Antibiotikatherapie bei unkomplizierten Knochen- und Gelenkinfektionen

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Bei Kindern und Jugendlichen ist eine ausschließlich orale Antibiotikatherapie einer intravenösen Therapie nicht unterlegen. So das Ergebnis einer Studie aus Dänemark.

Knochen- und Gelenkinfektionen (BJI) werden mit intravenösen (i. v.) Antibiotika behandelt, die belastend und kostenintensiv sind. Nun zeigt eine Studie aus Dänemark, dass bei Kindern und Jugendlichen mit unkomplizierten BJI eine ausschließlich orale Antibiotikabehandlung nicht weniger wirksam ist als eine anfänglich i. v. Antibiotikagabe gefolgt von einer oralen Therapie.

Methodik

Um die Wirksamkeit und Sicherheit der beiden Therapieregime bei Kindern und Jugendlichen mit unkomplizierten BJI zu unter­suchen, hatten Allan Bybeck Nielsen von der Kopenhagener Universitätsklinik, Dänemark, und Kollegen 248 Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf BJI in eine landesweite, randomisierte, Nichtunterlegenheitsstudie aufgenommen.

Die Patienten waren im Alter von drei Monaten bis 17 Jahren mit Verdacht auf BJI in einer der 18 pädiatrischen Krankenhausabteilungen in Dänemark vorstellig worden. Ausschlusskriterien waren eine schwere Infektion (septischer Schock, die Notwendigkeit eines akuten chirurgischen Eingriffs oder ein erheblicher Weichteilbefall), Prothesenmaterial, Begleiterkrankungen, frühere BJIs oder eine Antibiotikatherapie von mehr als 24 Stunden vor der Aufnahme.

Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip (1:1), stratifiziert nach der Konzentration des C-reaktiven Proteins (<35 mg/l vs. ≥35 mg/l), entweder einer oralen Hochdosis-Antibiotikatherapie oder einer i. v. Ceftriaxon-Therapie (100 mg/kg pro Tag in einer Dosis) zugewiesen. Bei den hochdosierten oralen Antibiotika handelte es sich um coformuliertes Amoxicillin (100 mg/kg pro Tag) und Clavulansäure (12,5 mg/kg pro Tag) in drei Dosen für Patienten jünger als fünf Jahre oder Dicloxacillin (200 mg/kg pro Tag) in vier Dosen für Patienten ab einem Alter von fünf Jahren. Nach mindestens drei Tagen und bei klinischer Besserung und Abnahme des C-reaktiven Proteins erhielten die Patienten in beiden Gruppen orale Antibiotika in Standarddosen.

Der primäre Studien­endpunkt waren Folgeerkrankungen nach sechs Monaten bei Patienten mit BJI, definiert als atypische Mobilität oder Funktion des betroffenen Knochens oder Gelenkes, die blind bewertet wurden, und zwar bei allen randomisierten Patienten, die nicht aufgrund einer alternativen Diagnose (d. h. nicht BJI) vorzeitig aus der Studie ausschieden und die an der primären Endpunktbewertung teilnahmen (n=182).

Als Nichtunterlegenheit definierten die Autoren einen Risiko­unterschied bei den Folgeerkrankungen nach sechs Monaten weniger als fünf Prozent. Zu den Sicherheitsergebnissen gehörten schwerwiegende Komplikationen, die Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs nach Beginn der Antibiotikatherapie und behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse.

Ergebnisse

Nach sechs Monaten traten bei keinem von 98 Patienten in der oralen Gruppe und bei keinem von 84 Patienten in der i. v.-Gruppe Folgeschäden auf (Risikodifferenz 0; einseitiges 97,5 %-KI 0,0–3-8; pnon-inferiority=0,012). Nach der Randomisierung wurde bei zwölf (9,8 %) von zunächst 123 Patienten in der oralen Gruppe ein chirurgischer Eingriff vorgenommen, gegenüber sieben von 125 Patienten (5,6 %) in der i. v.- Gruppe (Risikodifferenz 4,2 %; 95 %-KI -2,7 bis 11,5). Schwer­wiegende Komplikationen beobachteten die Forschenden nicht. Die Raten der unerwünschten Ereignisse waren in beiden Behandlungsgruppen ähnlich.

„Die Ergebnisse sind vielversprechend für die orale Behandlung unkomplizierter BJIs, da sie die Notwendigkeit intravenöser Katheter ausschließt und den Grundsätzen des antimikrobiellen Stewardship gerecht wird“, fassen die Autoren abschließend zusammen. (ej)