Allergen-Chip identifiziert allergisches Asthma zuverlässig

Foto: nicoletaionescu/stock.adobe.com

Allergisches Asthma oder nicht? Ein neu entwickelter Chip mit 63 Allergenen könnte die Antwort liefern: In einer aktuellen österreichischen Studie mit Asthma-Patienten zeigte sich, dass 70 Prozent der Betroffenen allergisches Asthma hatten.

Ein einfacher Bluttest könnte Asthma künftig nicht nur gezielter und wirksamer, sondern auch kostenschonender therapierbar machen. Forschende der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems) und der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien) haben einen molekularen Allergie-Chip entwickelt, der allergisches Asthma zuverlässig identifiziert.

Eingesetzt bei Teilnehmenden der LEAD-Studie zeigte sich: Über 70 Prozent der Personen mit Asthma waren gegen bestimmte inhalative Allergene sensibilisiert. Für diese Patientengruppe steht mit der allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) eine bewährte Behandlungsoption bereit. Die Ergebnisse eröffnen neue Wege für personalisierte Asthmatherapien – jenseits bloßer Symptombehandlung.

Auf dem Weg zur personalisierten Asthma-Therapie

Trotz der bekannten Vielfalt in Ausprägung und Ursache von Asthma erhalten die meisten Betroffenen eine standardisierte, symptomorientierte Therapie – meist bestehend aus inhalativen Kortikosteroiden und Bronchodilatatoren. In den letzten Jahren wurden diese vereinzelt mit teuren Biologika ergänzt, was die Frage nach der langfristigen Finanzierbarkeit der Versorgung aufwirft.

Dabei ist allergisches Asthma die am weitesten verbreitete Form – und für genau diese steht mit der AIT eine etablierte, ursächliche Therapie zur Verfügung. Was bislang fehlte, war eine präzise Möglichkeit, jene Personen zu identifizieren, die tatsächlich davon profitieren können. Der neue „Asthma-Chip“ soll Abhilfe schaffen.

Chip mit Allergenen aus typischen Quellen

Entwickelt wurde der Chip von Dr. Huey-Jy Huang und ihren Kollegen der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Allergologie und Immunologie an der KL Krems in Zusammenarbeit mit der MedUni Wien und weiteren Partnerinstitutionen. Er enthält 63 definierte inhalativen Allergenmoleküle aus typischen Quellen – etwa Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilzen oder Tierhaare.

Bei der Analyse von Blutproben von 436 Personen mit Asthma aus der LEAD-Studie (Lung, hEart, sociAl, boDy) identifizierte der Test in mehr als 70 Prozent der Fälle spezifische IgE-Sensibilisierungen – ein klares Zeichen für allergisches Asthma. Diese Gruppe zeigte zudem typische klinische Merkmale: jüngeres Alter, bessere Lungenfunktion und seltener Dyspone, allerdings häufiger allergische Bronchitis.

Allergisches Asthma präzise identifizieren

Die Personengruppe mit IgE-Sensibilisierung nutzte häufiger Anti-Histamine und hatte einen geringeren Bedarf an Corticosteroiden. Interessanterweise wiesen die IgE-sensibilisierten Patienten niedrigere Entzündungswerte auf als nicht sensibilisierte Asthma-Patienten – sowohl mit als auch ohne Corticosteroid-Therapie.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Asthmafälle bei Erwachsenen allergisch bedingt ist – und dass wir diese Form rasch und präzise identifizieren können“, sagt Prof. Rudolf Valenta von der MedUni Wien, der die wissenschaftliche Arbeitsgruppe Allergologie und Immunologie an der KL leitet und als Senior-Koautor an der Studie beteiligt war. „Gerade das ist entscheidend, denn allergisches Asthma kann nicht nur symptomatisch, sondern kausal behandelt werden – mit einer allergenspezifischen Immuntherapie.“

Echte Sensibilisierung von Kreuzreaktionen abgrenzen

Im Unterschied zu klassischen Tests mit Allergenextrakten basiert dieser Chip ausschließlich auf gereinigten Allergenmolekülen. Dadurch lassen sich echte Sensibilisierungen klar von unspezifischen Kreuzreaktionen abgrenzen – was einen entscheidenden Vorteil für die Auswahl geeigneter Therapieformen darstellt. Das Verfahren ermöglicht präzise, individuell zugeschnittene Entscheidungen und ist besonders vielversprechend für jüngere Betroffene, bei denen eine frühzeitige Immuntherapie die Entwicklung des Krankheitsbildes nachhaltig beeinflussen kann.

Angesichts steigender Asthma-Inzidenz und wachsender wirtschaftlicher Belastung könnte der Chip künftig einen wichtigen Beitrag zur besseren Ressourcensteuerung leisten. „Wir hoffen, dass dieser diagnostische Zugang bald zur klinischen Routine gehört“, erklärt Valenta. „Er könnte vielen Patientinnen und Patienten den Zugang zu einer effektiven, leistbaren Immuntherapie eröffnen – und zugleich helfen, den unnötigen Einsatz teurer Biologika zu vermeiden.“ Die Studie zeige, wie moderne Diagnostik den Blick auf Asthma verändern kann – weg von pauschalen Behandlungsstrategien, hin zu einer zielgerichteten, evidenzbasierten Versorgung.