Allergien mit einem geringeren Risiko für COVID-19 assoziiert1. Dezember 2021 Foto: ©jarun011 – stock.adobe.com Menschen mit allergischen Erkrankungen haben möglicherweise ein geringeres Risiko für COVID-19 – insbesondere wenn sie auch Asthma haben, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Im Gegensatz zur anderen Studien, waren höheres Alter und männliches Geschlecht nicht mit einem erhöhten Infektionsrisiko assoziiert. Allerdings waren laut der populationsbasierten britischen Studie, asiatische Ethnie, Adipositas, überfüllte Wohnverhältnisse, Treffen in Innenräumen mit Angehörigen anderer Haushalte und eine Berufe mit viel Kontakt zu anderen Menschen – außer medizinische und soziale Berufe – unabhängige Risikofaktoren für COVID-19. Nach Einschätzung der Autoren gibt es mehr und mehr Belege dafür, dass einige Risikofaktoren für eine COVID-19-Erkrankung andere sind als die Faktoren, die das Risiko für eine schwere Erkrankung und Intensivbehandlung erhöhen. Um dies weiter zu beleuchten und herauszufinden welche Rolle demographische und sozioökonomische Faktoren sowie Lebensstil, Ernährung, medizinische Behandlungen und Vorerkrankungen für das COVID-19-Risiko spielen, haben die Autoren detaillierte Informationen zu potenziellen Risikofaktoren für eine Infektion unter britischen Erwachsenen gesammelt, im Zeitraum von Mai 2020 bis Februar 2021. Alle Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen wurden um Informationen zu Alter, Lebensumständen, Beruf, Lebensstil, Gewicht, Größe, chronische Erkrankungen, Medikamenten, Impfstatus, Ernährung und Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zu Beginn der Studie und im weiteren Verlauf. Von 16.081 geeigneten Probanden haben 15.227 mindestens einen monatlichen Follow-up-Fragebogen ausgefüllt, 30 Tage oder mehr nach Beginn der Teilnahme an der Studie. 14.348 haben auch den letzten Fragebogen ausgefüllt am beziehungsweise vor dem 5. Februar 2021. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren durchschnittlich 59 Jahre alt, 70 Prozent waren weiblich und 95 Prozent haben ihre ethnische Herkunft mit „weiß“ angegeben. Insgesamt hatten 446 Personen (fast 3%) mindestens einmal eine nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektion (bestätigt durch Abstrich und PCR oder Antigen-Schnelltest), 32 mussten in eine Klinik eingewiesen werden. Die Studienautoren gehen von einer Reihe von Einflussfaktoren aus: Alter, Geschlecht, Zeitdauer der Studienteilnahme, Ethnie, Testhäufigkeit, Einkommen, Bildung sowie weitere sozioökonomische Faktoren (z.B. Treffen mit anderen Haushalten, Aufsuchen öffentlicher Innenräume), aber auch Bewegung, Alkoholkonsum, Gewicht (BMI), Asthma, Allergien, Nutzung immunsuppressiver Medikamente, inhalierte Kortikosteroide und Bronchodilatatoren, BCG-Impfstatus sowie Ernährungsgewohnheiten. Einige der Faktoren erwiesen sich als unabhängig assoziiert mit einem erhöhten Risiko für COVID-19. So infizierten sich Menschen mit asiatischen Wurzeln mit einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit. Auch überfüllte Haushalte, Treffen mit anderen Haushalten in der Woche vor einer Infektion, die Anzahl der Besuche in öffentlichen Innenräumen, Berufe mit vielen Kontakten (außer Sozialarbeit und Gesundheitsberufe), Übergewicht und Adipositas waren mit einem höheren Infektionsrisiko assoziiert. Dabei zeigte sich, dass je mehr Personen im Haushalt leben und je öfter öffentliche Innenräume aufgesucht wurden desto höher war die Wahrscheinlichkeit sich zu infizieren. Allerdings waren allergische Erkrankungen, wie atopische Dermatitis oder allergische Rhinitis mit unabhängig mit einer um 23 Prozent geringeren Infektionswahrscheinlichkeit assoziiert als bei Personen ohne allergische Erkrankung. Bei den Personen mit allergischer Erkrankung und zusätzlich Asthma, war das Risiko noch niedriger, nämlich um 38 Prozent geringer. Die Assoziation zeigte sich auch nach Berücksichtigung der Nutzung von Steroid-Inhalatoren. Die Einnahme von immunsuppremierenden Medikamenten war mit einem um 53 Prozent niedrigeren Infektionsrisiko assoziiert, was nach Einschätzung der Autoren aber auch daran liegen könnte, dass diese Patientengruppe sich vorsichtiger verhält. Alter, Geschlecht und andere Beschwerden waren nicht mit einem Infektionsrisiko assoziiert. Allerdings hat die Studie Einschränkungen: Als Beobachtungsstudie kann sie keine Aussage zu den Ursachen machen. Weitere Limitationen der Studie war etwa die fehlende Kontrolle der Testungen: Die Studie musste sich auf Rountine-Test verlassen, die wahrscheinlich nur bei symptomatischen Personen gemacht wurden. Dadurch wurden möglicherweise Infektionen ohne Symptome nicht erfasst. Außerdem meldeten sich die Studienteilnehmer aus eigenem Antrieb, sodass bestimmte gesellschaftliche Gruppen unterrepräsentiert sind. (ja)
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]
Mehr erfahren zu: "Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen?" Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen? Depressionen, Schlafstörungen, Schmerzen – Millionen Menschen leiden unter langwierigen medizinischen Problemen. Forschende der Hochschule Fresenius und der Universität Düsseldorf arbeiten an einer ungewöhnlichen Lösung. Ausgerechnet das Ohr wird dabei wichtig.