Anita- und Friedrich-Reutner-Preis 2020: Individuelle Vorsorge und Therapie bei Darm-, Eierstock- und Brustkrebs18. Dezember 2020 Dr. Aysel Ahadova vom Institut für Pathologie am Universitätsklinikum Heidelberg erhielt den Anita- und Friedrich-Reutner-Preis 2020 für ihre Forschungen zur Tumorprävention beim Lynch-Syndrom, einer häufigen Form von erblich bedingtem Darmkrebs. (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg) In diesem Jahr verleiht die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg den Anita- und Friedrich-Reutner-Preis für Medizinische Forschung an zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen. Dr. Aysel Ahadova erforscht am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Heidelberg die häufigste Form von erblichem Darmkrebs und deren Ansprechen auf verschiedene Vorsorgemaßnahmen. Dr. Dr. Sabine Heublein befasst sich an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg mit der Analyse von Eierstock- und Brusttumoren und untersucht deren Interaktion mit bestimmten Wirkstoffen. „Wir gratulieren den beiden Preisträgerinnen herzlich. Die grundlagenwissenschaftliche Arbeit dieser außergewöhnlichen Wissenschaftlerinnen zeichnet sich durch eine hohe klinische Relevanz aus und lässt uns hoffen, dass die Prognose vieler Patientinnen und Patienten aufbauend auf dieser Forschung verbessert werden kann”, sagte Prof. Jan Siemens, Prodekan für Forschung an der Medizinischen Fakultät Heidelberg, bei der Preisverleihung am 10. Dezember 2020. Mit dem jährlich vergebenen und mit 10.000 Euro dotierten Preis unterstützen die Stifter Prof. Friedrich Reutner – Ehrensenator der Universität Heidelberg – und seine Frau Anita Reutner Nachwuchswissenschaftlerinnen der Medizinischen Fakultät in ihren Forschungsvorhaben. Insbesondere werden solche Leistungen ausgezeichnet, die klinisch relevante Forschungsfragen aufgreifen. Individuelle Vorsorge-Maßnahmen für Patienten mit erblichem Darmkrebs Ahadova beschäftigt sich mit der häufigsten genetischen Ursache von Darmkrebs: dem Lynch-Syndrom. Wer daran leidet, hat ein Risiko von ungefähr 50 Prozent, im Laufe seines Lebens Darmkrebs zu entwickeln; das Risiko in der Allgemeinbevölkerung liegt demgegenüber bei fünf Prozent. Deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere Darmspiegelungen, von großer Bedeutung in der Tumorprävention beim Lynch-Syndrom. „Bisher wird für alle Anlageträger das gleiche Vorsorge-Protokoll empfohlen, doch unsere Forschung zeigt, dass es unterschiedliche Ausprägungen des Lynch-Syndroms gibt, die sich klinisch unterscheiden”, erklärt die Preisträgerin. Durch eine genetische Veränderung funktionieren beim Lynch-Syndrom bestimmte Reparaturprozesse nicht, die bei gesunden Menschen Fehler, die bei der Zellteilung auftreten können, erkennen und reparieren. Es gibt vier Formen des Lynch-Syndroms, bei denen jeweils eines von vier wichtigen Reparaturenzymen nicht richtig funktioniert. Die neuen Forschungsarbeiten zeigen, dass sich Darmkrebs beim Lynch-Syndrom abhängig vom betroffenen Reparaturenzym über unterschiedliche Wege und aus unterschiedlichen Krebsvorstufen entwickeln kann. Dies weist darauf hin, dass in der Zukunft angepasste Vorsorgeprotokolle helfen könnten, Krebsvorstufen besser und schonender zu erkennen und zu entfernen. Darüber hinaus könnten andere Maßnahmen zur Darmkrebsvorsorge, z.B. eine Langzeitbehandlung mit Aspirin oder eine spezielle Impfung zur Immunprävention, bei bestimmten Formen des Lynch-Syndroms besonders wirksam sein. Dr. Dr. Sabine Heublein von der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg wurde für ihre Forschungsarbeiten zur Analyse von Eierstock- und Brusttumoren ausgezeichnet. (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg) Personalisierte Therapie bei gynäkologischen Krebserkrankungen im Fokus Im Fokus der Forschung der Preisträgerin Dr. Dr. Sabine Heublein steht die personalisierte Therapie von Brust- und Eierstockkrebs. Im Tumormodell und in Patientenproben erforscht sie molekulare Eigenschaften von Tumorzellen. Ihr Schwerpunkt liegt hier auf der Analyse relevanter Moleküle der Krebsforschung, den so genannten Hormonrezeptoren und tumorspezifischen Glycoepitopen. Diese Moleküle können das Tumorverhalten und damit das Ansprechen einer Krebstherapie beeinflussen. Darüber hinaus beschäftigt sie sich damit, wie diese Moleküle über Hemmstoffe beeinflusst werden können und welche Auswirkungen dies auf Faktoren wie zum Beispiel das Tumorwachstum hat. „Nur wenn wir genau verstehen, wie Wirkstoffe mit der Tumorzelle interagieren und welche Prozesse damit in Gang gesetzt werden, können wir zukünftig besser vorhersagen, welche Patientin von welcher Therapie profitiert”, betont die Preisträgerin. Ihre Forschungsdaten sind vor allem im Hinblick auf die weitere klinische Entwicklung von Hemmstoffen, die gegen Hormonrezeptoren und Glycoproteinen gerichtet sind, von grundlegender Bedeutung.
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