Anteil von Patienten mit GG1-Karzinom im Resektat nach radikaler Prostatektomie hat stark abgenommen

Symbolbild: Sebastian Kaulitzki – stock.adobe.com

Eine aktuelle Kohortenstudie aus den USA hat ergeben, dass offenbar immer weniger Patienten mit Prostatakrebs (PCa) eine Überbehandlung erfahren – was die Autoren auf verbesserte Diagnostik und zunehmende Aktive Überwachung zurückführen.

Konkret hat die Häufigkeit von Prostatektomien, bei denen das Resektat ein PCa mit pathologischer (p) Gradgruppe (GG) 1 auswies, seit 2010 deutlich abgenommen. Bei den wenigen durchgeführten Prostatektomien habe oft ein Risikofaktor vorgelegen.

Datengrundlage für die Studie waren 2 parallele Kohorten: das US-weite Krebsregister „Surveillance, Epidemiology, and End Results“ (SEER) und das „Michigan Urological Surgery Improvement Collaborative“ (MUSIC) des Staates Michigan. Das Team um Steven Monda von der University of Michigan betrachtete in diesen Kohorten den PCa-Grad in den abschließenden Pathologieberichten von Patienten, die sich zwischen dem 01.01.2010 und dem 01.09.2024 einer Prostatektomie unterzogen hatten. Zudem eruierten sie, ob prostatektomierte Patienten mit pGG1 Hochrisikomerkmale hatten. Dazu zählten sie >50% positive Stanzen und/oder GG2 in der präoperativen Biopsie sowie PSA ≥10 ng/ml.

Daten von fast 186.000 Patienten analysiert

Insgesamt 162.558 Patienten in der SEER-Gruppe (medianes Alter 63 [Interquartile Range {IQR} 57–67] Jahre) und 23.370 in der MUSIC-Gruppe (medianes Alter 64 [IQR 59–69] Jahre) unterzogen sich einer Prostatektomie. Der Anteil radikaler Prostatektomien mit pGG1-Erkrankung in den abschließenden Pathologieberichten sank zwischen 2010 und 2020 bei SEER von 32,4% (5852/18.071) auf 7,8% (978/12.500) und zwischen 2012 und 2024 bei MUSIC von 20,7% (83/401) auf 2,7% (32/1192).

Eine kürzer zurückliegende Prostatektomie war mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit einer pGG1-Prostatektomie verbunden, unter Berücksichtigung von Alter und Abstammung bei SEER (Odds Ratio [OR] pro 5 Jahre 0,41; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,40–0,42; p<0,001) und MUSIC (OR pro 5 Jahre 0,39; 95%-KI 0,36–0,43; p<0,001). In einer Teilanalyse der Prostatektomien mit finalem pGG1-Status war eine später durchgeführte Prostatektomie mit einem präoperativen Risikofaktor assoziiert: Die OR pro 5 Jahre betrug bei SEER 1,60 (95%-KI 1,54–1,67; p<0,001) und bei MUSIC ebenfalls 1,60 (95%-KI 1,34–1,90; p<0,001).

„Dieser Rückgang des Anteils der pGG1-Prostatektomien ist wahrscheinlich auf verbesserte Diagnoseverfahren, die Einhaltung aktiver Überwachungsprotokolle für Fälle mit geringem Risiko und laufende Bemühungen auf staatlicher und nationaler Ebene zurückzuführen, unnötige chirurgische Eingriffe bei Patienten mit klinisch unbedeutendem PCa zu minimieren“, vermuten Monda und Kollegen.

(ms/BIERMANN)