ATS veröffentlicht Empfehlungen zum Adipositas-Hypoventilationssyndrom

Die ATS hat Empfehlungen für die Diagnose und Behandlung des Adipositas-Hypoventilationssyndroms veröffentlicht. Eine lautet, dass betroffene Patienten sich geeigneten Maßnahmen unterziehen sollten, die zu einer langfristigen Reduktion ihres Körpergewichtes um mindestens 25 bis 30 Prozent führen. (Fotoquelle: ATS)

Die American Thoracic Society (ATS) hat aktuell klinische Empfehlungen zur Beurteilung und Behandlung des Adipositas-Hypoventilationssyndroms (OHS) veröffentlicht.

Beim OHS handelt es sich um eine Atemstörung, die bei einigen übergewichtigen Menschen dazu führt, dass zu viel Kohlendioxid und zu wenig Sauerstoff im Blut ist. Medizinisch ist das OHS definiert als eine Kombination aus Adipositas (Body-Mass-Index 30 kg/m2), schlafbezogener Atmungsstörung und Hyperkapnie über Tag in wachem Zustand (Kohlendioxidpartialdruck [pCO2] in Ruhe 45 mmHg auf Meereshöhe) nach Ausschluss anderer Ursachen für eine Hypoventilation.

Studien zufolge leiden acht bis 20 Prozent der übergewichtigen Patienten mit Schlafapnoe an dieser potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung. Laut den Autoren der Leitlinie wird bei den meisten Patienten mit OHS keine entsprechende oder eine falsche Diagnose gestellt.

„Ziel der Leitlinie ist es, die Früherkennung von Arbeitsschutz und die Beratung von Ärzten in Bezug auf das Management von Arbeitsschutz mit dem Ziel, die Variabilität in der klinischen Praxis zu verringern und die Bewertung und das Management von Patienten mit Arbeitsschutz zu optimieren“, sagte Babak Mokhlesi, Vorsitzender des Leitlinienausschusses. MD, MSc, Lungenarzt und Schlafspezialist, Professor für Medizin und Direktor des Sleep Disorders Center und des Sleep Medicine Fellowship-Trainingsprogramms an der University of Chicago. „Die Empfehlungen sollen die Früherkennung des OHS verbessern und Ärzten Hilfestellung beim Management des OHS bieten, mit dem Ziel, zu einer stärkeren Einheitlichkeit in der klinischen Praxis zu gelangen sowie die Beurteilung und Behandlung von OHS-Patienten zu optimieren“, erklärt der Vorsitzende des Leitlinienkomitees Dr. Babak Mokhlesi, Pneumologe und Schlafmediziner am Sleep Disorders Center der Universität Chicago. „Das Komitee ist der Ansicht, dass eine frühe Diagnose und eine wirksame Behandlung des OHS wichtig sind, wenn es um die Verbesserung von Morbidität und Mortalität geht.“

Das Gremium aus 18 Experten, das die Leitlinie erarbeitete, setzte sich zusammen aus Pneumologen mit besonderer Expertise in schlafbezogenen Atmungsstörungen, Schlafspezialisten, einem Atemtherapeuten, einem Intensivmediziner, einem Spezialisten für pulmonale Hypertonie, einem Experten für Gewichtsreduktion und einem Patienten. Die Gruppe überprüfte die Ergebnisse einer systematischen Suche nach klinisch relevanten Fragen und konzentrierte sich auf patientenzentrierte Outcomes, wie zum Beispiel die Verbesserung der Lebens- und Schlafqualität, Tagesmüdigkeit, Gasaustausch, zusätzlicher Sauerstoffbedarf, Auslastung von Krankenhausressourcen und Tod.

Unter Verwendung des GRADE-Framework (Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation) gab das Panel fünf Empfehlungen ab. So soll zum Ausschluss eines OHS bei übergewichtigen Patienten mit Schlafstörungen ein Serumspiegel für Bicarbonat <27 mmol/l verwendet werden, wenn der Verdacht auf ein OHS nicht sehr groß ist. Besteht aber ein starker solcher Verdacht, sollte eine arterielle Blutgasanalyse erfolgen.

Stabile und mobile OHS-Patienten sollten eine Therapie mit positiven Atemwegsdruck (PAP) erhalten. Dabei sollte sowohl bei diesen Patienten als auch bei solchen mit parallel bestehender schwerer obstruktiver Schlafapnoe (OSA) zunächst mit kontinuierlichem positivem Atemwegsdruck (CPAP) behandelt werden, und nicht mit nicht invasiver Beatmung (NIV).

Viertens rät die ATS in ihrer Leitlinie bei Patienten, die aufgrund eines Atemstillstandes in ein Krankenhaus eingeliefert wurden und bei denen der Verdacht auf ein OHS besteht, diese unter NIV zu entlassen, bis sie sich einer ambulanten Diagnostik und einer PAP-Titrierung in einem Schlaflabor (idealerweise innerhalb von 2-3 Monaten) unterzogen haben.

Schließlich empfiehlt die ATS auch, dass sich Patienten mit OHS Maßnahmen zur Gewichtsreduktion unterziehen sollten, die einen anhaltenden Gewichtsverlust von 25 bis 30 Prozent des Körpergewichts bewirken (der mit höherer Wahrscheinlichkeit mithilfe einer Adipostias-Chirurgie zu erreichen ist), um eine Besserung des OHS zu erreichen.

Alle Empfehlungen wurden vom Gremium als „bedingt“ eingestuft, da „eine nur sehr geringe Sicherheit der Evidenz“ bestehe.

Die Autoren der Leitlinie stellten mehrere Möglichkeiten für die Forschung fest, von denen sie glauben, dass sie Patienten mit OHS zugute kommen würden. Randomisierte Studien, so schrieben sie, seien erforderlich, um festzustellen, was sich besser für ein Screening übergewichtiger Patienten mit schlafgestörter Atmung auf ein OHS geeignet sind: eine Messung des Bicarbonatspiegels oder der Sauerstoffsättigung.

Es seien auch Studien erforderlich, um die Auswirkungen verschiedener PAP-Modi bei OHS-Patienten ohne schwere obstruktive Schlafapnoe zu bewerten, heißt es seitens der ATS. Beantwortet werden müsse auch die Frage, ob Patienten, bei denen der Verdacht auf ein OHS besteht, die jedoch ohne Diagnose aus dem Krankenhaus entlassen werden, die PAP-Behandlung fortsetzen sollten, bis eine ambulante Untersuchung ein OHS bestätigt oder ausschließt. Schließlich müsse auch geklärt werden, welche bariatrischen Gewichtsreduktions-Interventionen bei Patienten mit OHS am effektivsten sind.

Das Leitlinien-Komitee betont, dass Ärzte, die solche Patienten betreuen, schwere Fettleibigkeit als einen wesentlichen, veränderbaren Faktor für die Entwicklung und den Schweregrad des OHS betrachten sollten. Ärzte müssten ihre Patienten aufklären und mit ihnen gemeinsam entscheiden, welche Strategie am besten geeignet ist, um einen Gewichtsverlust von mindestens 25 bis 30 Prozent zu erreichen.