Ambulante Versorgung mit Physician Assistants sicherstellen18. April 2024 Volker Schrage (Foto: Lars David Neill, KVWL) Auf dem Gesundheitskongress des Westens wurde die Bedeutung von Physician Assistants für die ambulante Versorgung hervorgeboben. Der KVWL-Vorstand forderte eine Vergütung für „Teampraxen”. „Die Teampraxis – wie kann Patientenversorgung auf ein neues Level gehoben werden?“ war Thema einer Podiumsdiskussion beim Gesundheitskongress des Westens (GdW) in Köln am 17. April. Welche neuen Berufsbilder braucht es dafür? Und welche Anreize muss der Gesetzgeber schaffen? Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), bezog deutlich Stellung: „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren und müssen jetzt schnell und entschieden handeln! Denn die Sicherstellung der ambulanten Versorgung – insbesondere bei den Hausärzten – steht unter einem enormen Druck. Wir benötigen noch mehr Delegation, mehr Entlastung. Ansonsten droht uns ein Praxen-Kollaps.“ Laut KVWL ist Zeit die knappe Ressource bei den Niedergelassenen. Die Gründe dafür seinen unter anderem Bürokratie, Nachwuchs- und Fachkräftemangel, ein erhöhter Behandlungsbedarf aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung der Patienten sowie das hohe Durchschnittsalter derjenigen, die zurzeit eine eigenständige Praxis betreiben. „Am Modell der Teampraxis führt kein Weg mehr vorbei“ „Der demografische Wandel macht sich in der Ärzteschaft immer stärker bemerkbar, 40 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte in Westfalen-Lippe sind über 60 Jahre alt. Uns fehlen derzeit allein 240 Hausärzte, um überall von einer hundertprozentigen Versorgungsquote sprechen zu können. Der Versorgungsdruck ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, darum muss eine noch stärkere Delegation in den Praxen stattfinden. Wir müssen die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen, am Modell der Teampraxis führt kein Weg mehr vorbei. Denn anders ist die tägliche Patientenversorgung nicht mehr zu schaffen“, erklärte Schrage. Für eine zukunftsgerechte Versorgung brauche es eine neue und individuelle Arbeitsverteilung in den Praxen. „Schon heute entlasten viele qualifizierte Medizinische Fachangestellte die Ärztinnen und Ärzte, übernehmen zahlreiche Aufgaben im Arbeitsalltag. Ein weiterer Stützpfeiler künftiger Delegation sind Physician Assistants. Das zeigen schon jetzt die ersten Ergebnisse aus unserem Modellprojekt“, so Schrage. Positive Halbzeitbilanz Gemeinsam mit der Hochschule für Gesundheit, Soziales und Pädagogik Rheine (EUFH Rheine) und der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants e. V. (DGPA) hatte die KVWL im vergangenen Jahr ein zweijähriges Modellprojekt gestartet. Es soll wissenschaftlich belegen, welche Vorteile der Einsatz von Physician Assistants in der ambulanten Versorgung bietet. Die Halbzeitbilanz des Projekts, das kürzlich in Berlin den Fachpreis „Ausgezeichnete Gesundheit – Exzellente Beispiele ambulanter Versorgung“ erhielt, ist den teilnehmenden Praxen zufolge überwiegend positiv: Es gibt keine Akzeptanzprobleme seitens der Patienten, schon im ersten Quartal des Projekts konnten Physician Assistants bis zu 20 Prozent der Patientenkontakte übernehmen – Tendenz steigend. „Das Modell zeigt schon jetzt sehr deutlich, wie stark Physician Assistants die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen entlasten können. Die Politik muss daher dringend entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, damit der Einsatz wirtschaftlich ist und eine Teampraxis in der Versorgungsrealität bestehen kann”, forderte Schrage. Mit Blick auf die Abrechnung müsse die verpflichtende Vorgabe eines persönlichen Arzt-Patienten-Kontaktes abgeschafft werden, so Schrage weiter. „Das sind falsche Anreize, die inzwischen aus der Zeit gefallen sind. Ein Praxis-Patienten-Kontakt reicht an vielen Stellen sicherlich aus. Wir fordern daher eine Vergütung für Teampraxen, die Leistungen müssen angemessen honoriert werden“, so der stellvertretende KVWL-Vorstandsvorsitzende.
Mehr erfahren zu: "Kampf gegen Antibiotikaresistenzen: Keime wegleuchten" Kampf gegen Antibiotikaresistenzen: Keime wegleuchten Schweizer Forschende entwickeln eine Beschichtung, deren keimtötende Wirkung mittels Infrarotlicht aktivierbar ist. Zudem ist die Kunststoffschicht hautverträglich und umweltfreundlich. Eine erste Anwendung wird derzeit für die Zahnmedizin umgesetzt.
Mehr erfahren zu: "Warken offen für finanzielle Anreize bei Vergabe von Arztterminen" Warken offen für finanzielle Anreize bei Vergabe von Arztterminen Die Gesundheitsversorgung soll effizienter werden. Können Gebühren und Boni bei einer stärkeren Steuerung von Praxisterminen helfen? Gesundheitsministerin Nina Warken sieht verschiedene Optionen.
Mehr erfahren zu: "Künstliche Intelligenz sagt Risiko von mehr als 1000 Erkrankungen vorher" Künstliche Intelligenz sagt Risiko von mehr als 1000 Erkrankungen vorher Während ChatGPT darauf trainiert wurde, Textbausteine vorherzusagen, kann ein neues GPT-Modell offenbar das Risiko für eine Vielzahl von Krankheiten Jahre im Voraus abschätzen. Kommt jetzt „HealthGPT“?