Alzheimer sichtbar machen: PET-Scans als Schlüssel zu neuen Therapien16. April 2024 Die Referenten bei der Presekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin. (Foto: © Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin) Voraussichtlich im Mai startet voraussichtlich die ENABLE-Studie, die den Zusatznutzen der Amyloid-Positronen-Emissions-Tomographie(PET) untersuchen soll. Die Ergebnisse werden auch Einfluss auf die zukünftige Behandlung der Erkrankung haben – die EMA-Zulassung des Amyloid-Antikörpers Lecanemab wird mit Spannung erwartet. Der Nachweis von Amyloid-Veränderungen, unter anderem mit Amyloid-PET, wird für eine solche Behandlung Voraussetzung sein. Wir können mehr für die wachsende Zahl von Menschen tun, die an der Alzheimer-Demenz erkranken. Ein wichtiger Schritt dorthin wäre die Erstattung und konsequente Anwendung von PET-Scans zum Nachweis der Alzheimer-auslösenden Amyloid-Plaques im Gehirn, um eine gezielte Therapie zu ermöglichen – auch schon in frühem Stadium. So lautete das Fazit des Pressegesprächs „Alzheimer im Gehirn sichtbar machen – PET-Scans als Schlüssel zu neuen Therapien“, zu dem die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin zum Auftrakt ihres Jahreskongresses unter Mitwirkung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie eingeladen hatte. Sechs Experten – darunter Nuklearmediziner, Neurologen und Psychiater – stellten den Stand der Technik, die Empfehlungen der S3-Leitlinie „Demenz“ und die täglichen Herausforderungen im klinischen Alltag bei der Diagnostik und Therapie der Alzheimer-Demenz dar. Eine Patientin schilderte, wie sie die Einschränkungen ihres Alltags durch ihre Erkrankung erlebt. Prof. Markus Luster, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin und Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Marburg, hob die führende Rolle Deutschlands in der nuklearmedizinischen Forschung und Entwicklung hervor. Mit erfolgreichen Projekten wie der ENABLE-Studie zur Alzheimer-Diagnostik und der Prostatakarzinom-Theranostik trage Deutschland maßgeblich zur Gestaltung zukünftiger medizinischer Innovationen bei, erklärte Luster. Dennoch habe die Technologie hierzulande mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Ein Beispiel dafür erläuterte Prof. Lars Timmermann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Marburg: „Die neue S3-Leitlinie ‚Demenzen‘ empfiehlt PET-Scans zur Diagnostik von Amyloid-Plaques mit höchster Evidenzstufe, wenn nach klinischer und neuropsychologischer Untersuchung und gegebenenfalls Liquorbiomarkern die Diagnose Alzheimer nicht eindeutig gestellt werden kann“, erklärte der Neurologe. Jedoch scheitere die Umsetzung in der Praxis immer wieder daran, dass die Erstattung der Technologie zu restriktiv gehandhabt werde und die dafür erforderliche, schwach radioaktiv markierte Spürsubstanz 18F-Amyloid oft nicht rechtzeitig zur Verfügung stehe. Dadurch verzögere sich nicht nur eine exakte Diagnose, sondern in der Folge auch eine gezielte Therapie. Einen konkreten Nutzen der PET in der Alzheimer-Diagnose sieht Prof. Alexander Drzezga, Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Köln und Direktor des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin (INM-2) am Forschungszentrum Jülich, darin, dass die PET „die erste nichtinvasive Technologie ist, die beim lebenden Menschen Ort, Art und Menge zentraler Neuropathologien der Alzheimer-Erkrankung direkt im Gehirn nachweisen kann“. So könne die Alzheimer-Erkrankung eindeutig von anderen Ursachen der Demenz unterschieden und viel früher, auch vor dem Stadium der manifesten Demenz, diagnostiziert werden, erklärte Drzezga. Die PET-Technologie habe die erfolgreiche Etablierung neuer Therapieverfahren erst ermöglicht, weil sie die für eine bestimmte Therapieform geeigneten Patienten zu identifizieren helfe. Auch für die Entscheidung zwischen bereits zugelassenen Therapien leiste sie wichtige Hilfestellungen. „Die deutlichen Versorgungslücken bei der Diagnose von Demenzen und Demenzursachen behindern den Zugang Betroffener zu spezifischer Therapie, zu Risikoreduktion und individueller Beratung und Unterstützung“, fasste Prof. Stefan Teipel, Leiter der klinischen Demenzforschung und stellvertretender Standortsprecher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Rostock/Greifswald die Situation zusammen. Das erhöhe das Risiko für Hospitalisierung und überlaste die Angehörigen. Im Mai 2024 soll nun die ENABLE-Studie starten, die an 1126 Patienten den Zusatznutzen der Amyloid-PET im Vergleich zur S3-Leitliniendiagnostik ohne Amyloid-PET zeigen soll. Damit könne die Studie eine evidenzbasierte Entscheidung zur Organisation und Finanzierung der Demenzdiagnostik in Deutschland unterstützen, waren sich die Experten einig.
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