Anästhesie bei Kindern: Kein Nachweise für Minderung der Intelligenz19. September 2018 Foto: © st-fotograf/Fotolia Eine Studie der Mayo Clinic hat keine Beweise dafür erbracht, dass Kinder, die in den ersten drei Lebensjahren eine Anästhesie erhalten, in der Folge einen niedrigeren Intelligenzquotienten aufweisen als andere. Ein komplexeres Bild zeigte sich hingegen bei Kindern, die mehrfach Anästhesie hatten: Trotz vergleichbarer Intelligenz erzielten sie bei Tests zur Messung der Feinmotorik etwas schlechtere Ergebnisse, und ihre Eltern berichten häufiger über Verhaltens- und Lernprobleme. Die US-amerikanische Food and Drug Administration warnte im Jahr 2016, dass eine längere oder wiederholte Sedierung vor dem dritten Lebensjahr die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen könnte. Die Warnung beruhte größtenteils auf Daten aus Tierstudien – diese könnten für Kinder relevant sein oder auch nicht. Die Wissenschaftler untersuchten 997 Personen, die zwischen 1994 und 2007 in Olmsted County, wo auch der Rochester-Campus der Mayo Clinic liegt, geboren worden waren. Man teilte sie danach ein, ob und wenn ja wie häufig vor ihrem dritten Geburtstag eine Anästhesie erhalten hatten: Bei 206 waren es zwei oder mehr, bei 380 Personen eine und 411 waren in den ersten Lebensjahren gar nicht anästhesiert worden. Hals-Nasen-Ohren-Eingriffe waren die häufigsten Operationen in diesem Zusammenhang. Die Forscher verwendeten für ihre Untersuchung die Rochester Epidemiology Project Datenbank und führten mit den Probanden im Alter von 8 bis 12 oder 15 bis 20 Jahren Gehirnfunktionstests durch. Außerdem werteten sie Berichte der Eltern bezüglich des Verhaltens der Kinder und zur Ermittlung der Gehirnfunktion aus. Über die Anästhesieexposition hinaus wurden die drei Patientengruppen so aufeinander abgestimmt, dass sie sich so ähnlich wie möglich waren. Die Gruppen unterschieden sich in Bezug auf Intelligenz, Gedächtnisleistung und einige andere Maße der Gehirnfunktion gar nicht oder kaum. Bei Personen mit mehrfacher Exposition gegenüber der Anästhesie war den Studienautoren zufolge eine leichte Abnahme der Feinmotorik zu verzeichnen, wie zum Beispiel bei der Fähigkeit, mit einem Bleistift zu zeichnen, und bei der schnellen Verarbeitung von Informationen beim Lesen. Die Eltern dieser Kinder berichteten auch von mehr Lern- und Verhaltensproblemen, wie beispielsweise Schwierigkeiten beim Lesen. Beobachtet wurden hier auch verstärkt ein Verhalten wie bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Die betroffenen Kinder neigten den Berichten zufolge außerdem dazu, sich nicht an Regeln zu halten, aggressiv oder ängstlich zu sein oder sich sozial zurückzuziehen. Eltern, deren Kinder während der ersten drei Lebensjahre einmal eine Anästhesie erhalten hatten, berichteten von mehr Problemen im Hinblick auf die exekutiven Funktionen bekannt sind: Gedächtnisleistung, Impulskontrolle, Planung und Flexibilität, nicht aber mit anderen Verhaltensweisen. “Für die Mehrheit der Kinder, die sich einer Operation unterziehen, sind die Ergebnisse insgesamt beruhigend”, sagt Hauptautor Dr. David Warner, Kinderanästhesist am Mayo Clinic Children’s Center. “Etwa 80 Prozent der Kinder, die noch keine drei Jahre alt sind und operiert werden müssen, brauchen nur eine Narkose, und die ist relativ kurz.” Mehrere andere Studien zeigen auch nur wenige Hinweise darauf, dass die einmalige Gabe eines Anästhetikums zu signifikanten Nachteilen führt. “Obwohl wir einige Bedenken bezüglich der Kinder haben, die mehrfach eine Anästhesie erhalten, ist es wichtig zu wissen, dass unsere Ergebnisse nicht die Schlussfolgerung zulassen, dass die Anästhesie selbst Probleme verursacht”, sagt Warner. Er fügt hinzu, dass andere Faktoren, wie die Erkrankung, die eine Operation erst notwendig macht, zu solchen Problemen beitragen können. “Die Tatsache aber, dass wir bei manchen dieser Kindern einige Probleme festgestellt haben, bedeutet, das auf diesem Gebiet weiter geforscht werden muss – einschließlich einer tiefer gehenden Analyse unserer Daten.”
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