Alpha-Gal-Syndrom: Todesfall durch Zeckenstich in den USA2. Dezember 2025 © ondreicka – stock.adobe.com (Symbolbild) Forschende der University of Virginia School of Medicine haben einen Todesfall durch die „Fleischallergie“ beschrieben, die durch Zecken übertragen wird. Ein zuvor gesunder 47-jähriger Mann aus New Jersey (USA) starb plötzlich vier Stunden nach dem Verzehr von Rindfleisch. Die Todesursache war zunächst ungeklärt, bis Dr. Thomas Platts-Mills von der UVA Health in Charlottesville (USA) die Untersuchung übernahm. Der Allergologe Platts-Mills hatte die Allergie ursprünglich entdeckt und gilt bis heute als führender Experte auf diesem Gebiet. Der Fall wurde in „The Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice“ veröffentlicht. Sensibilisierung nach Stich der Lone-Star-Zecke Die Allergie wird durch den Biss der Lone-Star-Zecke (Amblyomma americanum) ausgelöst. Nach einem Stich kann eine Sensibilisierung gegenüber Alpha-Gal, einem in Säugetierfleisch vorkommenden Zucker, entstehen. Sensibilisierte Personen können nach dem Verzehr von Rind-, Schweine- oder Lammfleisch allergische Symptome wie Exanthem, Übelkeit und Erbrechen entwickeln. Forschende hatten zwar tödliche Anaphylaxien als möglich angesehen, jedoch bislang keinen Todesfall bestätigt. Wichtige Informationen für die Öffentlichkeit seien: Erstens, dass starke abdominelle Schmerzen, die drei bis fünf Stunden nach dem Verzehr von Rind-, Schweine- oder Lammfleisch auftreten, als potenzielle Episode einer Anaphylaxie abgeklärt werden sollten. Und zweitens, dass Stiche von Zecken, die länger als eine Woche jucken, oder von Larven (‚Chiggers‘) eine verstärkte Sensibilisierung gegenüber säugetierbasiertem Fleisch hervorrufen können, so Platts-Mills. Im Osten der Vereinigten Staaten sind das, was oft „Chiggers“ genannt wird, häufiger Larven von Amblyomma americanum, die dafür bekannt sind, Menschen zu stechen. Todesfall im Sommer 2024 Der Name des Mannes aus New Jersey wurde nicht veröffentlicht. Er hatte im Sommer 2024 mit seiner Familie gezeltet. Eines Abends aßen sie gegen 22 Uhr ein spätes Steak-Dinner. Um 2 Uhr morgens wachte der Mann mit starken abdominellen Schmerzen, Durchfall und Erbrechen auf. Er erholte sich bis zum Morgen, berichtete aber seinem Sohn, er habe gedacht, er würde sterben. Zwei Wochen später, ohne zu wissen, dass er eine Fleischallergie entwickelt hatte, aß er bei einem Grillfest einen Hamburger. Nach 19 Uhr traten erneut Beschwerden auf, und um 19:37 Uhr fand ihn sein Sohn bewusstlos im Badezimmer. Die Autopsie blieb ohne eindeutiges Ergebnis, die Todesursache wurde als „plötzlicher ungeklärter Tod“ angegeben. Die Ehefrau des Mannes war mit dieser Erklärung jedoch nicht zufrieden und bat einen Arzt um erneute Prüfung des Berichts. Dieser nahm Kontakt mit Platts-Mills’ Team auf, um einen möglichen Zusammenhang mit Alpha-Gal zu untersuchen. Blutprobe bringt Gewissheit Platts-Mills erhielt postmortal entnommene Blutproben des Mannes und stellte fest, dass eine Sensibilisierung gegenüber Alpha-Gal vorlag. Zudem zeigten die Blutuntersuchungen eine ausgeprägte Reaktionslage, wie sie bei tödlichen Anaphylaxien beobachtet wird. Auf Nachfrage erklärte die Ehefrau, ihr Mann habe im betreffenden Jahr keine Zeckenstiche gehabt, jedoch im Sommer mehrere „Chigger“-Stiche an den Knöcheln. Platts-Mills erkannte, dass viele dieser vermeintlichen „Chigger“-Stiche im Osten der USA tatsächlich von Larven der Lone-Star-Zecke stammen. Platts-Mills und sein Team vermuten, dass mehrere Faktoren zur Schwere der Reaktion beigetragen haben könnten, unter anderem der gleichzeitige Konsum von Bier beim Essen, die Exposition gegenüber Beifußpollen sowie körperliche Aktivität am Nachmittag. Die Familie berichtete zudem, dass der Mann nur selten rotes Fleisch gegessen habe. Starke abdominelle Schmerzen Als Reaktion auf den Todesfall appelliert Platts-Mills an Ärzte, auf mögliche Fälle oder Risikopersonen zu achten. Er weist darauf hin, dass in vielen US-Bundesstaaten die Hirschpopulation stark zunimmt und diese Tiere entscheidend zur Verbreitung der den Erreger tragenden Lone-Star-Zecke beitragen. „Es ist wichtig, dass sowohl Ärzte als auch Patienten, die in Regionen mit häufigen Lone-Star-Zecken leben, über das Risiko einer Sensibilisierung informiert sind“, betonte Platts-Mills. „Insbesondere sollten unerwartete Episoden starker abdomineller Schmerzen, die mehrere Stunden nach dem Verzehr von Säugetierfleisch auftreten, auf eine mögliche Sensibilisierung gegenüber dem Oligosaccharid Alpha-Gal untersucht werden.“ (ins)
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