“, hebt Tsai Do hervor.

„Unsere Leitlinienentwicklungsgruppe hat die AAO-HNSF-Methode angewandt, um evidenzbasierte Empfehlungen für den Umgang mit altersbedingtem Hörverlust zu erstellen. Wir hoffen, dass die Leitlinie dazu beiträgt, das Bewusstsein für altersbedingten Hörverlust zu schärfen und die Morbidität von unbehandeltem Hörverlust zu verringern, um die allgemeine Gesundheit und Lebensqualität der Patienten zu verbessern“, so Dr. Tsai Do.