AMD-App: Progression genauer verfolgen, Therapie besser abstimmen15. Dezember 2020 Dr. Mahdy Ranjbar, Oberarzt und Leiter der deutschen Studie, UKSH/Universität Lübeck. Foto: NorDigHealth Jeder vierte Deutsche über 60 Jahre leidet unter der altersbedingten Makula-Degeneration (AMD). Die Volkskrankheit betrifft im Spätstadium statistisch gesehen eine halbe Millionen Menschen*. Ein deutsch-dänisches Medizinprojekt mit Ärzten aus Lübeck, Roskilde und Køge setzt auf die AMD-Früherkennung per App. Die ersten Tests verliefen laut Mitteilung der Universität Lübeck vielversprechend. AMD gilt als nicht heilbar, aber ihr Verlauf kann wesentlich beeinflusst werden, wenn die Patienten rechtzeitig reagieren. Die Entwicklung der AMD-App ist Teil des europäischen Interreg-Projekts NorDigHealth**, das mit Fördermitteln der Europäischen Union unterstützt wird. Mediziner des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein aus Lübeck testen zurzeit den Prototypen mit ihren Kollegen von der Augenklinik des Universitätskrankenhaus Seeland im dänischen Roskilde.Die Dänen verfügen über längere Erfahrung in der Entwicklung von digitaler Gesundheitstechnik. Die Deutschen tragen zu einer fundierten Lösung durch ihr anders gelagertes Gesundheitssystem bei. Die deutsch-dänische Zusammenarbeit ermöglicht, die Daten auf Basis einer größeren Testpopulation in unterschiedlichen Umgebungen zu validieren. Der Präzisionsgrad der App erhöht sich dadurch.Digitale FrüherkennungDie deutschen und dänischen Mediziner versprechen sich durch die digitale Früherkennung über die AMD-App, dass die Entwicklung der Krankheit genauer verfolgt und die Behandlung besser abgestimmt werden kann. Die App, so heißt es, ermögliche eine viel größere Präzision in der Verlaufsbeobachtung als die häufig verwendete Amsler-Karte.Dr. Mahdy Ranjbar, Oberarzt und Leiter der deutschen Studie, UKSH/Universität Lübeck erläutert: „Die AMD-App wird den Patienten mit Augenleiden vor allem drei Vorteile bringen: Sie stärkt den autonomen Umgang mit der Erkrankung. Sie macht es einfacher, die Entwicklung der Krankheit einzuschätzen, damit man zur rechten Zeit behandelt werden kann. Und schließlich bringt diese digitale Früherkennungsmöglichkeit Vorteile für die Patienten, die in ländlichen Räumen sehr lange Wege zum Facharzt haben.“Sein dänischer Kollege Prof. Torben Lykke Sørensen, Oberarzt an der Augenklinik des Universitätskrankenhaus Seeland, ergänzt: „In Dänemark gibt es schon heute viel Erfahrung im Bereich der digitalen Medizin. Diese Expertise wollen wir in unser dänisch-deutsches Projekt einfließen lassen. Für das Universitätskrankenhaus Seeland ist das Projekt sehr wichtig, weil wir mit Patienten in Kontakt stehen, die nicht oder nicht ausreichend häufig unser Krankenhaus besuchen können oder wollen. Unsere App ist im Zusammenspiel mit der medizinischen Betreuung wie ein Sicherheitsgurt. Es verschafft den Patienten Sicherheit im Umgang mit einer unheilbaren Krankheit.“Probebetrieb der ersten VersionDie AMD-App ist in einer ersten Version im Probebetrieb. Sie wird zurzeit von den insgesamt sechs Medizinern im Projektteam der Universitätskrankenhäuser in Roskilde, Køge und Lübeck an knapp 50 Patienten getestet. Die Patienten werden aufgefordert, in der App mehrere Punkte in eine Reihe zu ziehen. Gelingt dies fehlerfrei, ist das Sehfeld nicht eingeschränkt. Werden die Punkte wie die Außenseiten eines Dreiecks angeordnet, liegt eine Sehbeeinträchtigung AMD vor.Die Entwicklung der AMD-App soll laut Mitteilung der Universität Lübeck bis Frühjahr 2021 abgeschlossen sein. Danach würden bis zum Projektende Ende 2021 die Daten ausgewertet. Das Ziel sei, eine funktionstüchtige, nutzerfreundliche App zu entwickeln und voraussichtlich Ende 2021 allen potenziell von AMD betroffenen Menschen zur Verfügung zur stellen. *Anteil der Menschen mit AMD in Deutschland (Spätstadien): 0,58 Prozent (ca. 480.000 Betroffene). Anteil der Menschen mit AMD in Deutschland (Frühstadien): 8,38 Prozent (ca. 6.938.000 Betroffene). AMD betrifft im Raum Lübeck (HL, OH, LAU) potenziell 37.500 Menschen, das heißt circa ein Viertel von insgesamt etwa 150.000 Menschen, die in dieser Region älter als 65 Jahre sind.**Interreg NorDigHealth: Die Entwicklung der AMD-App findet im Rahmen des deutsch-dänischen Gesundheitsprojektes NorDigHealth statt. NorDigHealth wird mit 2,8 Millionen Euro vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Programms Interreg Deutschland-Danmark unterstützt. Forscher aus Dänemark und Deutschland arbeiten an neuen Technologien, um die Gesundheit von Bürgern im Raum Lübeck und in der dänischen Region Sjaelland zu verbessern.
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