Ärztinnen und Ärzte setzen bei Nachhaltigkeit auf Eigeninitiative11. Juli 2023 Bild: Rochu_2008 – stock.adobe.com Die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen ist unumstritten, aber wie sieht es konkret in deutschen Praxen und Kliniken aus? In einer Umfrage des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) räumten knapp 80 Prozent der befragten Fachärztinnen und Fachärzte dem Thema einen hohen Stellenwert ein. Bei den Frauen lag dieser Anteil sogar bei leicht unter 90 Prozent, berichten die Ausrichter der Umfrage in einer gemeinsamen Mitteilung. Knapp 70 Prozent der Befragten gaben zudem an, bereits aktiv Maßnahmen ergriffen zu haben, um Nachhaltigkeit in ihrem Tätigkeitsumfeld zu fördern. Dazu gehören die Vermeidung von Plastik sowie eine konsequente Mülltrennung. 14 Prozent hätten inzwischen eine umfassende Strategie, um Nachhaltigkeit in ihren Praxis- oder Klinikalltag zu integrieren – etwa in Form von angepassten Beschaffungs- und Entsorgungsprozessen oder durch Programme, die die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöhen sollen. Zwei Drittel in ihrer Arbeit mit Nachhaltigkeit konfrontiert Dieses Engagement kommt nicht von ungefähr. Rund zwei Drittel der Umfrageteilnehmenden sind nach eigenen Angaben in ihrer Arbeit direkt mit dem Thema Nachhaltigkeit konfrontiert – der überwiegende Teil im Rahmen von Vorschriften und Regelungen. Aber auch persönliches Interesse und intrinsische Motivation spielen eine wichtige Rolle. Nicht wenige werden zudem von ihrer Patientenschaft und Geschäftskontakten darauf angesprochen. Hoher Informations- und Beratungsbedarf Entsprechend hoch ist der Informationsbedarf, berichten SpiFa und apoBank: Zwei Drittel wünschen sich demnach mehr allgemeine Informationen über Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen, zu öffentlichen Fördermöglichkeiten für nachhaltige Investitionen sowie Tipps für eine grünere Praxis bzw. Klinik. Viele Heilberuflerinnen und Heilberufler verschafften sich das nötige Wissen bislang durch Selbststudium von Fachliteratur (51 Prozent), noch mehr griffen auf persönliche Kontakte zurück (61 Prozent). „Im Gesundheitswesen gibt es viel Potenzial, um die Patientenversorgung klimabewusster zu gestalten. Wir als apoBank sehen es als Verpflichtung an, unsere Kundinnen und Kunden auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten“, sagt Christian Wiermann, Generalbevollmächtigter Finanzen, Controlling und Bankbetrieb sowie Themenpate für Nachhaltigkeit bei der apoBank. „Entsprechend erweitern wir auch unsere Kompetenzen und werden Nachhaltigkeitsaspekte stärker in unser Angebot und in unsere Beratung integrieren.“ Abbau von Bürokratie und Digitalisierung als wesentliche Treiber Um schneller voranzukommen, muss aber auch die Gesundheitspolitik handeln, fordern die Ausrichter der Umfrage. Denn laut der Befragung glaubten 84 Prozent der Heilberufsangehörigen, dass der Abbau von Bürokratie und Regulatorik einen hohen Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung des Gesundheitswesens hat, dicht gefolgt von Maßnahmen zu Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschutz sowie die weiterführende Digitalisierung des Gesundheitswesens. Hierzu Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa: „Das Thema Nachhaltigkeit ist längst in der Ärzteschaft angekommen. Da, wo Ärztinnen und Ärzte eigenverantwortlich etwas bewirken können, sind sie auch gewillt dies zu tun. An anderer Stelle benötigen wir aber auch konkrete Weichenstellungen seitens der Politik. Dazu gehören neben einer Entbürokratisierung und Digitalisierung mit echtem Nutzen auch Maßnahmen, um das deutsche Gesundheitssystem und die Versorgung von Patientinnen und Patienten auch für künftige Generationen krisenfest und belastbar aufzustellen.“ Insgesamt ist der ärztliche Berufsalltag aktuell eher auf den Moment und nicht auf die Zukunft ausgerichtet, so ein weiteres Umfrageergbnis: Das Prinzip der Nachhaltigkeit, das sich an den Möglichkeiten und Bedürfnissen der zukünftigen Generation orientiert, sehen 90 Prozent der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte im deutschen Gesundheitswesen kaum oder gar nicht ausgeprägt. Zur Methodik: An der Online-Befragung „Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen” nahmen von Mitte Februar bis Anfang April 2023 insgesamt 240 angestellte, selbstständige und im Ruhestand befindliche Fachärztinnen und Fachärzte verschiedener Fachgruppen teil.
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