Adenoidektomie und Tonsillektomie: Erhöhung des Risikos für Infekte und Allergien24. Oktober 2018 Foto: © Viacheslav Iakobchuk – Fotolia.com Adenoidektomie und Tonsillektomie sind Teil des Standardrepertoires in der Pädiatrie – über die langfristigen Auswirkungen der Eingriffe war bisher wenig bekannt. Die chirurgische Entfernung von Polypen und Mandeln zur Behandlung von Behinderungen der Atmung oder von rezidiven Mittelohrentzündungen gehört zum Standardrepertoire pädiatrischer Behandlungen. Nichtsdestotrotz ist bislang wenig über die Langzeitauswirkungen bekannt, obwohl diese lymphatischen Organe wichtige Rollen bei der Entwicklung und Funktion des Immunsystems tragen. Um die Langzeiteffekte hinsichtlich der Gesundheitsrisiken zu evaluieren, die mit der chirurgischen Entfernung von Polypen und Mandeln zusammenhängen, evaluierte ein Team australischer Forscher die Spätfolgen dieser Eingriffe. Im Rahmen einer populationsbasierten Kohortenstudie mit 1.189.061 zwischen 19979 und 1999 in Dänemark geborenen Kindern (Evaluierung der nationalen Register bis einschließlich 2009) wurden die Teilnehmer in Fall- und Kontrollgruppen eingeteilt. Die Inzidenz wurde anhand des Cox Proportional Hazard Regressionsmodells berechnet, wobei 18 Kovariaten berücksichtigt wurden, inklusive einer Fallgeschichte der Eltern, Schwangerschaftskomplikationen, Geburtsgewicht, Apgar-Score, Geschlecht, sozioökonomischen Variablen sowie der Region der Geburt in Dänemark. Von den annähernd 1,2 Millionen inkludierten Kindern waren 48 % Mädchen; bei 17.460 Kindern wurde eine Adenoidektomie, bei 11.830 eine Tonsillektomie und bei 31.377 eine Adenotonsillektomie durchgeführt. Die Kontrollgruppe wurde von den nicht operierten 1.157.684 Kindern gebildet. Adenoidektomie und Tonsillektomie waren mit einer 2- bis 3-fachen Zunahme von Erkrankungen der oberen Atemwege assoziiert (bei Adenoidektomie: relatives Risiko 1,99, 95 %-Konfidenzintervall 1,51–2,63; bei Tonsillektomie: relatives Risiko 2,72, 95 %-Konfidenzintervall 1,54–4,80). Geringere Zunahmen hinsichtlich der Risiken für Infektionen und allergische Erkrankungen wurden ebenso gefunden: Adenotonsillektomie stand mit einem erhöhten Risiko für Infektionskrankheiten in Zusammenhang (relatives Risiko 1,17, 95 %-Konfidenzintervall 1,10–1,25), was aufgrund des hohen Auftretens solcher Erkrankungen (12 %) in der Gesamtbevölkerung zu einer Zunahme des absoluten Risikos von 2,14 % führt. Im Gegensatz dazu erwiesen sich die Langzeitrisiken für Erkrankungen, auf die die genannten Operationen abzielen, als nicht signifikant erhöht oder reduziert. Die Resultate der Untersuchung zeigen, dass bei der Entscheidung für Adenoidektomie/Tonsillektomie die Erhöhung des Risikos für die genannten Erkrankungen berücksichtigt werden solle. (am)
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