Akute Querschnittlähmung: Antikörper-Therapie kann Nervenregeneration bei bestimmten Patienten verbessern6. Januar 2025 Können Muskeln besser angesteuert werden, verbessert sich auch die Selbständigkeit der Patienten bei Alltagsaktivitäten wie hier dem Halten eines Smartphones. (Quelle: © Universitätsklinikum Heidelberg) Antikörper können die Rehabilitation von Menschen mit akuter traumatischer Quer-schnittlähmung verbessern. Das berichten Forschende aus Deutschland, der Schweiz, Tschechien und Spanien. Sie konnten auch gut abgrenzbare Patientengruppen identifizieren, die einen klinisch relevanten Behandlungseffekt zeigten. Eine Folgestudie ist bereits im Dezember 2024 gestartet. Die multizentrische klinische Studie (NISCI trial: Nogo-A Inhibition in acute Spinal Cord Injury Study) untersuchte den Antikörper NG 101 (Anti-Nogo-A), der das körpereigene Protein Nogo-A blockiert und damit neutralisiert. Dieses Protein hemmt beziehungsweise verhindert bei einer akuten Verletzung die Regeneration von geschädigten Nervenfasern im Rückenmark, wie in mehreren internationalen Studien im Tiermodell gezeigt werden konnte. Eine Behandlung mit Antikörpern soll diese hemmenden Mechanismen im Körper bremsen und so eine Erholung des Rückenmarks ermöglichen. An der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie nahmen insgesamt 126 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren teil, die an einer akuten kompletten bis inkompletten Querschnittlähmung durch eine Rückenmarksverletzung im Halsbereich litten. 78 Personen wurden mit dem Antikörper behandelt, der direkt in den Spinalkanal injiziert wurde; die übrigen 48 Personen erhielten ein Placebo, das auf die gleiche Weise verabreicht wurde. Ein vollständiger Behandlungszyklus bestand aus sechs Injektionen parallel zur normalen stationären Behandlung. Signifikante Verbesserungen bei inkompletter Querschnittlähmung Eine standardisierte Untersuchung an Hand-Arm-Muskeln zeigte, ob sich motorische Funktionen bei den Patienten erholen. Diese Muskelgruppen sind für Patienten mit Tetraplegie (hohe Querschnittlähmung, die zusätzlich auch die Arm- und Handfunktionen betrifft) von größter Bedeutung im Alltag. Nach sechs Monaten wurde die Wirkung zwischen den mit Antikörpern behandelten und den unbehandelten (Placebo-)Patienten verglichen. Bei Patienten mit einer kompletten Querschnittlähmung zeigten sich keine Verbesserungen der motorischen Funktion. In der Patientengruppe mit inkompletter Querschnittlähmung führte die Behandlung mit Antikörpern zu signifikanten Verbesserungen sowohl in der willkürlichen Ansteuerung der gelähmten Muskeln als auch in der Selbstständigkeit der Patienten im Alltag. Darüber hinaus zeigte sich, dass der Antikörper allgemein gut verträglich ist und bisher keine damit verbundenen Nebenwirkungen aufgetreten sind. Damit zeigt die langjährige, unter Federführung der Universitätsklink Balgrist in Zürich, Schweiz, betriebene Forschung zu Antikörpern in der Rehabilitation ermutigende Erfolge. Nervenverbindungen wachsen in Rückenmarksgewebe nach. (Quelle: © Universitätsklinik Balgrist) Weitere Studien müssen nun diese erstmals erreichten positiven klinischen Befunde bei Patienten mit akuter inkompletter Querschnittlähmung bestätigen. Eine Folgestudie mit einem weiterentwickelten Antikörper wurde bereits im Dezember 2024 gestartet. Hierfür wurden Patientenuntergruppen ausgewählt, bei denen aufgrund der bisherigen Ergebnisse das Potenzial für eine signifikante klinische Verbesserung besteht. Europäische Zusammenarbeit Initiiert und organisiert wurde die multinationale Studie von Prof. Martin Schwab, Universität Zürich) und Prof. Armin Curt, Züricher Universitätsklinik Balgrist, in enger Zusammenarbeit mit Prof. Norbert Weidner vom Universitätsklinikum Heidelberg. Ermöglicht und durchgeführt wurde sie in einem europäischen klinischen Netzwerk (www.emsci.org), dem zahlreiche spezialisierte Zentren zur Behandlung von Patienten mit Querschnittlähmung in Deutschland, der Schweiz, in Spanien und Tschechien angehören. Auch die Follow-Up-Studie wird in diesem Netzwerk stattfinden. Die Herstellung des Prüfantikörpers wurde im Rahmen des CeNeReg-Projektes durch die Zusammenarbeit mit der Regenerative Medicine Technologie Plattform des Wyss Zurich Translational Centers ermöglicht. Das EU-Förderprogramm Horizon 2020, das Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, die Schweizer Paraplegiker-Stiftung, die private Forschungsstiftung Wings for Life, das Projekt CeNeReg des Wyss-Zentrums (der Universität Zürich und der ETH Zürich) sowie die Stiftung International Research in Paraplegia finanzierten die NISCI-Studie.
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