Angehörigenfreundliche Intensivstationen11. Juli 2018 Bild: © macrovector, fotolia.com Am 10. Juli wurden die beiden Intensivstationen des Alfried Krupp Krankenhauses in Essen-Rüttenscheid und Steele als 250. „Angehörigenfreundliche Intensivstationen“ ausgezeichnet. Dieses Label vergeben der Stiftung Pflege e.V. und die Universität Witten/Herdecke (UW/H) seit mehr als zehn Jahren. Bis Mitte der 1990er-Jahre waren Intensivstationen in Krankenhäusern auch für die Angehörigen der Patientinnen und Patienten hermetisch geschlossene Trutzburgen: Mit Hinweis auf Keime durften nur die allernächsten Verwandten in Schutzkleidung verpackt für eine knappe halbe Stunde ans Krankenbett. Außerdem galten diese Besuche als Stressbelastung für die Patienten. Erst im neuen Jahrtausend begann sich die Einstellung zu verändern. Begonnen hatte der Wandel mit kleinen Studien zu Besuchszeiten auf Intensivstationen. Im Fokus standen dabei die Wahrnehmungen der Patienten, später auch das Erleben der Familie. Weltweit zeigten Forschungen, wie wichtig die Präsenz der nächsten Angehörigen für alle Beteiligten ist, denn Menschen in gesundheitlichen Krisensituationen brauchen einander. Gerade bei Schwerstkranken und Sterbenden ist das Dasein der Familie ein „Muss“. Genesende sprechen vom „Medikament Partner“. Angehörige garantieren Vertrautheit, Schutz, eine Brücke nach draußen, sie sorgen für Hoffnung. Mitte der 90er Jahre wurde im pflegewissenschaftlichen Institut der UW/H eine Expertendiskussion mit weitreichenden Folgen einberufen: Eine große Studie zu den tatsächlichen Besuchsbedingungen wurde auf den Weg gebracht, die Charta der „Rechte des Intensivpatienten“ verabschiedet. Dazu entstand die Idee der Zertifizierung zur „Angehörigenfreundlichen Intensivstation“. 2006 wurde das Evangelische Krankenhaus Hattingen als Pilotprojekt zertifiziert, weil es seine Besuchszeiten angehörigenfreundlich ausweitete. 2008 kam dann Schwung in die Bewegung – in diesem Jahr wurden alleine 30 Stationen ausgezeichnet. „Bei rund 2.000 Intensivstationen liegt noch ein gutes Stück Weg vor uns, aber wir gehen in die richtige Richtung und haben auch schon erste Krankhäuser in Österreich zertifiziert“, berichtet die Pflegewissenschaftlerin der UW/H, Prof. Dr. Angelika Zegelin. Inzwischen kann man von einem Paradigmenwechsel sprechen, den auch die Zertifizierung mit sich gebracht hat: Es ist allgemein akzeptiert, dass die familiäre Unterstützung gerade für Intensivpatienten wichtig ist. Dabei geht es nicht allein um geänderte Öffnungszeiten, sondern um Informationen für die Familie, Aufenthaltsräume, um Telefonvereinbarungen, gemeinsame Besprechungen und vieles mehr. Viele Kliniken folgen heute den Vorschlägen des Pflege e.V.. Große Universitätskliniken haben gleich mehrere Intensivstationen als angehörigenfreundlich bewerten lassen, mit guten Erfahrungen. Und viele der Stationen beantragen nach drei Jahren eine Re-Zertifizierung und reichen weitergehende Unterlagen beim Pflege e.V. ein. Als Vorzeigeprojekt, aber auch stellvertretend für viele Krankenhäuser gilt hier das Klinikum rechts der Isar in München. Dort sind alle fünf Intensivstationen zertifiziert und erneut ausgezeichnet worden. In dieser großen Universitätsklinik ist es gelungen, dass Pflegende, Ärzte, Seelsorger und Geschäftsführung die Entwicklungen unterstützen. Flankierend sind zahlreiche Ideen umgesetzt worden, Broschüren in verschiedenen Sprachen entstanden, sogar ein Malheft für Kinder wurde übersetzt. Marina Ufelmann, Projektleiterin, berichtet von dankbaren Patienten/Angehörigen, Briefe erreichen sogar die Leitungsebene und die Medien. Weitere Informationen: www.stiftung-pflege.de und https://www.mri.tum.de/intensivstationen
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