Asthma: Forschende sehen Zusammenhang zwischen Nahrungsfetten und schwereren Formen der Erkrankung

Foto: © Andrey Kiselev/stock.adobe.com

Wissenschaftler vom Children’s Hospital of Philadelphia (CHOP) haben herausgefunden, dass bestimmte Lipide in Lebensmitteln, die zur Entstehung von Adipositas beitragen, auch asthmaähnliche Entzündungszustände in der Lunge verursachen.

Die Arbeitsgruppe berichtet darüber in der Zeitschrift „Science Translational Medicine“ und nimmt an, dass neben einer Ernährungsumstellung auch bestimmte bereits existierende Medikamente für die Behandlung dieser Form von Asthmaform umfunktioniert werden könnten.

Fettleibigkeit bei Kindern und neutrophiles Asthma

Anstoß für die Studie gab die Entdeckung eines Zusammenhangs zwischen Adipositas im Kindesalter und neutrophilem Asthma. Um die dieser Form der Erkrankung zugrunde liegenden Ursachen genauer zu untersuchen, konzentrierte man sich auf Lungenmakrophagen. Während metabolischer Stress die Makrophagenfunktion zu verändern in der Lage ist, waren die Auswirkungen bestimmter Nahrungsbestandteile bislang unklar. Nun fanden die Autoren der aktuellen Studie heraus, dass bestimmte Nahrungsfette – auch solche aus verarbeiteten Lebensmitteln – bei Entzündungsreaktionen Makrophagen in der Lunge aktivieren.

„Vor dieser Studie vermuteten viele, dass Adipositas im Kindesalter diese Form von Asthma verursacht“, erläutert Studienleiter Dr. David A. Hill, Oberarzt in der Abteilung für Allergie und Immunologie am CHOP. „Wir beobachteten jedoch neutrophiles Asthma bei Kindern, die nicht adipös waren, weshalb wir einen anderen Mechanismus vermuteten. Wir beobachteten sowohl in präklinischen Arbeiten als auch in Studien an Kindern, dass eine Ernährung mit bestimmten gesättigten langkettigen Fettsäuren unabhängig von einer Adipositas neutrophiles Asthma auslösen kann.“

Stearinsäure: mehr Entzündung, aber keine Adipositas

Die Wissenschaftler führten zunächst in einem präklinischen Tiermodell Untersuchungen zu einer fettreichen Ernährung durch. Dabei stellten sie fest, dass Lungenmakrophagen die gesättigte langkettige Fettsäure Stearinsäure anreicherten. Sie kommt häufig in tierischen Fetten und verarbeiteten Lebensmitteln vor, wo sie der Stabilisierung, Verdickung oder als Emulgator dient. Bemerkenswerterweise verschlimmerte Stearinsäure in der Ernährung die Entzündung der Atemwege, ohne Adipositas zu verursachen.

Umgekehrt unterdrückte Oleinsäure, eine einfach ungesättigte langkettige Fettsäure, die Entzündungsaktivität. Die Forschenden beobachteten außerdem, dass die Blockierung des entzündlichen Zytokins Interleukin-1β oder die Hemmung des Proteins IRE1⍺ – beides Proteine, die bei neutrophilem Asthma in erhöhten Konzentrationen vorkommen – vor stearinsäurebedingter Lungenentzündung schützt. Die Studie bestätigte einige dieser präklinischen Befunde an einer Gruppe adipöser Kinder mit Asthma.

„Asthma ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern, und je nach Asthma-Subtyp können unterschiedliche Therapien erforderlich sein“, erklärt Co-Autorin Dr. Lisa Young, Leiterin der Abteilung für Lungen- und Schlafmedizin am CHOP. „Obwohl es viele Risikofaktoren und Auslöser gibt, die mit Asthma in Verbindung gebracht werden, liefert diese Studie Hinweise darauf, wie bestimmte Nahrungsbestandteile mit einer besonders schwer zu behandelnden Form von Asthma zusammenhängen. Diese Erkenntnisse sind ermutigend, da sie neue Behandlungsstrategien ermöglichen und nahelegen, dass gezielte Ernährungsumstellungen helfen können, dieser Asthmaform vorzubeugen.“

(ac)