Arthroskopische OP: ambulant statt stationär?

Bild: GrafKoks – stock.adobe.com

In der Arthroskopie verschieben sich immer mehr OPs aus dem stationären in den ambulanten Bereich. Welche Erfahrungen die Operateure und ihr Personal dabei machen, welche Chancen oder auch Nachteile es dabei für Ärzte und Patienten gibt, wird auf dem 35. Jahreskongress des BVASK thematisiert.

„Die Entwicklung verläuft rasant. Bereits ein Drittel der Operationen, die wir vor einigen Jahren noch stationär gemacht haben, führen wir inzwischen ambulant aus“, sagt Kongress-Referent Prof. Sven Scheffler, Kniespezialist und Partner des Sporthopaedicums Berlin. Dazu zählten vor allem klassische Eingriffe, wie Kreuzband- und Meniskus-Verletzungen oder auch die Knorpelchirurgie. Für die Patienten sieht Scheffler dabei erhebliche Vorteile. Nicht nur, dass Betroffene wieder schneller in heimischer Umgebung sind, vor allem könne die Gesamtversorgungsqualität im Vergleich zur stationären Versorgung verbessert werden. Unter Einbindung eingespielter Netzwerke aus Physiotherapie, Orthopädietechnik, Trainings und Rehamaßnahmen kann dem Experten zufolge eine bessere Vor- und Nachbereitung für die Genesung der Patienten erreicht werden als im Krankenhaus mit den aktuellen Problemen der Personal- und Ressourcenknappheit. „Die Patienten werden vor der OP dazu angeleitet, alles zu organisieren, bekommen dabei bestmögliche Unterstützung aus der Praxisklinik und können so entsprechend den individuellen Bedürfnissen versorgt werden“, so Scheffler.

Nach einem Klinikaufenthalt dagegen, vor allem im perioperativen frühen Versorgungszeitraum, ergäben sich häufig Kommunikationsprobleme zwischen dem Krankenhaus und der ambulanten Weiterbehandlung mit entsprechenden Nachteilen für die Qualität der Versorgung. „Im Zweifelsfall ist der Arzt im OP, das Personal hat keine Zeit oder weiß nicht Bescheid – dann steht der Patient alleingelassen da“, so Scheffler.

Auch für die Ärzte sieht Scheffler viele Vorteile. „Ich kann meine Patienten besser versorgen. In der ambulanten Versorgung werde ich nicht finanziellen Zwängen ausgesetzt, im Hinblick auf eine sachgerechte, dem aktuellen medizinischen Stand entsprechenden Versorgung, da Implantate von den Kostenträgern entsprechend der anfallenden Nutzung erstattet werden. In der stationären Versorgung erfolgt die Erstattung von Implantaten pauschalisiert und damit häufig nicht entsprechend der tatsächlichen Nutzung, sodass sich hieraus Kostendrücke für den Arzt ergeben, die Einfluss auf die Qualität der Versorgung nehmen. Gerade bei Kreuzband- und Rotatorenmanschetten-OPs ist dies zu spüren, da diese sehr Implantat-intensiv sind”, erläutert der Mediziner. 

Dazu komme eine viel höhere Flexibilität des Zeitangebots zur Operation. In aktuellen ambulanten Operationszentren bestehe die Möglichkeit einer deutlich effizienteren zeitlichen Versorgung, sodass höhere Patientenzahlen pro Tag versorgt werden können als im Krankenhaus, wo die Strukturen deutlich langsamer arbeiten, so Scheffler. „Dadurch entstehen deutlich kürzere Wartezeiten für die Patienten zur ambulanten operativen Versorgung als im Krankenhaus.“

Die Nachteile einer ambulanten OP zeigen sich Scheffler zufolge vor allem bei alten Menschen oder Alleinstehenden. Sie seien gezwungen, sich hinterher selbst zu versorgen, weil ein Anfordern von Pflegediensten nicht möglich ist. „Dazu kommt manchmal ein beklemmendes Gefühl, wenn nach einer OP das Schmerzniveau sehr hoch ist und niemand da ist, der dem Patienten geschult erklären kann, warum dies so ist und was zu tun ist”, erläutert Scheffler. Außerdem erfordere es vom Arzt die Entwicklung eines entsprechenden Netzwerkes zur optimalen Versorgung aller Aspekte vor, während und nach der Operation.

„Die arthroskopische Chirurgie hat die Chance, immer ambulanter zu werden. Dies erfordert jedoch eine sinnvolle Organisation und Schaffung adäquater Strukturen. Die in der jetzigen Form geplanten Hybrid-DRG würden das Rad der medizinischen Geschichte jedoch zurückdrehen und die Qualität der Operationen wieder sinken lassen“, so das Fazit Schefflers.