Aktualisiertes Weißbuch Gastroenterologie vorgelegt: Experten fordern mehr Forschungsförderung30. Oktober 2019 Foto: © ALDECAstudio/Adobe Stock Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hat die aktualisierte dritte Auflage ihres Weißbuchs Gastroenterologie veröffentlicht. Die darin dokumentierten Zahlen zeigen: Krankheiten der Verdauungsorgane sind Volkskrankheiten, die mehr Forschung und neue Präventions- und Behandlungskonzepte erfordern. Krankheiten der Verdauungsorgane nehmen in Deutschland weiterhin zu. Ein Beispiel sind Fettlebererkrankungen: Schätzungen zufolge haben bereits rund 42 Prozent der Deutschen eine Fettleber – meist ohne es zu wissen. Eine Verfettung der Leber kann langfristig zur Zirrhose und Leberkrebs führen. Fehlfunktionen der Verdauungsorgane wirken aber auch außerhalb des Magen-Darm-Trakts. Sie gelten als Motor für viele Zivilisationskrankheiten: So weisen Studien darauf hin, dass Störungen des Darmmikrobioms bei der Entstehung von Diabetes mellitus oder Depressionen eine Rolle spielen. Rund 2,5 Millionen Behandlungen von Patienten mit Krankheiten der Verdauungsorgane – von Bauchspeicheldrüsenentzündungen über chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bis hin zu Speiseröhrenkrebs – werden hierzulande jedes Jahr in Krankenhäusern durchgeführt. Rund 61.000 Menschen sterben jedes Jahr an Krankheiten der Verdauungsorgane. Krebserkrankungen der Verdauungsorgane haben, gemessen an den Überlebensraten, die schlechteste Prognose – vor allem für Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkrebs und Krebs der Gallenwege müssen effektivere Therapien entwickelt werden. Nach den Herz-Kreislauf-Leiden sind die Krankheiten der Verdauungsorgane die zweithäufigsten Krankheiten der Deutschen. „Angesichts solcher Fakten ist es umso erstaunlicher, dass die Krankheiten der Verdauungsorgane in der Priorisierung der Gesundheitspolitik und Wissenschaftsförderung nicht weiter vorne rangieren. Bis heute ist beispielsweise eine Förderung durch koordinierte Projekte der Wissenschaftsförderung des Bundes ausgeblieben – das muss sich dringend ändern!“, mahnt Prof. Frank Lammert, Präsident der DGVS und Direktor der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums des Saarlandes. Fehlfunktionen der Verdauungsorgane wirken über den Magen-Darm-Trakt hinaus: Der Gastrointestinaltrakt hat eine Steuerungsfunktion für den gesamten Organismus. Insofern sind Krankheiten der Verdauungsorgane Motor für viele andere Zivilisationskrankheiten. Studien weisen darauf hin, dass etwa Fehlfunktionen des Darms und Störungen des Darm-Mikrobioms bei der Entstehung von Diabetes mellitus, Herzschwäche, Depressionen, Morbus Parkinson und Alzheimer eine Rolle spielen. Die genauen Zusammenhänge sind bislang noch wenig bekannt. „Das wissenschaftliche Gesamtverständnis über Verdauungskrankheiten und die Wechselwirkungen zwischen Fehlfunktionen von Verdauungsorganen und anderen Volkskrankheiten müssen besser erforscht werden – nur so kann es gelingen, wirksame Präventions- und Behandlungskonzepte zu entwickeln. Diese hätten nicht nur das Potenzial, die Prognose von Krankheiten des Magen-Darm-Trakts, sondern auch von Herz-Kreislauf-Krankheiten, Stoffwechselstörungen und neurologischen Krankheiten zu verbessern“, so Lammert. Die DGVS setzt sich deshalb für die Schaffung eines organübergreifenden Forschungsverbunds in Form eines Nationalen Präventionszentrums Gastroenterologie ein. Das vom Center for Health Economics Research Hannover (CHERH) unabhängig erstellte Weißbuch der DGVS soll eine validierte Zahlengrundlage schaffen, auf deren Basis Diskussionen über die Gegenwart und Zukunft der Versorgung der Volkskrankheiten der Verdauungsorgane in Deutschland geführt werden können. Die Kapitel des Weißbuchs stellen die medizinischen Aspekte, aktuellen epidemiologischen Parameter und Kosten der wichtigsten gastroenterologischen Krankheiten dar. Für die aktuelle dritte Auflage des Weißbuchs Gastroenterologie wurden alle verfügbaren statistischen Daten aktualisiert, eine erneute Literaturrecherche zu den gesundheitsökonomischen Daten durchgeführt und weitere gastroenterologische Krankheitsbilder – beispielsweise die Divertikelkrankheit – ergänzt.
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