Ästhetische Dermatologie – „Soziale Unterschiede zeigen sich immer stärker am Äußeren“8. Mai 2024 Foto: © Katecat – stock.adobe.com Noch nie waren die Möglichkeiten der körperlichen Selbstoptimierung so groß wie heute – und nie zuvor war der Druck so hoch, mithilfe der Schönheitsmedizin die eigene Attraktivität zu steigern. Welche Trends in der Körpergestaltung derzeit aktuell sind und warum sich soziale Unterschiede immer stärker am Erscheinungsbild widerspiegeln, erläutert eine Expertin der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie. Schon seit der Antike versuchen Menschen, ihre Attraktivität zu steigern und den Alterungsprozess aufzuhalten. Doch der Druck, den eigenen Körper zu optimieren, hat nach Auffassung von Prof. Ada Borkenhagen von der Universitätsklinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Magdeburg ein neues Niveau erreicht. „Mit den Möglichkeiten der modernen Schönheitsmedizin ist vieles machbar geworden und wird daher auch erwartet“, sagt Borkenhagen. „Sozialer Druck und Eingriffstiefen sind stärker geworden.“ Immer mehr Bereiche des Körpers würden gestaltet, so Borkenhagen. Dieser Trend erfasse Ältere wie Jüngere. Zugleich bewirkt die moderne Schönheitsmedizin eine zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft. Denn die Eingriffe etwa fürs Anti-Aging setzen ein überdurchschnittliches Einkommen voraus. Es reiche auf Dauer nicht, die Falten nur mit Botulinumtoxin wegzuspritzen, so Borkenhagen. „Man benötigt Laserbehandlungen, eventuell eine Straffung der Augenlider, ein Facelifting, eine Zahnerneuerung.“ Für diese Therapien kommen schnell mehrere Tausend Euro pro Jahr zusammen. Darüber hinaus ist spezielles Wissen erforderlich. „Man muss die Methoden und die entsprechende Ärzteschaft kennen, am besten über Empfehlungen im Freundeskreis“, erläutert die Psychotherapeutin. Medizin allein genügt nicht, um dauerhaft attraktiv zu bleiben Die Investition in den eigenen Körper hört damit aber noch nicht auf. „Es gelingt der Schönheitsmedizin, Menschen zehn Jahre jünger aussehen zu lassen“, stellt Borkenhagen fest. „Doch um diesen Zustand längerfristig zu erhalten, muss ein gesunder Lebensstil hinzukommen.“ Dazu gehört etwa der Verzicht aufs Rauchen, eine naturbelassene, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und wenig Schadstoffen, regelmäßiger Sport und die Verwendung von Selbstbräunungsmitteln, um Sonnenexposition zu vermeiden. „Die Mittelschicht hält diese Regeln weitgehend ein, auch in der Erziehung“, so Borkenhagen. Gutes Einkommen, Wissen, gesunder Lebensstil – es muss einiges zusammenkommen, um über die Lebensspanne hinweg ein attraktives Äußeres zu bewahren. Wie die genetische Ausstattung der Menschen auch, sind diese Faktoren ungleich verteilt. Borkenhagen ist daher überzeugt: „Soziale Unterschiede zeigen sich immer stärker am körperlichen Aussehen.“ Attraktive Menschen verdienen mehr und sind besser vor Kündigungen geschützt als weniger normschöne Personen, wie Studien belegen. Daraus folgt: Wer mehr verdient, investiert in sein Äußeres, um sein Einkommen weiter zu erhöhen – ein Teufelskreis entsteht, der die Spaltung der Gesellschaft vertieft. Waschbrettbauch und Sanduhrfigur Dabei entstehen ständig neue Schönheitstrends, die immer mehr Körperteile erfassen. „Ein solcher Trend ist das Einspritzen von Eigenfett und Hyaluron, um ein Waschbrettmuster am Bauch herzustellen, beliebt bei Männern in metro- und homosexuellen Kreisen“, berichtet die Psychoanalytikerin. Zu den aktuellen Hypes bei Frauen zählen mit Hyaluron aufgespritzte Lippen und die sogenannte Sanduhrfigur, die so gut wie immer chirurgischer Hilfe bedarf – ein voluminöser Po, eine starke Brust, eine sehr schmale Taille. „Dieses Körperideal bestimmen Social-Media-Influencer wie die Kardashians“, so Borkenhagen. Trends kommen, Trends gehen aber auch wieder. Borkenhagen betrachtet Körpergestaltungseingriffe, die Moden folgen, deshalb skeptisch und warnt vor den Konsequenzen: „Was machen Mädchen mit aufgespritzten Lippen, wenn das Ideal sich wieder ändert? Das ist keine Dauerwelle, die einfach rauswächst.“ Zudem wisse man noch nicht, was das beständige Aufspritzen auf Dauer mit dem Gewebe macht. Weiteres Beispiel: Piercing hat seinen Höhepunkt 2016 überschritten; wer den Körperschmuck entfernt, weil er nicht mehr zu einem passt, muss mit Narben und Löchern in der Haut rechnen. „Auch Tätowierungen könnten mal wieder aus der Mode kommen“, prophezeit Borkenhagen. Sie stehen unter Krebsverdacht und lassen sich häufig selbst mit Laser nicht vollständig entfernen. Insofern kann es positiv sein, wenn Schönheitstrends abebben – wie etwa bei der radikalen Schamhaarrasur. „Die Schambehaarung nimmt bei jungen Frauen wieder zu“, berichtet Borkenhagen. „Damit nehmen auch die chirurgischen Verkleinerungen der Schamlippen ab.“ Doch ob Schamlippenverkleinerung, Facelift oder Tattoo – eine Feststellung gilt für alle Eingriffe zur Körpergestaltung: „Die ganz überwiegende Mehrheit der Menschen, die sich körperlich optimieren möchte, ist psychisch nicht auffällig“, stellt die Expertin für seelische Aspekte der ästhetischen Chirurgie fest. „Das können wir durch Studien belegen.“
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