Asthmamedikament blockiert Nahrungsmittelallergie-Reaktionen bei Mäusen

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Bei Mäusen konnten lebensbedrohliche allergische Reaktionen nahezu vollständig verhindert werden. Entscheidend war die Blockade eines neuen Anaphylaxie-Signalwegs mit einem in den USA zugelassenen Asthmamedikament.

Laut einer Studie der Northwestern Medicine, Chicago, USA, konnte Zileuton die allergische Reaktion auf Nahrungsmittelallergene bei Mäusen weitgehend eliminieren. Der Wirkstoff ist von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zur Behandlung von Asthma bronchiale zugelassen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in „Science“.

Neuer Ansatz in der Behandlung von Nahrungsmittelallergien

Der Mechanismus basiert auf einer bislang unbekannten Rolle des Gens DPEP1, das die Regulation der Anaphylaxie steuert. Nach Identifikation der Beteiligung von DPEP1 an der Produktion von Leukotrienen im Darm – inflammatorische Mediatoren, auf die Asthmatherapien bereits abzielen – testeten die Forschenden Zileuton als Hemmer dieses Weges. Die Mäuse erhielten oral Erdnussextrakt und wurden anschließend auf Symptome überwacht.

Zileuton zeigte eine ausgeprägte Wirkung: Nach der Behandlung wiesen 95 Prozent der zuvor hochgradig gefährdeten Mäuse fast keine Symptome auf. Die Anfälligkeit für Anaphylaxie sank deutlich. Die Entdeckung dieses Signalwegs gelang durch eine jahrelange genetische Screening-Strategie, die gezielt die relevanten Gene für die Allergieausprägung lokalisierte.

Erweiterung von Diagnostik und Therapie

Nahrungsmittelallergien nehmen zu und betreffen derzeit mehr als 33 Millionen Menschen allein in den USA. Die Prävention schwerer allergischer Reaktionen ist bislang schwierig. Es existieren zwei FDA-zugelassene Therapien für bestimmte Lebensmittelallergien, jedoch keine Heilung. Die orale Immuntherapie gegen Erdnussallergie ist nicht für alle geeignet und birgt ihrerseits das Risiko von allergischen Reaktionen; die Injektionsbehandlung mit Omalizumab funktioniert ebenfalls nicht bei jedem Patienten. Zileuton eröffnet potenziell eine neue Option: eine simple Tablette, die den anaphylaktischen Signalweg temporär und gezielt blockiert. Dies könnte die Gefahr lebensbedrohlicher Reaktionen nach unbeabsichtigter Allergenexposition deutlich verringern.

Die Entdeckung erklärt möglicherweise, warum einige nach Allergietests als „allergisch“ eingestufte Personen klinisch symptomfrei sind. Die neuen Forschungsergebnisse liefern einen Ansatz zur Differenzierung zwischen reiner Sensibilisierung und tatsächlicher Allergie, was die Diagnostik und Therapieoptionen wesentlich erweitern kann. Das Projekt wurde durch zahlreiche nationale und private Fördermittel unterstützt. Eine klinische Studie, die den Mechanismus erstmals beim Menschen prüft, wurde kürzlich initiiert. (ins)