Ärzte unzufrieden mit Krisengipfel-Ergebnis

Symbolbild: vegefox.com – stock.adobe.com

„Das ist zu wenig!“, klagt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) nach dem Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach zur ambulanten Versorgung. Der Virchowbund wirft dem Minister vor, die Ärzteschaft zu spalten.

“Trotz erster Lichtblicke insgesamt enttäuschend”, finden die KBV Vorstände Dr. Andreas Gassen und Dr. Sibylle Steiner die Ergebnisse des Krisengipfels am 9. Januar. “Vor dem Hintergrund der drängenden Probleme der ambulanten Versorgung hätten wir uns mehr und deutlich konkretere Lösungs- und Umsetzungsschritte gewünscht. Zu vieles ist unverbindlich und offen geblieben. Immerhin: Die hausärztliche Entbudgetierung soll in diesem Jahr kommen. Das begrüßen wir! Das kann und darf aber nun nicht alles sein.”

Wie auch der Virchowbund, forderte die KBV, im nächsten Schritt müsse nun die Entbudgetierung der Fachärzte rasch folgen.  Auch die Entbürokratisierung, gilt es schnell und entschlossen anzugehen. “Der Minister hat erneut zugesagt, die Regresse weitgehend abzuschaffen. Beim Thema Digitalisierung blieb eigentlich außer vagen Ankündigungen alles offen.” Wie der Wechsel zu leistungsfähigen Praxisverwaltungssystemen erleichtert und finanzierbar werden soll, sei unklar geblieben.

Die geplanten Schritte müssten jetzt mit der KBV und den Kassenärztlichen Vereinigungen besprechen und auf Praktikabilität geprüft werden, fordern Gassen und Steiner. “Geschieht weiterhin nichts oder werden notwendige Lösungen auf die lange Bank geschoben, droht sehr bald das Ende der von Patientinnen und Patienten hochgeschätzten qualitativ hochwertigen sowie wohnortnahen medizinischen Versorgung durch inhabergeführte Praxen”, mahnen sie und verweisen auf rund 550.000 Unterschriften für die Petition zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der ambulanten Versorgung. “Klar ist auch, dass eine zukunftsfeste Lösung alle ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen umfassen muss.“

Heinrich: Lauterbach versucht Ärzteschaft zu spalten

Der Virchowbund-Vorsitzende Dr. Dirk Heinrich sieht hinter Lauterbachs Handeln eine versteckte Agenda: „Sein Versuch, einseitig die hausärztliche Versorgung zu fördern und die Fachärzte weiterhin zu ignorieren, ist ein Versuch die Ärzteschaft zu spalten und das Gesundheitssystem komplett umzubauen. (…) Es liegt seit heute auf der Hand, dass der Minister die Fachärzte auf mittlere Sicht in den Krankenhäusern statt in deren Praxen sieht. Eine fachärztliche Grundversorgung wird es dann im bisherigen Umfang nicht mehr geben. Damit wird Lauterbach zum Vater der Wartelistenmedizin und des Endes der freien Arztwahl in Deutschland. Und er wird damit auch zum Vater der Zwei-Klassen-Medizin, weil sich Patienten aus dieser Wartelistenmedizin herauskaufen werden.”

(ms)