Anästhesisten und Intensivmediziner: Wichtige Begleiter der Patienten

Barbara Sinner ist neue Direktorin der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Innsbruck. (Foto: Florian Lechner – MUI)

Seit 1. April 2022 hat die Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Innsbruck eine neue Direktorin: Prof. Barbara Sinner. Die engagierte Ärztin, Forscherin und Lehrende möchte Akzente in Forschung, Patientenversorgung und Ausbildung setzen.

Zu den Aufgaben von Anästhesistinnen und Anästhesisten gehört nicht nur zu gewährleisten, dass die Patienten gut aufgehoben sind, eine sichere Narkose – sei es eine Allgemeinanästhesie oder eine örtliche Betäubung – erfahren und keine Schmerzen spüren. „Heutzutage ist es besonders wichtig, die Patientinnen und Patienten mit Begleiterkrankungen wie Herzinfarkt oder schwerer Lungenerkrankung sicher durch die Operation und die Phase danach zu führen“, sagt Prof. Barbara Sinner. Sie hat am 1. April die Leitung der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Innsbruck übernommen.

„Ich freue mich, diese renommierte und große Universitätsklinik in erfahrene und hervorragend ausgebildete Hände legen zu können, auch im Sinne einer Stärkung der Forschungsschwerpunkte unserer Universität“, sagt Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck. Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin der Innsbrucker Universitätskliniken fügt hinzu: „Die Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin ist nicht nur unsere größte Klinik, sondern auch unsere zentralste. Die Leistungen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in allen Bereichen benötigt. Sei es als Narkose, Schmerztherapie oder intensivmedizinische Versorgung. Ich freue mich, dass wir mit Barbara Sinner eine erfahrene und konstruktive Leiterin für diese wichtige Institution gewinnen konnten.“

Delir-Forschung: Ursachen liegen noch im Dunkeln

Als Forscherin, die sich bereits im Bereich der Neurotoxizität von Anästhetika bei Neugeborenen einen Namen gemacht hat, möchte Sinner nun dazu beitragen, mehr Klarheit bei Fragen rund um das Delir zu schaffen. Ein besonderes Problem stellt das Delir bei Patienten nach einer Operation oder auf der Intensivstation dar. „Es scheint einen Zusammenhang zwischen dem operativen Eingriff und der Entstehung eines Delirs zu geben. Eine Annahme ist, dass es sich um eine OP-getriggerte Entzündungsreaktion im Gehirn handelt“, sagt die Expertin.

Als erstes großes Forschungsprojekt plant sie, in Kürze mit ihrer Klinik an einer großen Multicenter-Studie teilzunehmen, die sich mit dem Auftreten von Delir bei Schlaganfall-Patienten befasst. Konkret soll untersucht werden, ob die Art der Anästhesie – Sedierung oder Narkose – mit dem Auftreten eines Delirs im Zusammenhang steht und die Langzeitergebnisse nach einem Schlaganfall beeinflusst. Neue Optionen für die Vermeidung und Therapie eines Delirs würden sich aktuell im intensivmedizinischen Bereich auftun. Sinner plant, diese auch in Innsbruck umzusetzen.

Intensivmedizin: Herausforderung Corona

„Die Corona-Krise hat vielen Menschen gezeigt, wie bedeutend die Intensivmedizin ist. Die Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin hat einen Großteil der intensivmedizinischen Versorgung, gerade der schwerkranken Patientinnen und Patienten sichergestellt“, sagt die Klinikdirektorin. Hinter allen ihrer neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liege eine harte Zeit mit mehreren Corona-Wellen, in der sie u.a. für die künstliche Beatmung und die Therapie mit ECMO bei PatientInnen mit schweren COVID-19-Verläufen verantwortlich waren.

Am Campus der Medizinischen Universität Innsbruck erfreut sich das Fach der Anästhesiologie und Intensivmedizin großer Beliebtheit, was sich auch in regelmäßigen Auszeichnungen widerspiegelt. So gingen zuletzt im Dezember vier von sechs Preisen der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) an Innsbrucker Forscher. Als Teamplayerin und begeisterte Lehrende hat sich Barbara Sinner vorgenommen, das Fach in der universitären Lehre weiter zu stärken. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Förderung von Frauen. „Es geht um weit mehr als darum, Arbeitsmodelle zu schaffen. Es geht darum, weibliche Forschungstätigkeit und Kompetenz auf nationaler und internationaler Ebene sichtbar zu machen“, sagt Sinner. Als Klinikdirektorin mit zusätzlichem Master in Human Ressource Management stelle sie Fähigkeiten, Wissen, Qualifikation und Motivation ihrer MitarbeiterInnen in den Mittelpunkt.

Zur Person

Bis zu ihrer Berufung an die Medizinische Universität Innsbruck mit 1. April 2022 war Barbara Sinner langjährige stellvertretende Direktorin der Universitätsklinik für Anästhesiologie in Regensburg. Zuvor sammelte sie Erfahrungen an den Universitätskliniken in Heidelberg und Göttingen. Die wissenschaftlichen und klinischen Schwerpunkte der gebürtigen Stuttgarterin liegen in der Erforschung von Delir, der Neurotoxizität von Anästhetika bei Neugeborenen, der PatientInnenversorgung mit ECMO sowie der Transplantationsanästhesie.