ATS 2025: Lungenembolie bei Kindern häufiger als bisher angenommen

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Lungenembolien gelten zwar als Problem in der klinischen pädiatrischen Versorgung, wurden aber bislang als selten eingeschätzt. Diese Auffassung muss laut neuen Forschungsergebnissen offenbar korrigiert werden.

In einer groß angelegten neuen Studie haben deren Autoren eine unerwartet hohe Häufigkeit von Lungenembolien bei pädiatrischen Patienten festgestellt – vergleichbar mit der Häufigkeit bei Erwachsenen. Die Ergebnisse der nach Angaben der Forschenden ersten prospektiven Untersuchung zur Häufigkeit von Lungenembolien bei Kindern wurden gerade auf der internationalen Konferenz der American Thoracic Society vorgestellt (San Francisco/USA; 18.-21. Mai).

„Eine Lungenembolie bei Kindern ist nicht so selten wie bisher angenommen und muss bei Jugendlichen mit unerklärlicher Dyspnoe oder Kurzatmigkeit in Betracht gezogen werden“, betonte Notfallmediziner und Erstautor Dr. Jeffrey A. Kline von der Wayne State University School of Medicine (USA).

Erste Präsentation von Daten aus der multizentrischen BEEPER-Studie

Aus älteren retrospektiven Studien hatten sich Hinweise darauf ergeben, dass eine Lungenembolie bei weniger als einem Kind von 100.000 pro Jahr auftritt. In ihrer neuen Untersuchung konnten die Forschenden jedoch darlegen, dass bei bis zu 6,3 Prozent aller Kinder mit verdächtigen Symptomen eine akute Lungenembolie diagnostiziert werden kann. Der auf der ATS-Konferenz präsentierte Abstract zu dieser Arbeit enthält die ersten veröffentlichten Daten der multizentrischen Studie BEEPER (BEdside Exclusion of Pulmonary Embolism in children without the need for Radiation). An dieser Untersuchung hatten 4011 Kinder teilgenommen, die in 21 US-amerikanischen Notaufnahmen mit Symptomen vorstellig wurden, die auf eine Lungenembolie hindeuteten. Die Patienten waren zwischen vier und 17 Jahre alt.

Weitere Tests ergaben, dass drei Prozent der Kinder ausschließlich eine Lungenembolie hatten, während 1,8 Prozent an einer tiefen Venenthrombose (TVT) litten und 1,3 Prozent beides aufwiesen. Vielleicht weniger überraschend als die Häufigkeit selbst, so stellte Kline fest, sei die Tatsache, dass die Muster, die zur Unterscheidung einer Lungenembolie bei Kindern beitrugen, denen bei Erwachsenen ähnelten.

Neben den reinen Ergebnissen liefert die Studie laut ihren Autoren erstmals Kriterien für Mediziner, die bei Verdacht auf eine Lungenembolie bei Kindern eine diagnostische Abklärung einleiten. Die von den Wissenschaftlern berücksichtigten Kriterien bieten laut Kline einen evidenzbasierten Ansatz für die Untersuchung von Lungenembolien bei Kindern, die sonst nicht diagnostiziert worden wären, und reduzieren gleichzeitig die Strahlenbelastung bei geringem Risiko. Bei fast 80 Prozent der Patienten wurde zunächst Blut abgenommen und der D-Dimer-Wert bestimmt. Außerdem wurden bildgebende Verfahren zur Diagnosestellung eingesetzt, darunter eine computertomographische Pulmonalangiographie (CTPA), eine Untersuchung des Ventilations-Perfusions-Verhältnisses (V/Q), eine Magnetresonanztomographie (MRT) und ein Venenultraschall.

Nach Klines Auffassung werden die Forschungsergebnisse wichtige Fragen auf: „Dies ist der Teil unserer Erkenntnisse, der am meisten zu denken gibt“, sagte er. „Erleben Kinder häufig eine Lungenembolie, die nicht diagnostiziert wird, sich dann aber ohne Folgen erholt? Oder verpassen wir eine Gelegenheit, früher bei einer unerkannten Ursache für Pulmonale Hypertonie, einer anderen chronischen Erkrankung oder, selten, bei einer Ursache für plötzlichen Herztod einzugreifen?“

Als nächstes planen die Forscher, ihre Arbeit mit einer multizentrischen Studie fortzusetzen. Darin möchten sie untersuchen, ob neue Leitlinien dazu beitragen, eine Lungenembolie bei Kindern ohne unnötige Tests sicher auszuschließen.