Alternativer Impfansatz: Neue Studie zu Vorzügen von COVID-19-Impfung mittels Nasenspray publiziert

Symbolfoto Nasenspray (Foto: © Anton/stock.adobe.com)

Ein Forscherteam der Freien Universität Berlin (FUB) hat einen umfassenden Vergleich der Wirksamkeit eines mukosalen, replikationskompetenten, aber vollständig abgeschwächten Virusimpfstoffes mit einem monovalenten mRNA-Impfstoff zur Verhinderung der Übertragung von SARS-CoV-2-Varianten durchgeführt.

Die Studie befasst sich mit einer kritischen Herausforderung, mit der die derzeitigen Impfstrategien konfrontiert sind – nämlich mit der begrenzten Fähigkeit intramuskulär verabreichter Impfstoffe, robuste mukosale Immunreaktionen in den oberen Atemwegen zu induzieren, dem Hauptort der Infektion und der Virusausscheidung.

Die Forscher verglichen die Wirksamkeit des abgeschwächten Lebendimpfstoffes (LAV) sCPD9-ΔFCS und des monovalenten mRNA-Impfstoffes BNT162b2 bei der Verhinderung der Ausbreitung von zwei SARS-CoV-2-Varianten: der angestammten B.1 und der Omicron BA.5 in syrischen Hamstern. Sie untersuchten die Leistung der Impfstoffe in zwei verschiedenen Szenarien.

Im ersten Szenario bewerteten sie die Schutzwirkung der beiden Impfstoffe, indem sie geimpfte syrische Hamster infizierten Gegenspielern aussetzten. Hier blockierte der LAV-Impfstoff die Infektion vollständig, während der mRNA-Impfstoff keinen nennenswerten Schutz vor einer Infektion bot. Im zweiten Szenario wurde die Übertragung des Challenge-Virus von geimpften und anschließend infizierten Hamstern auf unbedarfte Kontaktpersonen untersucht. In diesem Szenario wurde die Übertragung durch den LAV-, nicht aber durch den mRNA-Impfstoff blockiert oder stark unterdrückt. Diese Ergebnisse zeigten laut den Forschenden eindeutig, dass der LAV sCPD9-ΔFCS den mRNA-Impfstoff bei der Verhinderung der Virusübertragung in beiden Szenarien deutlich übertraf.

Dr. Jakob Trimpert, Virologe an der Freien Universität Berlin und einer der Hauptautoren der Studie, erklärt: „Unsere Ergebnisse liefern überzeugende Beweise für die Vorteile von lokal verabreichten abgeschwächten Lebendimpfstoffen gegenüber intramuskulär verabreichten mRNA-Impfstoffen. Dies ist ein bedeutender Fortschritt bei der Verbesserung unserer Fähigkeit, Infektionen zu verhindern und die Virusübertragung zu reduzieren, insbesondere im Zusammenhang mit neu auftretenden SARS-CoV-2-Varianten.”

Die COVID-19-Pandemie hat dem Team zufolge Forschung und Gesellschaft vor nie dagewesene Herausforderungen gestellt, und  unterstreicht die Notwendigkeit innovativer Impfstrategien. Der LAV sCPD9-ΔFCS, der durch die Deoptimierung von Codon-Paaren entwickelt wurde, bietet nach Auffassung der an der Studie beteiligten Wissenschaftler eine vielversprechende Lösung. Der Grund: Er induziert eine starke Schleimhautimmunität im Respirationstrakt und eine systemische Immunität gegen eine Reihe von SARS-CoV-2-Antigenen.

“Unsere Studie hat die Unzulänglichkeiten bestehender Impfstoffe behoben und das Potenzial intranasal verabreichter Impfstoffe unterstrichen, eine wirksamere Barriere gegen die Infektion zu schaffen, die Virusvermehrung zu verhindern und die Übertragung abzuschwächen”, erklärt Dr. Dusan Kunec, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Virologie der Freien Universität Berlin, Mitautor und leitender Forscher der Studie.

Die Ergebnisse der Studie haben dem Forschungsteam zufolge erhebliche Auswirkungen auf die Zukunft der COVID-19-Impfstrategien. Die Überlegenheit von sCPD9-ΔFCS bei der Verhinderung der Übertragung deute auf einen vielversprechenden Weg für die weitere Erforschung und Entwicklung intranasaler Impfstoffe hin, die eine potenzielle Lösung für die Herausforderungen durch neu auftretende Varianten bieten.

Die Rocketvax AG hat zusammen mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) diese Studie finanziell unterstützt, die im Rahmen eines gemeinsamen Projektes des Schweizerischen Nationalfonds (SNF, Nationales Forschungsprogramm „COVID-19”, NFP 78) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Recoding the SARS-CoV-2 Genome – A Multidisciplinary Approach to Generate Live-Attenuated Coronavirus Vaccines” durchgeführt wurde. Die Berliner Forscher arbeiten gemeinsam mit Rocketvax an der weiteren Entwicklung des Impfstoffes.