Asthma: Inhalatives Corticosteroid am besten nachmittags verwenden?

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Der Nachmittag ist möglicherweise der beste Zeitpunkt für die Verwendung eines inhalativen Corticosteroids im Rahmen der Erhaltungstherapie bei Asthma, um eine gute Kontrolle der Erkrankung zu erreichen.

Das berichten die Autoren einer kleinen klinischen Studie zur Verwendung von Beclometason, die kürzlich in „Thorax“ veröffentlicht wurde. Die Forschenden argumentieren, dass eine solche nachmittägliche Gabe die übliche nächtliche Verschlechterung der Asthmasymptome wirksamer unterdrückt als die Verwendung zu anderen Tageszeiten.

Sollten sich die Ergebnisse in größeren Studien bestätigen, könnte dieser Ansatz zu besseren klinischen Ergebnissen für Patienten führen, ohne unerwünschte steroidbedingte Nebenwirkungen zu verstärken oder Kosten zu erhöhen, erklären die Autoren. Die Abstimmung des Zeitpunktes der medikamentösen Behandlung auf die innere Uhr (Chronotherapie) könne die therapeutische Wirkung von Medikamenten erhöhen, ergänzen sie. Dies könne besonders wichtig bei Asthma sein, da sich die Erkrankung durch einen ausgeprägten Tagesrhythmus auszeichnet und ihre Hauptauswirkungen – Atemwegsobstruktion und Atemwegsentzündung – nachts ihren Höhepunkt erreichen. Nachts träten 80 Prozent der tödlichen Asthmaanfälle auf, führen die Wissenschaftler an.

Aufbauend auf ihren zuvor veröffentlichten Forschungsergebnissen, die eine erhöhte Immunzellreaktion auf Steroide am Nachmittag zeigten, wollten die Forschenden herausfinden, ob eine Einzeldosis eines präventiven Inhalativums zu dieser Zeit die übliche nächtliche Verschlechterung der Asthmasymptome besser unterdrücken kann als die morgendliche oder die standardmäßige zweimal tägliche Gabe – und zwar ohne das Risiko für Nebenwirkungen von Steroiden zu erhöhen. Zwanzig Personen (Alter 18–65 Jahre) mit mindestens seit einem Jahr bestehendem, bestätigtem leichtem bis mittelschwerem Asthma sowie häufigen Atemwegsallergien gegen Katzenhaare, Hausstaubmilben oder Gräserpollen wurden nach dem Zufallsprinzip für jeweils 28 Tage einem von drei Dosierungsschemata zugewiesen. Diese umfassten eine einmalige tägliche Dosis von 400 µg Beclometason am Morgen (8–9 Uhr), die gleiche tägliche Dosis am Nachmittag (15–16 Uhr) und eine zweimal tägliche Dosis von 200 µg Beclometason morgens sowie abends (20–21 Uhr). Nach jedem 28-tägigen Zeitraum wechselten die Teilnehmer nach einer Pause von 14 bis 21 Tagen ihr Dosierungsschema, bis alle drei Studienarme abgeschlossen waren. Spirometriewerte und Blutbiomarker (Entzündungszellen, Cortisol- und Salbutamolspiegel aus Bedarfsinhalatoren) wurden 24 Stunden lang alle sechs Stunden zu Beginn und Ende jedes 28-tägigen Zeitraums gemessen. 21 Personen (84%) mit ähnlichen Schlaf-Wach-Zyklen schlossen alle drei Studienarme ab.

Bessere Ergebnisse in puncto Lungenfunktion und Entzündungswerte

Im Vergleich zu den Ausgangswerten verbesserte sich die nächtliche Lungenfunktion in allen Behandlungsarmen. Der Zeitpunkt der Verbesserung variierte jedoch je nach Dosierungsschema. Die stärkste Verbesserung, gemessen um 22 Uhr, war mit der einmal täglichen Dosis am Nachmittag verbunden (100 ml mehr als die Morgendosis). Ebenso unterdrückten alle Dosierungsschemata die Entzündung der Atemwege im Vergleich zu den Ausgangswerten, wobei diese Unterdrückung um 22 und 4 Uhr bei der einmal täglichen Dosis am Nachmittag deutlich stärker ausfiel als unter der zweimal täglich applizierten Dosis.

Die Forschenden beobachteten keinen Unterschied im Hinblick auf den Cortisolspiegel zwischen den drei Dosierungsschemata im Vergleich zu den Ausgangswerten. Dies deutet darauf hin, dass die Fähigkeit des Körpers, das Hormon zu produzieren – eine mögliche Nebenwirkung der Behandlung mit inhalativen Steroiden – nicht zusätzlich beeinträchtigt wurde.

Die Forscher räumen ein, dass die Teilnehmerzahl gering und die Dauer der Studie nur kurz war – sie schlagen aber vor, dass ihre Ergebnisse die Grundlage für weitere größere Studien bilden könnten. „Unsere Ergebnisse stützen die Hypothese, dass der optimale Zeitpunkt für die Verabreichung [inhalativer Corticosteroide] um 16 Uhr liegt, zeitgleich mit einer erhöhten Glucocorticoidempfindlichkeit zu diesem Zeitpunkt“, erklären sie. „Die Annahme, dass die Entzündungskaskade am Nachmittag einsetzt, könnte auch die von uns beobachteten Ergebnisse erklären. Die Abschwächung der vorhersehbaren, einem Rhythmus folgenden Rekrutierung von Entzündungszellen in den Atemwegen zu diesem Zeitpunkt könnte den anschließenden übermäßigen nächtlichen Abfall der Lungenfunktion bei Asthma verhindern“, vermuten sie.

Kritik: Keine bessere Symptomkontrolle, Adhärenzprobleme in der Praxis

In einem zu der Studie veröffentlichten Kommentar weisen Dr. Richard Russell und Dr. Nicola Smallcombe vom King’s Centre for Lung Health, dem King’s College London beziehungsweise dem Royal Free London NHS Foundation Trust (Großbritannien) darauf hin, dass die Dosierung am Nachmittag nicht zu einer besseren Symptomkontrolle führte. Sie erklären jedoch: „Diese mangelnde Übertragung auf die Patienten-Outcomes kann auf die kurze Dauer des Nachbeobachtungszeitraumes, die geringe Teilnehmerzahl und die relativ geringe Symptombelastung der Teilnehmer zu Beginn zurückzuführen sein, sodass kein Spielraum für Verbesserungen bestand.“ Da die Teilnehmer unter leichtem bis mittelschwerem Asthma litten und langwirksame Beta-Agonisten-Inhalatoren – die in den neuesten Behandlungsleitlinien empfohlen werden – nicht einbezogen wurden, seien die Ergebnisse möglicherweise nicht allgemein anwendbar, so die Autoren.

„Wenn man sich überlegt, wie die Umsetzung dieser Ergebnisse in die klinische Praxis aussehen kann, stellt die Einhaltung von Asthmatherapien die größte Herausforderung dar“, ergänzen Russell und Smallcombe. Etwa 30 bis 40 Prozent hätten Probleme mit der Inhalationstherapie – da „könnte die Einführung einer festen Zeit für die Inhalationsanwendung die Situation möglicherweise noch weiter verkomplizieren.“ Die Autoren des Kommentars kommen jedoch zu dem Schluss: „Diese Studie bietet vielversprechende Erkenntnisse über den potenziellen Nutzen der Chronotherapie mit inhalativen Corticosteroiden für Asthmapatienten. Wir glauben, dass dies vor allem Patienten mit schwererem Asthma zugutekommt, bei denen marginale Verbesserungen der Lungenfunktion und eine reduzierte Eosinophilenzahl eher zu einer besseren Kontrolle und Risikominderung führen.“