Äthiopien: „Stiftung Menschen für Menschen“ meldet Erfolg im Kampf gegen Trachom

Die Trachom-Erkrankung ist Folge einer Infektion mit Chlamydia trachomatis (Serotypen A, B u. C). Die Bakterien können über Schleimhautkontakt oder durch Fliegen übertragen werden. Hier dargestellt Chlamydia-trachomatis-Einschlusskörperchen. Illustration: © Kateryna_Kon –Fotolia.com

Die „Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe“ konnte in Äthiopien einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen das Trachom leisten.

In Europa ist es eine längst vergessene Krankheit: In Äthiopien leiden auch heute noch zahlreiche Menschen am Trachom. Die schmerzhafte Augeninfektion ist hoch ansteckend. Bleibt sie unbehandelt, vernarbt das Lid und das Auge erblindet. Verhindern lässt sich das mit einer kleinen Operation. Eigenen Angaben zufolge hat die “Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe” bisher mehr als 64.000 Kindern, Frauen und Männern mit einer Augenoperation geholfen.
Mit einer Schwerpunktaktion in zwei Projektgebieten hat die Äthiopienhilfe darüber hinaus 210.000 Menschen fünf Jahre lang jährlich mit entzündungshemmenden Mitteln versorgt, Aufklärung über Hygienemaßnahmen betrieben und die Versorgung mit sauberem Wasser sichergestellt. Besonders die Zahl der Kinder, die von Trachom betroffen waren, so teilt die Stiftung mit, habe durch das Maßnahmenpaket erheblich gesenkt werden können.

Schwerpunktaktion für 210.000 Menschen
Fünf Jahre dauerte die Schwerpunktaktion der Hilfsorganisation Menschen für Menschen zur Bekämpfung von Trachom. Durchgeführt wurde die Kampagne in zwei Projektregionen der Äthiopienhilfe, in denen 2011 mehr als die Hälfte der Kinder unter zehn Jahren von der gefährlichen Augenentzündung betroffen waren. „Nun wurde die Wirkung der Maßnahmen untersucht, mit einem eindrucksvollen Ergebnis“, berichtet die Stiftung: „Die Zahl der unter Zehnjährigen, die von Trachom betroffen sind, ist drastisch gesunken. In dem Projektgebiet Ginde Beret von ursprünglich 62 Prozent auf 6,2 Prozent und in Abune Ginde Beret von ursprünglich 50 Prozent auf 3,2 Prozent.“
Im Rahmen der Schwerpunktaktion, die im Mai 2012 begann, wurden über fünf Jahre hinweg rund 210.000 Menschen jährlich mit entzündungshemmenden Mitteln versorgt. Die beiden Projektregionen sind gemeinsam so groß wie das Saarland, und die entlegenen Dörfer sind meist auch nur zu Fuß erreichbar. Die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten sowie Augenlicht-rettenden Operationen am Augenlid im letzten Stadium der Krankheit sind jedoch nur zwei Komponenten, um die Krankheit langfristig zu besiegen, betont die Stiftung. In erster Linie müssten die Hygienestandards verbessert werden, etwa durch die Errichtung von Latrinen sowie die Schaffung und langfristige Sicherung des Zugangs zu sauberem Wasser.

Die S.A.F.E.-Strategie
Die Stiftung „Menschen für Menschen“ folgt laut eigener Mitteilung in der Umsetzung ihrer Aktion gegen das Trachom der S.A.F.E.-Strategie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), in der die einzelnen Komponenten zusammengefasst sind:
Surgery: Eine Operation am Augenlid und die letzte Notmaßnahme, um im Endstadium der Krankheit das Augenlicht der Betroffenen zu retten.
Antibiotics: Eine Behandlungs- und Vorbeugemaßnahme, bei der die Bevölkerung einer Region durchgängig mit einem entzündungshemmenden Mittel behandelt wird.
Facial Cleanliness: Aufklärung über die Ursachen von Trachom und wie sich die Krankheit durch einfache hygienische Maßnahmen wie regelmäßiges Waschen des Gesichtes vermeiden lässt.
Environmental Improvement: Die Versorgung mit sauberem Wasser durch den Bau von Brunnen und Quellfassungen sowie die Errichtung von Latrinen.

6956 Paar Augen: Evaluierung und Ergebnis
„Im Februar 2017 waren insgesamt vier Teams in den entlegenen Dörfern der Projektregionen unterwegs, um die Bevölkerung auf Anzeichen von Trachom zu untersuchen. Geleitete wurde die Untersuchung von Dr. Asfaw Wondimu, der als Augenarzt und Berater in Äthiopien seit vielen Jahren vergleichbare Evaluierungen durchführt“, berichtet die Stiftung. Insgesamt seien 6956 Menschen untersucht  worden – vom Kleinkind bis zur Großmutter. Dabei seien nicht nur die Augen untersucht worden, sondern auch die Umsetzung der anderen Komponenten der S.A.F.E.-Strategie.
„Generell sollte nach einer Schwerpunktaktion wie in Abune Ginde Beret und Ginde Beret die Prävalenz von Trachom bei fünf Prozent und darunter liegen, erst dann gilt die Aktion als erfolgreich durchgeführt und es muss keine weitere Runde antibiotischer Mittel verteilt werden“, erklärt die Stiftung. Diesen Erfolg könne „Menschen für Menschen“ in Abune Ginde Beret verzeichnen, wo in den kommenden drei Jahren weiterhin beobachtet werde, ob sich die Krankheit wieder ausbreitet. Nach diesen drei Jahren Beobachtungsphase erfolge dann eine neuerliche Evaluierung. Erst wenn diese den Erfolg der Aktion bestätige, könne die Region als „trachomfrei“ deklariert werden.
Im Projektgebiet Ginde Beret, wo die Prävalenz zwar von 62 Prozent auf 6,2 Prozent habe reduziert werden können, müssten nochmals eine Runde entzündungshemmender Mittel ausgegeben und eine abermalige Untersuchung durchgeführt werden.

Informationen über „Menschen für Menschen“: www.menschenfuermenschen.de

Quelle: Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe