Anästhesie am Uniklinikum Dresden verzichtet auf stark klimabelastendes Narkosegas15. Mai 2024 Die Anästhesie am Uniklinikum Dresden verzichtet auf das stark klimabelastende Narkosegas Desfluran. Foto: ©UKD/Kirsten Lassig Aufgrund der schlechteren Klimabilanz von Desfluran verzichtet man am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden seit wenigen Wochen auf dessen Einsatz bei der Inhalationsnarkose. Stattdessen setzt man auf den weniger klimaschädlichen Wirkstoff Sevofluran. „Wir machen damit einen bewussten Schritt hin zu noch mehr Klimaverträglichkeit und Nachhaltigkeit. Beide Themen sind auch in der Medizin und Patientenversorgung relevant, wie das Beispiel zeigt. Dabei ist uns wichtig zu betonen, dass sich für die Patientinnen und Patienten keinerlei Nachteile aus dem Wechsel des Narkosegases ergeben werden“, sagt Peter Spieth, Professor für Anästhesiologie und Intensivtherapie mit dem Schwerpunkt differenzierte Lungenunterstützung aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie. „Schon seit vielen Jahren verzichten wir in der Anästhesie zudem auf das klimaschädliche Lachgas (N2O) und setzen als Inhalationsanästhetikum ausschließlich Sevofluran ein. In vielen Fällen verzichten wir ganz auf die Narkosegase und steuern die Anästhesie über intravenöse Medikamente“, ergänzt Prof. Thea Koch, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Uniklinikum. Das Narkosegas Desfluran hat im Vergleich mit anderen Inhalationsanästhetika die schlechteste Klimabilanz. Es wird in der Umwelt nur langsam abgebaut, sein Treibhauspotenzial ist um Vielfaches höher. Dennoch ist der Einsatz von Desfluran in vielen Kliniken noch verbreitet. „Nachhaltigkeit ist auch für uns als Klinikum der Maximalversorgung ein wichtiges Thema. In vielfältigen Projekten und Aktionen bemühen wir uns, hier voranzukommen – zum Beispiel, wenn es um die Mülltrennung oder den Stromverbrauch geht. Dabei haben Hygiene und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten stets oberste Priorität“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum. Bei Inhalationsanästhetika haben Medizinerinnen und Mediziner den Blick auf die Aufwachzeiten sowie die Aufenthalte im Aufwachraum der operierten Menschen. Eine Verlängerung der Zeiten beim Einsatz von Sevofluran konnte nicht festgestellt werden, weswegen sich das Klinikum für den Einsatz des Gases entschieden hat. Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. und der Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. sprechen sich ebenfalls klar für Sevofluran aus. „Die Verwendung von Desfluran sollte Fällen vorbehalten bleiben, in denen es medizinisch dringend erforderlich erscheint. Von allen handelsüblichen, volatilen Anästhetika hat Sevofluran das geringste Treibhauspotenzial“, heißt es in den Empfehlungen. Angegeben wird dies im sogenannten Global Warming Potential oder Treibhauspotenzial, das den stoffspezifischen Treibhauseffekt im Vergleich zum Referenzgas CO2 über einen gewissen Zeitraum angibt. Für einen Zeitraum von 100 Jahren liegt dieser Wert für Desfluran mit 2540 um ein Vielfaches höher als das Treibhauspotenzial von Sevofluran (130). Noch eindrücklicher ist der Blick auf die Emissionen durch eine sechsstündige inhalative Allgemeinästhesie umgerechnet in zurückgelegten Autokilometer: Bei einer Höchstdosis von Desfluran von fünf Litern pro Minute kommen dabei über 9000 Kilometer zusammen. Der Vergleichswert von Sevofluran liegt bei 180 Kilometern (Quelle: Positionspapier mit konkreten Handlungsempfehlungen* der DGAI und des BDA: Ökologische Nachhaltigkeit in der Anästhesiologie und Intensivmedizin).
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