Anti-Drogen-Projekt „Mama denk‘ an mich“ ausgezeichnet21. Dezember 2023 Das psychiatrische Team um Prof. Maximilian Pilhatsch (5. v. r.) ist nur ein Teil des Programms „Mama denk‘ an mich“, an dem drei Kliniken des Uniklinikums Dresden beteiligt sind. (Foto: UKD/Michael Kretzschmar) Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Drogen konsumieren, tragen oft gesundheitliche Schäden davon. Am Uniklinikum Dresden bietet ein Projekt drogenabhängigen Frauen daher schon in der Schwangerschaft eine Perspektive und stärkt Familien in schwierigen Situationen. Das Engagement der interdisziplinären Initiative, an der drei Kliniken des Uniklinikums beteiligt sind, wurde auf dem DGPPN-Kongress mit einem Preis gewürdigt. Dank einer fachübergreifenden Zusammenarbeit am Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden steigen die Chancen drogenabhängiger Schwangerer und Mütter, die Sucht hinter sich zu lassen und sich um ihre Kinder zu kümmern. Im Mittelpunkt des Angebots „Mama denk‘ an mich“ steht der Konsum von Crystal Meth, der in Sachsen besonders hoch ist. Drei Kliniken des Uniklinikums sind an dem 2016 ins Leben gerufenen Projekt beteiligt. Die besondere Initiative verbessert die Aussichten, dass die Neugeborenen weiter von ihren Müttern betreut werden können. Ansprechpartnerinnen und -partner für Betroffene sind Mitarbeitende der Kliniken für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, für Kinder und Jugendmedizin sowie für Psychiatrie und Psychotherapie. Inziwschen ist der Anteil der entlassenen Babys, die bei ihren Eltern bleiben dürfen, von einem Drittel auf zwei Drittel gestiegen. Den Erfolg des Projektes würdigt ein Team-Award, dessen Preisgeld Müttern von außerhalb Dresdens zugutekommt. Die Droge Crystal Meth ist vor allem in Mitteldeutschland ein massives Problem. 2008 war der Konsum der Droge schlagartig angestiegen und befindet sich seitdem auf hohem Niveau. Vom Konsum sind vor allem junge Menschen betroffen, darunter auch schwangere Frauen und Mütter. Das Projekt „Mama denk‘ an mich“ schließt seit gut sieben Jahren die Versorgungslücke in diesem Bereich und hat sich sehr gut etabliert. „Die Nachfrage ist ungebrochen hoch“, erklärt Prof. Maximilian Pilhatsch, Leiter der Suchtambulanz am Universitätsklinikum Dresden. Er und sein Team sind Teil des fachübergreifenden Angebots, das jungen Familien in schwierigen Lebenslagen eine Perspektive gibt. Zwischen 25 und 35 Frauen werden jährlich neu in das Programm „Mama denk‘ an mich“ aufgenommen. „Unser Ziel ist es, dass die Familien zusammenbleiben und die Kinder bei ihren Eltern leben“, sagt Pilhatsch. In gut zwei Dritteln der Fälle gelingt dies bei den Familien, die an dem Programm teilnehmen Die sogenannte Haltequote, die aufzeigt, wie viele Frauen abstinent beziehungsweise in Betreuung bleiben, ist sogar auf 75 Prozent gestiegen. „Das zeigt, dass unser Konzept erfolgreich ist.“ Judith Kunkis ist eine von mehreren Sozialarbeiterinnen und -arbeitern, die sich um die Familien kümmern. Sie fungiert als eine Art Schnittstelle zwischen den Betroffenen, den Therapieangeboten an den Kliniken und den involvierten Behörden. „Ganz wichtig ist die enge Zusammenarbeit der verschiedenen medizinischen Fachbereiche. In Teamsitzungen wird über den jeweiligen Fall und das weitere Vorgehen beraten.“ Ein weiterer Vorteil ist die räumliche Nähe der einbezogenen Kliniken auf dem gemeinsamen Campus des Maximalversorgers Uniklinikum. So befindet sich die Kinder- und Frauenklinik in unmittelbarer Nachbarschaft zur Suchtambulanz in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. So werden die drogenabhängigen Frauen und ihre Kinder, die häufig unterentwickelt und mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zur Welt kommen, während der Schwangerschaft und auch danach medizinisch auf höchstem Niveau von den Ärzten am Uniklinikum betreut. Das Projekt „Mama denk‘ an mich“ unterstützt die jungen Frauen insbesondere nach der Geburt in ihrer Mutterrolle und soll verhindern, dass Eltern und Kind getrennt werden müssen. Interdisziplinärer Lösungsansatz zeigt Erfolg In der Regel findet vor der Aufnahme in das Programm ein diagnostisches Erstgespräch in der Suchtambulanz statt. Der Zugang hierfür erfolgt niedrigschwellig. Die größte Hürde, die die drogenabhängigen Frauen meistern müssen: ihre Sucht überwinden. Abstinenz ist oberstes Ziel der Behandlung und wird mittels Urinkontrollen regelmäßig überprüft. In einer etwa sechsmonatigen Phase mit gemeinsamen Sitzungen in der Müttergruppe werden die Frauen auch durch den Sozialdienst betreut. „Stress und Drogenkonsum hängen eng zusammen. Dort setzt die Arbeit des Sozialdienstes an“, erklärt Pilhatsch. Schulden, Wohnungs- und Arbeitslosigkeit, ungewollte Schwangerschaft, Überforderung – hierbei helfen die Sozialarbeiter des Programms. Im Idealfall können die gefestigten Betroffenen nach einem halben Jahr in die Betreuung einer Suchtberatungsstelle vermittelt werden. Nun soll das Angebot erweitert werden – auch mithilfe eines Preisgeldes. Das Team um Pilhatsch ist für das Projekt mit dem diesjährigen Otsuka Team Award Psychiatrie+ in Höhe von 10.000 Euro ausgezeichnet worden. Über die Stiftung zur Förderung der Hochschulmedizin Dresden wird diese Summe genutzt, um Familien, die für das Programm aus dem Dresdner Umland ans Uniklinikum fahren müssen, bei den Fahrtkosten zu unterstützen. „Wir freuen uns, dass der Aufwand, den wir für dieses Projekt am Uniklinikum betreiben, aber auch dessen Erfolg gesehen und gewürdigt werden“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum. „Es erfüllt uns mit Stolz, dass dabei vor allem die großartige Teamarbeit zwischen unseren Kliniken im Fokus steht.“ Die Verleihung des Otsuka Team Award Psychiatrie+ fand am 1. Dezember 2023 im Rahmen des diesjährigen DGPPN Kongresses 2023 in Berlin statt.
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