Asthma, Asthmakontrolle und Depression bei Senioren: Studie startet bald

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Asthma ist eine Erkrankung, die, wie eine Gruppe US-amerikanischer Mediziner schreibt, bei älteren Personen zu selten diagnostiziert und und damit auch zu wenig behandelt wird. Schlechte Outcomes seien die naturgemäße Folge. Bei älteren Patienten, die sowohl an Asthma als auch an Depressionen leiden, sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Zusammenhang mit ihrer Atemwegserkrankung in ein Krankenhaus eingeliefert werden, doppelt so hoch wie bei Patienten ohne Depression, ergänzen die Mediziner, die für die nächste Zukunft eine entsprechende Studie planen.

Die Untersuchung – die laut eigenen Angaben erste Studie, in der die Zusammenhänge zwischen asthmabedingter Entzündung, Therapietreue und schwerer Depression bei älteren Erwachsenen analysiert werden – wird von Forschern der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, des Montefiore Health System und des Albert Einstein College of Medicine durchgeführt werden. Das National Heart, Lung and Blood Institute stellt dafür die Summe von 3,4 Mio. US-Dollar zur Verfügung. Das Ziel ist, die Versorgung und die Lebensqualität dieser Patientengruppe zu verbessern.

In die Studie sollen 400 Englisch und Spanisch sprechende Patienten im Alter über 60 Jahre teilnehmen, die an persistierendem Asthma leiden und ein Medikament zur Asthmakontrolle erhalten. Zusätzlich soll die Hälfte der Teilnehmer auch an einer schweren Depression leiden. Nach einer ersten Beurteilung werden sie nach sechs, zwölf und 18 Monaten erneut hinsichtlich Depressionen, Entzündungen und der Therapieadhärenz untersucht. Die vierjährige Studie startet im September dieses Jahres.

In älteren Studien sind Depressionen mit Veränderungen im Entzündungsgeschehen in Verbindung gebracht worden, doch wie und warum dies geschieht, ist unbekannt. Asthma und Altern sind auch durch vermehrte Entzündungen der Atemwege und im Blut gekennzeichnet, sodass angenommen wird, dass Depressionen diese entzündlichen Veränderungen verschlimmern und zu schlechteren klinischen Outcomes beitragen können.

„Asthma bei älteren Patienten ist weitestgehend unerforscht und stellt einen großen Bedarf dar, der nicht gedeckt ist“, sagt Dr. Paula J. Busse, Professorin für Klinische Immunologie an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai. „Ältere Patienten mit Asthma haben im Vergleich zu jüngeren tendenziell schlechtere Outcomes, einschließlich höherer Morbiditäts- und Mortalitätsraten aufgrund ihrer Krankheit. Darüber hinaus wird Asthma bei älteren Patienten häufig nicht erkannt und zu wenig oder gar nicht behandelt. Diese Finanzierung ermöglicht es uns, die zugrunde liegende Entzündung bei älteren Patienten mit Asthma, die nicht gut charakterisiert ist, zu untersuchen und herauszufinden, wie sie durch Depressionen beeinflusst wird. Dieses Wissen könnte zu neuen Ansätzen der Asthmatherapie im Alter führen und die Notwendigkeit für die Entwicklung eines interdisziplinären Behandlungsansatzes für diese Patientenpopulation darstellen.

„Wir haben ein interdisziplinäres Team von Medizinern mit Expertis in Psychologie, Verhaltensmedizin, Selbstmanagement bei chronischen Erkrankungen und Entzündungen zusammengestellt, um Klarheit in die Mechanismen zu bringen, die dem Zusammenhang zwischen Depression und schlechteren Asthma-Outcomes zugrunde liegen“, sagt Dr. Juan Wisnivesky Leiter der Abteilung für Allgemeine Innere Medizin an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai. „Unsere Studie identifiziert möglicherweise neue Ziele für die Asthmatherapie und hilft bei der Entwicklung von Verhaltensinterventionen für das Selbstmanagement.“

„Menschen mit Asthma und Depressionen sind auf zweierlei Weise betroffen – sie haben eine stärkere Entzündung der Atemwege und nehmen seltener ihre täglichen Kontrollmedikamente ein, die gewissermaßen die erste Verteidigungslinie darstellen“, sagt Jonathan Feldman, Professor für Pädiatrie am Albert Einstein College of Medicine. „Wir wissen, dass Depressionen bei Asthmapatienten zu schlechteren Outcomes führen. Deshalb möchten wir uns genauer ansehen, was passiert – sowohl emotional als auch physiologisch.“

Ältere Studien dieses Forscher-Teams hatten ergeben, bei älteren Asthmapatienten in der Stadt eine Rate depressiver Symptome von 36 Prozent ergeben. Beobachtet wurde außerdem eine Verschlechterung der Asthmakontrolle und der Lebensqualität, insbesondere bei Minderheiten. Selbst nach asthmabedingten Krankenhausaufenthalten wurden nur 50 Prozent der Asthmakontrollmedikamente verwendet.

Die Asthmakontrolle in dieser Patientenpopulation hat auch Auswirkungen auf das US-amerikanische Gesundheitssystem insgesamt: So zeigen die Daten einer landesweiten Datenbank für Notaufnahmen zwischen 2006 und 2008, dass Personen ab 55 Jahren, die wegen einer Asthmaerkrankung in die Notaufnahme kamen, höhere Raten von asthmabedingten Krankenhausaufenthalten aufwiesen sowie länger in stationärer Behandlung verblieben und häufiger beinahe tödliche Exazerbationen erlitten. Bei den Älteren wurden asthmabedingte Ereignisse mit kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht sowie mit einer Nicht-Vermeidung von Asthma-Triggern wie Rauchen und einer abnehmenden motorischen Fähigkeit zur korrekten Verwendung des Inhalators.