Ärzte besorgt über Unterwanderung durch fachfremde Investoren

SpiFa-Ehrenpräsident Andreas Köhler ist überzeugt: “Wir müssen die Ärzte mehr befähigen, die Strukturen selbst aufzubauen.” Foto: Schmitz

Beim Fachärztetag des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands (SpiFa) am 01.04.2022 in Berlin diskutierten Experten über die Gefahr für die ärztliche Berufsfreiheit durch Kapitalinvestoren und “Tech-Giganten” – und darüber, was man dem entgegen setzen könnte.

Bei der Diskussionsrunde unter dem Titel “Kapitalinvestoren im Gesundheitswesen: Wer finanziert die neuen Strukturen? Heilberufe oder Hedgefonds?” wurde deutlich, dass die Ärzte besorgt über die Entwicklung sind und sich gleichzeitig ohnmächtig gegenüber der geballten Finanzmacht fühlen. Dr. Helmut Weinhart, Stellvertretender 2. Vorstandsvorsitzender des SpiFa sieht ein großes Risiko darin, dass letztlich die Investoren entscheiden, was die Ärzte machen. SpiFa-Ehrenpräsident Dr. Andreas Köhler konstatierte lapidar: “Wir wissen nicht richtig, was da heute passiert.” Finanzinvestoren ohne heilberuflichen Hintergrund würden Geschäftsmodelle mit Arztpraxen aufsetzen, die darin bestehen, Praxen und Medizinische Versorgungszentren (MVZs) aufzukaufen und nach einigen Jahren gewinnbringend zu veräußern. Hierbei handelt es sich laut Köhler um eine “schleichende Fremdkapitalisierung”, bei der kein Versorgungs-, sondern ausschließlich ein Kapitalinteresse besteht. “Wir haben es in den letzten 20 Jahren versäumt, dem etwas entgegen zu setzen”, so Köhler. Hier ist stärkere Regulation gefragt. “Wir brauchen ein zweites Vertragsarztrechtsänderungsgesetz und eine Art Basel III/IV für Heilberufe”, forderte der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Doch was können die Ärzte selber tun, um das Heft wieder in die Hand zu nehmen? “Wir müssen die Ärzte mehr befähigen, unternehmerisch zu denken und die Strukturen selbst aufzubauen”, ist der SpiFa-Ehrenpräsident überzeugt. Meinert Menzel von der MLP Finanzberatung betonte: “Wir brauchen keine ausländischen Investoren, um in Deutschland Strukturen aufzubauen.” Es sei genug heilberufliches Kapital vorhanden. Das Problem liegt aber eher im Know-how. Es herrschte Einigkeit in der Diskussionsrunde, dass diese Aspekte in der Medizinerausbildung zu wenig berücksichtigt werden. Dies bestätigte die Wortmeldung einer Studentin: “Schon bei jungen Ärzten besteht das Interesse, sich niederzulassen, man lernt aber nicht, wie man einen Betrieb führt.”

(ms)