Akustikusneurinom: Nicht bildgebende Verfahren ungeeignet

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Gegenwärtig werden alle Patienten mit asymmetrischem sensorineuralem und/oder unilateralem audiovestibulärem Hörverlust auch mittels Magnetresonanztomographie untersucht; dies führt zu einem erhöhten Aufkommen von MRI mit negativem Befund, da die Inzidenz eines Akustikusneurinoms in der gescreenten Population zwischen 1 % und 4,7 % schwankt.

Ein Akustikusneurinom ist ein gutartiger Tumor, der von den Schwann‘schen Zellen des vestibulären Anteils des Hör- und Gleich­gewichtsnerven ausgeht und im inneren Gehörgang, bei größerer Ausdehnung auch im Kleinhirnbrückenwinkel, gelegen ist. Das Akustikusneurinom ist histologisch ein Vestibularis-Schwannom. Die eigentlich falsche Bezeichnung als Akustikusneurinom ist derzeit aber noch klinisch üblich.

Ziel einer aktuellen Studie (diagnostisches Review und Metaanalyse) niederländischer HNO-Ärzte war die Untersuchung der diagnostischen Genauigkeit verschiedener nicht bildgebender Screening-Verfahren. Hierzu durchsuchten die Autoren MEDLINE, Embase und die Cochrane-Datenbank bis Juli 2016.

Es wurden 12 Studien mit insgesamt 4969 Patienten analysiert; die Qualität der Studien war niedrig bis moderat. Die meisten Studien testeten die diagnostische Akkuratesse mehrerer Screening-Verfahren. 5 Reinton-Audiometrieprotokolle wurden von den Autoren analysiert. Die Sensitivität rangierte zwischen 88 % (95 % Konfidenzintervall, 84-91) und 91 % (95 % Konfidenzintervall, 52 – 99), die Spezifität rangierte zwischen 31 % (95 % Konfidenzintervall, 10-66) und 58 % (95 % Konfidenzintervall 49-65).

In 5 Studien fand die Hirnstamm-Audiometrie Anwendung, deren Sensitivität zwischen 37 % (95 % Konfidenzintervall, 23-52) und 100 % (95 % Konfidenzintervall, 40-100) lag, die Spezifität zwischen 57 % und 96 % (95 % Konfidenzintervall, 87-100).

Alle gefundenen Untersuchungen hatten ein moderates bis hohes Risiko der Verzerrung, und keines der gegenwärtig verfügbaren nicht bildgebenden Screening-Verfahren erscheint zum Nachweis eines Akustikusneurinoms geeignet. (am)

Quelle: Hentschel et al. Clin Otolaryngol. 2017 Aug;42(4):815-823.