Ambulant erworbene Pneumonie bei Kindern: Kürzere Antibiotikatherapie ist für die Jüngsten besser

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Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie ist bei nicht hospitalisierten Kindern mit ambulant erworbener Pneumonie (CAP) eine fünftägige Behandlung mit Antibiotika einer zehntägigen Therapie überlegen.

Die von Forschenden des Vanderbilt University Medical Center in Nashville (USA) geleitete Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit der vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) finanzierten Antibacterial Resistance Leadership Group durchgeführt. Alle in die Analyse aufgenommenen Kinder stammten aus einem von acht medizinischen Zentren in den USA. Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler war es zu ermitteln, ob eine Strategie mit Antibiotika über einen kürzeren Zeitraum als die typischen zehn Tage bei CAP-Patientinnen und -Patienten im Alter von weniger als sechs Jahren besser funktionieren würde.

„Es ist entscheidend, dass wir den Einsatz unnötiger Antibiotika minimieren, sowohl um das Risiko von Nebenwirkungen von Antibiotika zu eliminieren, als auch, um das Fortschreiten antimikrobieller Resistenzen, einer globalen Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, zu verlangsamen“, erklärt Erstautor Dr. Derek Williams vom Kinderkrankenhaus Monroe Carell Jr. am Vanderbilt University Medical Center. „Manchmal bedeutet das, überhaupt keine Antibiotika zu verwenden. In anderen Fällen, wenn Antibiotika erforderlich sind, bedeutet dies, das richtige Antibiotikum in der richtigen Dosis und nur so lange wie nötig zu wählen, um die Infektion wirksam zu behandeln“, ergänzt der Mediziner.

Studien in der Vergangenheit hätten gezeigt, dass eine Antibiotikabehandlung mit einer Dauer von weniger als zehn Tagen bei Pneumonien gut wirken kann. Jedoch, so heißt es in einer Pressemitteilung der Vanderbilt University Medical Center zu der neuen Veröffentlichung, seien in diesen älteren Arbeiten nicht alle möglichen negativen Auswirkungen der Antibiotika oder die möglichen Schäden durch einen unnötigen Antibiotikaeinsatz untersucht worden. „SCOUT-CAP ist die erste klinische Studie, die dieses besondere innovative Studiendesign verwendet, das sowohl das Ansprechen auf die Therapie als auch die möglichen Nebenwirkungen dieser Therapie berücksichtigt“, betont der korrespondierende Autor, Dr. Buddy Creech. Er ist Direktor des Vanderbilt Vaccine Research Program und leitender Forscher der Vaccine and Treatment Evaluation Units.

„Die Verwendung dieses Ansatzes in zukünftigen Studien kann es uns ermöglichen, die Therapie für eine Reihe von Infektionskrankheiten bei Kindern und Erwachsenen zu optimieren“, sagt Creech.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten 380 Kinder im Alter von sechs Monaten bis unter sechs Jahren, bei denen eine CAP diagnostiziert und denen eine ambulante Antibiotikabehandlung verschrieben wurde. In der randomisierten Studie führte eine fünftägige Antibiotikakur zu einem ähnlichen Ansprechen wie die zehntägige Strategie. Da die Wahrscheinlichkeit des Behandlungserfolgs und die Nebenwirkungsprofile sich zwischen den beiden Gruppen nicht unterschieden, kamen die Forschenden zu dem Schluss, dass die Kurzzeittherapie der Standardtherapie überlegen war. Darüber hinaus führte die kürzere Antibiotikatherapie zu einer deutlich geringeren Häufigkeit von Antibiotikaresistenzgenen in dieser Gruppe.

„Diese Daten können sofort von Klinikern angewendet werden”, sagt Williams. “Wir hoffen, dass diese Studie dazu beitragen wird, das Paradigma für Lungenentzündung im Kindesalter hin zu vernünftigeren Behandlungsansätzen zu verschieben, was zu einer sichereren und effektiveren Behandlung führt.”

Laut Creech wollen sich die Forschenden in zukünftigen Arbeiten darauf konzentrieren, Kinder mit Lungenentzündung zu identifizieren, die möglicherweise überhaupt keine Antibiotikatherapie benötigen. Als Hintergrund erklärt er, dass die Mehrheit der Lungenentzündungen bei Kindern in den USA möglicherweise auf Virusinfektionen zurückzuführen seien.