Asthma und Allergien: Zusammenhang mit Schlafgewohnheiten von Jugendlichen9. Juli 2020 Foto: © franz12/Adobe Stock Laut einer neuen Studie leiden Jugendliche, die abends gerne länger wach bleiben und morgens später aufwachen, häufiger an Asthma und Allergien als Gleichaltrige, die früh schlafen gehen und früh aufstehen. Es ist bekannt, dass Asthmasymptome eng mit der inneren Uhr des Körpers zusammenhängen. Bei der nun veröffentlichten Studie handelt es sich jedoch laut den Autoren um die erste, in der untersucht wurde, wie individuelle Schlafenszeitpräferenzen das Asthmarisiko von Teenagern beeinflussen. Die Studie wurde von Dr. Subhabrata Moitra von der Abteilung für Pneumologie an der Universität von Alberta (Kanada) geleitet, als er am Barcelona Institute for Global Health (Spanien) tätig war. Der Forscher erklärt: „Asthma und allergische Erkrankungen sind bei Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt häufig und die Prävalenz nimmt zu. Wir kennen einige der Gründe für diesen Anstieg, wie die Exposition gegenüber Umweltverschmutzung und Tabakrauch, aber wir müssen noch mehr wisssen. Schlaf und das ‘Schlafhormon’ Melatonin üben bekanntermaßen einen Einfluss auf Asthma aus. Deshalb wollten wir herausfinden, ob die Präferenz von Jugendlichen, lange aufzubleiben oder früh ins Bett zu gehen, mit ihrem Asthmarisiko zusammenhängen könnte.“ Die Studie umfasste 1684 Jugendliche in Westbengalen (Indien) im Alter von 13 oder 14 Jahren, die an der PERFORMANCE-Studie (Prevalence and Risk Factors of Asthma and Allergy-Related Diseases among Adolescents) teilnahmen. Jeder Teilnehmer wurde nach Wheezing, Asthma oder Symptomen einer allergischen Rhinitis wie Schnupfen und Niesen gefragt. Man stellte den Probanden eine Reihe von Fragen gestellt, um zu beurteilen, ob sie „Abendtypen“, „Morgentypen“ oder ein Typus dazwischen waren. So wurden sie gefragt, zu welcher Abend- oder Nachtzeit sie müde werden, wann sie gerne aufstehen und wie müde sie morgens gleich nach dem Aufstehen sind. Die Forscher verglichen die Symptome der Jugendlichen mit ihren Schlafpräferenzen und berücksichtigten dabei andere Faktoren, von denen bekannt ist, dass sie Asthma und Allergien beeinflussen. Dazu gehörten beispielsweise der Wohnort und ein etwaiger Tabakkonsum von Familienmitgliedern. Die Studienautoren stellten fest, dass die Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken, bei Jugendlichen mit einer bevorzugten späten Schlafenszeit etwa dreimal höher war als bei solchen, die lieber früher schlafen gingen. Die Wissenschaftler fanden auch heraus, dass das Risiko für eine allergische Rhinitis bei Probanden, die spät schlafen gingen, doppelt so hoch war wie bei solchen mit einer frühen Schlafenszeit. Moitra fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass es bei Teenagern einen Zusammenhang zwischen der bevorzugten Schlafzeit einerseits und Asthma und Allergien andererseits gibt. Wir können nicht sicher sein, dass ein längeres Aufbleiben Asthma verursacht, aber wir wissen, dass das Schlafhormon Melatonin bei Langschläfern häufig aus dem Takt gerät, was wiederum die allergische Reaktion bei Teenagern beeinflussen könnte. Wir wissen auch, dass Kinder und Jugendliche zunehmend dem Licht von Mobiltelefonen, Tablets und anderen Geräten ausgesetzt sind und nachts länger aufbleiben. Möglicherweise würde es zu einer Verringerung des Risikos für Asthma und Allergien beitragen, wenn Jugendliche dazu ermutigt werden, ihre Mobilgeräte weglegen und etwas früher ins Bett zu gehen. Das ist etwas, das wir genauer untersuchen müssen.“ Eine zweite Phase der PERFORMANCE-Studie ist für 2028/29 geplant. Dies bedeutet, dass die Studie mit einer neuen Gruppe von Teenagern wiederholt werden kann, um festzustellen, ob sich die Schlafgewohnheiten von Jugendlichen und deren Atemwegsgesundheit verändert haben. Moitra und sein Team hoffen auch, ihre Ergebnisse durch objektive Messungen der Lungenfunktion und der Schlafzeit der Teilnehmer quantifizieren zu können. Prof. Thierry Troosters, Präsident der European Respiratory Society, kommentiert: „Wir müssen viel mehr darüber wissen, warum Asthma und Allergien bei Kindern und Jugendlichen zunehmen, und hoffentlich Wege finden, um diese Erkrankungen zu reduzieren. Dies ist die erste Studie, die die mögliche Rolle unterschiedlicher Schlafpräferenzen für das Asthma- und Allergierisiko von Teenagern untersucht. Sie eröffnet eine interessante und wichtige neue Forschungsrichtung. Wir wissen bereits, dass guter Schlaf für die körperliche und geistige Gesundheit wichtig ist. Deshalb sollten wir Teenager weiterhin dazu ermutigen, für einen guten Schlaf Sorge zu tragen.“
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