Allergieprävention: Frühe Gabe von Erdnüssen bei Säuglingen in den USA

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Im Jahr 2017 verkündeten die National Institutes of Health (NIH) eine Kehrtwende in ihrem Ansatz zur Prävention von Erdnussallergien und empfahlen Eltern, ihre Säuglinge bereits im Alter von vier Monaten Erdnüssen auszusetzen, um Erdnussallergien zu verhindern. Eine aktuelle Studie wertete aus, wie die Empfehlungen in den USA bisher umgesetzt wurden.

Seit 2017 habe die frühzeitige Einführung von Erdnüssen bei Eltern und Betreuungspersonen in den USA zugenommen, aber es müsse noch mehr getan werden, um die Richtlinien auf breiterer Basis zu vermitteln, insbesondere an diejenigen, die weniger Zugang zu gesundheitsbezogenen Informationen hätten, berichtet die Studie der Northwestern University und des Ann & Robert H. Lurie Children’s Hospital of Chicago. Von allen befragten Eltern und Betreuungspersonen in den USA gaben 13 Prozent  an, die Leitlinien zu kennen. Insgesamt glaubten 48 Prozent, dass die frühe Gabe von Erdnüssen eine Erdnussallergie verhindert, auch wenn sie die Leitlinien nicht kannten.

„Es gab ein allgemeines Bewusstsein dafür, dass es hilft, wenn ich diese Lebensmittel früh gebe, auch wenn die Familien nicht wussten, dass dies von den NIH-Richtlinien kam“, sagte Dr. Waheeda Samady, Direktorin der klinischen Forschung am Northwestern Center for Food Allergy and Asthma Research in Chicago, USA. „Es gibt noch viel Raum für Wachstum in Bezug auf die Aufklärung von Familien und Ärzten über diese Richtlinien.“ Die Studie ergab, dass ein Kinderarzt, der eine frühe Einführung von Erdnüssen empfahl, der stärkste Faktor dafür war, ob die Eltern oder Betreuer die Richtlinien kannten.

„Diese Studie wirft einen Blick auf etwas, das für die Gesundheitssysteme in den USA noch so neu ist“, sagte die Hauptautorin Dr. Ruchi Gupta. „Als Kinderärztin bin ich mir bewusst, dass es während eines vier- oder sechsmonatigen Termins viel zu jonglieren gibt. Wir müssen Wege finden, um Kinderärzte in ihren Arbeitsabläufen zu unterstützen, damit sie die Präventionsrichtlinien einbeziehen können.“

Die Studie ist die erste landesweite Erhebung, die die Auswirkungen und die Umsetzung der Leitlinien seit ihrer Veröffentlichung vor fünf Jahren untersucht. Sie wurde am 21. Juli 2023 in Pediatrics veröffentlicht. Den Autoren zufolge geben die Ergebnisse Aufschluss darüber, wo amerikanische Eltern bei der Erdnussernährung stehen und wo es Lücken gibt. Dazu gehören:

  • Hindernisse beim Zugang zur Gesundheitsversorgung und systemischer Rassismus, was dazu führt, dass die Informationen bei nicht-weißen, weniger gebildeten und einkommensschwachen Eltern weniger bekannt sind,
  • Unterstützung der Grundversorger bei der rechtzeitigen Bereitstellung dieser Informationen,
  • Aufklärung der Öffentlichkeit über Reaktionen auf Erdnüsse, da dies in der Umfrage als Hauptangst genannt wurde.

Ein Blick auf die Ergebnisse

Die 13 Prozent der Eltern und Betreuer, welche die Richtlinien von 2017 kannten, gaben an, weiß und zwischen 30 und 44 Jahre alt zu sein, ein hohes Bildungsniveau und ein hohes Einkommen zu haben oder ein Kind mit einer Lebensmittelallergie oder einem Ekzem zu betreuen.

Die Forschenden fragten die Befragten, ob sie ihre Kinder

  1. vor dem siebten Lebensmonat (im Alter von etwa vier bis sechs Monaten) und
  2. nach dem siebten Lebensmonat (im Alter von sieben Monaten bis zu einem Jahr) Erdnüssen ausgesetzt haben.

17 Prozent aller Eltern boten erdnusshaltige Lebensmittel erstmals vor dem siebten Lebensmonat an, 42 Prozent taten dies zwischen dem siebten und zwölften Lebensmonat, so das Ergebnis der Studie. Bei den Eltern oder Betreuungspersonen, die sich über die Leitlinien im Klaren waren, wurde die Erdnuss früher eingeführt: 31 Prozent boten sie vor dem siebten Monat an.

Angst vor Reaktionen war der Hauptgrund für die verzögerte Einführung

33 Prozent derjenigen, die die Einführung von Erdnüssen verzögerten, gaben als häufigsten Grund die Angst vor einer Reaktion auf Erdnüsse an. Der Prozentsatz der tatsächlich gemeldeten Reaktionen von Säuglingen und Kindern bei der Einführung von Erdnüssen betrug jedoch nur 1,4 Prozent.

„Frühere Studien haben ergeben, dass die Reaktionen von Säuglingen im Durchschnitt viel milder ausfallen als die von älteren Kindern“, so Samady. „Auf dieser Grundlage würde ich sagen, dass Sie sich mehr Sorgen um Ihr älteres Kind machen sollten, nicht um Ihr fünf Monate altes. Statistisch gesehen sind die Reaktionen in jüngeren Jahren sehr viel milder“.

Die Studie ergab, dass auftretende Reaktionen meist dermatologisch (z.B. Hautausschlag) oder gastroenterologisch (z.B. Erbrechen) waren. „Die Wahrnehmung von Eltern und Betreuern in den USA über die Häufigkeit von Reaktionen bei Kindern ist viel größer als die Realität“, sagte Samady.

Um alle Eltern und Betreuer in den USA zu erreichen, bedarf es eines vielschichtigen Ansatzes, sagte Samady. „Wir müssen alle Kinderärzte erreichen, nicht nur diejenigen, die in akademischen oder wohlhabenden Gebieten arbeiten“, sagte Samady. „Aber wir müssen auch über den Tellerrand hinausschauen.“ Die Informationen sollten beispielsweise auch in Gemeindezentren oder Kindertagesstätten verbreitet werden, so Samady.