Arbeiten, aber anders: JOU für SZ-Beitrag über Generationen, Werte und Wandel in der Medizin28. Oktober 2025 Moderator Henning Quanz (l.) mit dem Vorsitzenden der JOU-Jury Karsten Dreinhöfer auf der feierlichen Eröffnung des diesjährigen DKOU. Foto: hr/Biermann Medizin „Mama, ich bin nicht wie du“ heißt der Beitrag von Elisa Schwarz, erschienen in der „Süddeutschen Zeitung“, der mit dem Deutschen Journalistenpreis für Orthopädie und Unfallchirurgie (JOU) ausgezeichnet wurde. Neben Schwarz haben die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) noch zwei weitere Arbeiten mit Sonderpreisen geehrt: Ein Sonderpreis ging an Maren Wuster für ihren literarischen Essay „Jenseits der Vollkommenheit“, der sich mit körperlicher Beeinträchtigung auseinandersetzt. Für seine Reportage „Die Vergessenen“ über das letzte Krankenhaus im Sudan hat Wolfgang Bauer den zweiten Sonderpreis bekommen. Die prämierten Beiträge zeigten eindrucksvoll die Bandbreite des Fachs – vom Wandel des ärztlichen Berufsbildes über den Blick auf den eigenen Körper bis hin zur medizinischen Arbeit in einem Kriegsgebiet, wie DGOU und BVOU in einer Medienmitteilung betonen. Siegerbeitrag JOU: Elisa Schwarz „Mama, ich bin nicht wie Du“ In ihrem Siegerbeitrag, erschienen am 14. August 2025 in der „Süddeutschen Zeitung“ porträtiert Schwarz eine Chefärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, die mit ihrer Tochter über den Universitätscampus spaziert. Während die Mutter vom aufopfernden Studium, langen Diensten, Verantwortung und Leidenschaft in ihrem Beruf erzählt, wünscht sich die Tochter, Zahnmedizinstudentin, ein Leben mit mehr Freiraum und Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit. So entstehe ein feinsinniges Bild des Wertewandels in der Medizin: vom steinigen Weg einer Frau in eine Führungsposition hin zu einer Generation, die Erfolg und Selbstfürsorge neu definiert, so der Juryvorsitzende Prof. Karsten E. Dreinhöfer in seiner Laudatio im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des diesjährigen DKOU. Elisa Schwarz verbinde die ganz persönliche Sicht der beiden Frauen mit gesellschaftlicher Reflexion und zeichnet so ein sensibles Portrait weiblicher Berufsbiografien im Wandel. Thema, das nicht nur in der Medizin eine große Rolle spielt „Der Beitrag spiegelt den Wandel wider, den auch unser Fach erlebt“, betonte Dreinhöfer. „Er zeigt, wie unterschiedlich Generationen auf Arbeit, Verantwortung und Belastung blicken und dass der Dialog entscheidend ist für die Medizin von morgen.“ Preisträgerin Elisa Schwarz ergänzte per Videobotschaft: „Die Geschichte erzählt von einer Mutter, die ihren Beruf als Chirurgin liebt und dafür viel entbehren musste. Und von ihrer Tochter, die gerne Ärztin werden möchte – aber nicht um jeden Preis. Ich freue mich sehr, dass die Reportage nun mit dem JOU ausgezeichnet wurde, und mit dem Generationskonflikt ein Thema, das nicht nur in der Medizin eine große Rolle spielt.“ Das Thema Genartionskonflikt begleite sie schon sehr lange, so Schwarz weiter. Und es lohne sich dieses Spannungsfeld auszuleuchten – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. Erster Sonderpreis für Essay „Jenseits der Vollkommenheit“ Einen Sonderpreis erhält Maren Wurster für ihren literarischen Essay, der mit sprachlicher Kraft, Tiefe und emotionaler Offenheit überzeugt. In ihrem sehr persönlichen Text, erschienen in der Mai-Ausgabe von „Psychologie Heute“, beschreibt sie die Auseinandersetzung mit einem Fuß, der wegen eines Nervenschadens nach einem Bandscheibenvorfall deformiert ist und den sie lange als Makel empfand. Mit großer Sensibilität erzählt sie vom Versuch, diesen Teil ihres Körpers zu verbergen, und stellt dabei Fragen nach Schönheit, Scham und Selbstannahme. So entsteht eine eindrucksvolle Reflexion über Körperbilder und Identität. „Was diesen Beitrag besonders macht, ist sein Blick auf die seelische Dimension der Orthopädie“, so Prof. Almut Tempka, stellvertretende Juryvorsitzende. „Er zeigt, dass körperliche Veränderung immer auch psychische Spuren hinterlässt und dass Heilung erst vollständig ist, wenn der Mensch sich auch innerlich annehmen kann.“ Wurster erklärte, ebenfalls per Videobotschaft: „Für meinen autobiografischen Text wollte ich ehrlich sein und dort hingehen, wo es unbequem wird. Mich interessierte, wie Körperbilder, Fremd- und Selbstbilder entstehen, wie diese uns behindern. Doch ich wollte auch erzählen, wie ich lerne, meine Beeinträchtigung anders zu sehen und anzunehmen.” Ihr Text beginne mit der Scham, sie versuche aber auch dem Thema Schuld nachzugehen, so Wuster weiter. Zweiter Sonderpreis für Wolfgang Bauer „Die Vergessenen“ Mit einem Sonderpreis wird Wolfgang Bauer für seine eindringliche Reportage über das Leid der Menschen im Sudan ausgezeichnet. Sein Beitrag, erschienen in der „Zeit“ am 15. März 2025, führt in das einzige noch funktionierende Krankenhaus der Hauptstadt Khartum, an dem Ärztinnen und Ärzte unter Kriegsbedingungen Tag für Tag Schwerverletzte versorgen. Der Text überzeugt durch journalistische Präzision, sprachliche Kraft und menschliche Tiefe und dokumentiert eine fast vergessene humanitäre Tragödie. „Wolfgang Bauer gelingt es, die Realität unseres Faches in Extremsituationen zu zeigen: Menschen mit schwersten Verletzungen, Ärztinnen und Ärzte, die trotz fehlender Mittel helfen. Sein Text erinnert daran, dass Unfallchirurgie immer auch humanitäre Medizin ist“, betont Dreinhöfer. Bauer, der den Preis ebenfalls nicht persönlich entgegennehmen konnte, fragt: „Wie kann es passieren, dass über einen der schlimmsten Kriege unserer Zeit in unseren Medien kaum berichtet wird?“ Er habe viele Krisengebiete bereist, aber selten so ein Elend gesehen wie in diesem Krankenhaus. Es gebe nur primitivste Ausstattung, häufig fehle es an gängigen Medikamenten, etwa Schmerzmitteln. „Stellen Sie sich vor, Sie operieren und plötzlich ist es dunkel, weil der Generator ausfällt, weil er keinen Treibstoff mehr hat, und Sie müssen beim Schein einer Handylampe weiteroperieren. Das ist Alltag“, beschreibt er in seiner Videobotschaft seine Eindrücke. JOU würdigt Medienbeiträge zu Themen aus O & U Seit 2010 würdigt der JOU jährlich herausragende Medienbeiträge zu orthopädisch-unfallchirurgischen Themen aus den Bereichen Print, Hörfunk, Fernsehen und Online. Der achtköpfigen Jury 2025 lagen 37 Bewerbungen vor. Der Siegerbeitrag erhielt eine Dotation von 3000 Euro, an die Autoren der Beiträge für den Sonderpreis gingen jeweils 1000 Euro. Die Preisverleihung fand wie jedes Jahr im Rahmen der festlichen Eröffnung des DKOU statt. (ja/BIERMANN)
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