ASCO 2024: Weniger Neuropathie durch Docetaxel als mit Paclitaxel bei schwarzen Brustkrebspatientinnen

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Neue Studienergebnisse legen nahe, dass Docetaxel vs. Paclitaxel als die bevorzugte Behandlung für schwarze Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium angesehen werden könnte.

Die Forschungsergebnisse wurden auf der Jahrestagung 2024 der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt, die vom 31. Mai bis 4. Juni in Chicago, USA, stattgefunden hat.

Während sich die Studie speziell auf schwarze Frauen konzentrierte, unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit einer individuellen Therapie, um die Toxizität zu minimieren. Wichtig ist, dass diese Studie eine Blaupause für die Gestaltung und Rekrutierung einer Studie bietet, die sich auf eine Minderheit oder eine unterversorgte Patientengruppe konzentriert.

„Es wurden Unterschiede nach Hautfarbe* und ethnischer Zugehörigkeit in der Toxizität von Chemotherapien beobachtet. Die meisten davon wurden jedoch nicht detailliert untersucht, was hauptsächlich auf die geringe Anzahl von Teilnehmerinnen aus Minderheiten an klinischen Studien zurückzuführen ist. Diese Studie zeigt, dass es möglich ist, eine erfolgreiche Einschreibung in eine prospektive Studie zu erreichen, die auf Frauen afrikanischer Abstammung mit Brustkrebs im Frühstadium beschränkt ist, um einen vorgeschlagenen Keimbahnprädiktor für Taxan-bedingte periphere Neuropathie zu bewerten und die Toxizität zwischen zwei verschiedenen Taxan-Medikamenten in dieser Population zu vergleichen. Wenngleich diese Medikamente weitere Toxizitäten verursachen können, zeigt diese Forschungsarbeit, dass Docetaxel vs. Paclitaxel als die bevorzugte Behandlung für schwarze Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium angesehen werden kann“, kommentierte Dr. Julie R. Gralow, Chief Medical Officer der ASCO.

Über die Studie

„Klinische Studien in den USA haben unter einem überproportionalen Mangel an schwarzen Patientinnen gelitten. Der Mangel an Repräsentanz ist angesichts der erheblichen Unterschiede bei den Krebsoutcomes je nach Hautfarbe problematisch. Insbesondere schwarze Patientinnen mit Brustkrebs sterben deutlich häufiger an der Krankheit und erfahren erhebliche Toxizität. „Wir wollten nicht nur Unterschiede beschreiben, sondern unser Verständnis davon erweitern, damit wir die Chancengleichheit bei der Behandlung von Brustkrebs verbessern können“, sagte die leitende Studienautorin Dr. Tarah Ballinger, Brustkrebsforscherin am Melvin and Bren Comprehensive Cancer Center der Indiana University und Stipendiatin der Vera Bradley Foundation für Brustkrebsforschung sowie außerordentliche Professorin für klinische Medizin an der Indiana University School of Medicine.

Frühere Forschungen im Labor von Dr. Bryan Schneider, Vera Bradley Professor für Onkologie an der Indiana University School of Medicine, ergaben, dass schwarze Menschen mit Brustkrebs im Vergleich zu jenen mit anderer Hautfarbe deutlich häufiger an behandlungsbedingter peripherer Neuropathie (TIPN) leiden und dass bestimmte genetische Unterschiede das Risiko einer Neuropathie verändern können. Höhere Neuropathie-Raten sind mit einer Dosisreduktion der Chemotherapie und niedrigeren Heilungsraten verbunden. Die ECOG-ACRIN Cancer Research Group konzipierte die EAZ171-Studie, um genetische Prädiktoren für Neuropathie zu validieren und das optimale Taxan basierend auf Nebenwirkungen und möglichen Dosisreduktionen für schwarze Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium zu bestimmen.

Die Konzeption der Studie und die Rekrutierung von Patienten erfolgte in Zusammenarbeit mit schwarzen Patientenvertretern, darunter einer lokalen Gruppe in Indianapolis namens Pink-4-Ever Ending Disparities. Mithilfe dieser Vertreter wurde eine starke Social-Media-Kampagne zur Rekrutierung entwickelt, in der schwarze Frauen mit Brustkrebs vorgestellt wurden. Viele der eingeschriebenen Patientinnen kamen von Standorten des Community Oncology Research Program (NCORP) des National Cancer Institute und nicht nur aus akademischen Einrichtungen.

Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium, die sich selbst als schwarz identifizierten, erhielten entweder wöchentlich Paclitaxel oder alle drei Wochen Docetaxel. Insgesamt wurden 249 Patientinnen eingeschrieben, von denen 121 mindestens eine Dosis Paclitaxel und 118 eine Dosis Docetaxel erhielten.

Wichtige Ergebnisse

Schwarze Patientinnen mit Brustkrebs, die mit Docetaxel behandelt wurden, hatten weniger TIPN und weniger Dosisreduktionen als diejenigen, die Paclitaxel erhielten. Erbliche Genalterationen traten bei Patientinnen mit TIPN häufiger auf, aber dieses Ergebnis erreichte keine statistische Signifikanz.

Die vom Arzt gemeldete periphere Neuropathie Grad 2-4 unterschied sich in den Gruppen mit Genalterationen mit hohem und niedrigem Risiko in beiden Behandlungsarmen nicht signifikant.
Die periphere Neuropathie Grad 2-4 war jedoch bei Patientinnen, die Paclitaxel erhielten, sowohl laut Arztbericht (44% vs. 29%) als auch nach Patientenangaben (40 % vs. 24 %) signifikant höher als bei Patientinnen, die Docetaxel erhielten.

Bei Patientinnen, die Paclitaxel erhielten, war aufgrund der peripheren Neuropathie (28 % vs. 9 %) oder aus anderen Gründen (39 % vs. 25 %) eine häufigere Dosisreduktion erforderlich als bei Patientinnen, die Docetaxel erhielten.

Diese Ergebnisse werden gleichzeitig im „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlicht.

Nächste Schritte

Die Forscher planen eine weitere Studie, um die Therapie für schwarze Patientinnen mit Brustkrebs weiter zu optimieren.

Diese Studie wurde vom National Cancer Institute, einem Teil der National Institutes of Health, finanziert. Zusätzliche Unterstützung leisteten Susan G. Komen und die Vera Bradley Foundation for Breast Cancer.

*engl. Race, hier mit Hautfarbe übersetzt, da im Alltag meist danach unterschieden wird, und zudem Rasse im Dt. als fragwürdig gilt und sehr negativ belegt ist