App für digitale OP-Prozesssteuerung27. Februar 2024 Alle Prozessschritte auf einen Blick: Die vom UKSH und der Firma spior medical entwickelte OP-App ermöglicht eine weitgehend automatisierte Prozesssteuerung sowie eine sichere und effiziente Informationsweitergabe durch digitale Kommunikation. Foto: UKSH Das OP-Management des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) und die Firma sqior medical haben einen digitalen Assistenten entwickelt, um alles Prozesse optimal zu koordinieren und alle Berufsgruppen kommunikativ zu verbinden. „Digitalisierung und Künstliche Intelligenz revolutionieren die Krankenhausversorgung“, sagt Prof. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender (CEO) des UKSH, „mit dieser Innovation zeigen wir beispielgebend: Unsere Prozesse können gleichzeitig schneller und sicherer werden – zum Wohl unserer Patientinnen und Patienten. Und wir erleben: Mit Blick auf demografische Herausforderungen werden wir durch Einsatz technischer Innovationen zukunftsfähig.“ „Als wir uns erstmals mit der Frage nach einem digitalen Assistenzsystem für unser OP-Management beschäftigt haben, waren wir sehr überrascht, dass es hier offenbar weltweit keine umfassende digitale Lösung zu geben scheint“, sagt Joß Giese, Leiter des OP-Managements am Campus Kiel des UKSH. Um sich dieser Aufgabe zu stellen und die Chancen der Digitalisierung auch im OP-Bereich zu nutzen, entwickelte das Team des OP-Managements gemeinsam mit IT-Spezialistinnen und Spezialisten der Firma sqior medical sowie mit Unterstützung der UKSH IT SG innerhalb eines Jahres ein neuartiges digitales Assistenzsystem für die gesamte OP-Koordination. Dieses System nutzt dem UKSH zufolge die Analyse von Prozessdaten, um die Abläufe im OP-Bereich effizienter zu gestalten und Engpässe sowie Optimierungspotenziale zu identifizieren. Durch die Visualisierung und Analyse der realen Prozessabläufe können gezielte Prozessoptimierungen abgeleitet werden, was zur Verbesserung der Operationsplanung und -durchführung führt. Das Ergebnis sei eine marktreife App, „die einen signifikanten Mehrwert für die Effizienz und Qualität im Operationsbereich bietet“, wie das UKSH in einer Mitteilung betont. Aufgrund der Vielzahl von Schnittstellen und beteiligten Berufsgruppen verlangt eine effiziente OP-Prozesssteuerung einen enormen Abstimmungsaufwand, der in herkömmlich koordinierten Operationszentren überwiegend per Telefon stattfindet. Sobald es eine Änderung im geplanten Ablauf gibt, hat dies Auswirkungen auf alle folgenden Prozessschritte. „Verändert sich das Programm eines OP-Saales beispielsweise durch einen akuten Notfall, waren bislang bis zu zehn Telefonate notwendig, um alle Prozessteilnehmenden aus den unterschiedlichen Berufsgruppen – von der OP-Vorbereitung über das Personal in der Einleitung, im OP-Saal selbst bis zum Aufwachraum – zu informieren“, erläutert Giese. Ziel der Projektbeteiligten war es daher, eng orientiert am Patientenpfad, eine weitgehend automatisierte Prozesssteuerung sowie eine sichere und effiziente Informationsweitergabe durch digitale Kommunikation zu ermöglichen. Hierdurch sollten einerseits die Prozesse verbessert und andererseits die Sicherheit der Patientinnen und Patienten deutlich erhöht werden. „Dass uns dies in so kurzer Zeit mit einem so überzeugenden Ergebnis gelingt, ist einer großartigen Teamleistung zu verdanken“, freut sich der OP-Manager. Das UKSH hat am Campus Kiel eigenen Angaben zufolge bereits seinen gesamten Zentral-OP an das neuartige System angeschlossen, so dass hier täglich rund 45 Operationen digital gesteuert werden. Das Rollout auf alle weiteren OP-Bereiche erfolgt im ersten Halbjahr 2024. Der Campus Lübeck soll ebenfalls noch in diesem Jahr vollständig angebunden werden. Die Firma sqior medical implementiert dem UKSH zufolge das System derzeit parallel in weiteren großen Kliniken in ganz Deutschland. Kern des digitalen Assistenzsystems ist eine App für Smartphones, mit denen alle zentralen Prozessbeteiligten ausgestattet werden. Darüber hinaus ist der Assistent über eine Web-Applikation nutzbar, die insbesondere Mitarbeitenden mit koordinierenden Aufgaben zugutekommt. In dem Assistenzsystem laufen alle Informationen der digitalen OP-Prozesssteuerung zusammen – inklusive Schnittstellenanbindungen an das Krankenhausinformationssystem, Daten der Medizintechnik und anderer relevanter Datenquellen. Neben einer erheblichen Reduktion der Telefonate um mindestens drei Viertel kann so sichergestellt werden, dass alle Beteiligten in Echtzeit an eine zuverlässige weitgehend automatisierte Informationsvermittlung angebunden sind. „Neben einer deutlichen Erhöhung der Prozess- und Patientensicherheit weisen erste Daten auf eine deutliche Reduktion von Wartezeiten und eine wesentliche Verbesserung der Ressourcennutzung hin“, sagt Giese. „Wir sind überzeugt, mit diesem digitalen Assistenzsystem einen echten Meilenstein in Richtung sicherer und effizienter OP-Koordination erreicht zu haben.“
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