Auch für die Kleinsten wird es eng: Klimawandel bedroht Lemuren auf Madagaskar28. März 2023 Ein Mausmaki-Weibchen trägt ein Jungtier. Foto: © Manfred Eberle/Deutsches Primatenzentrum Auswirkungen von Klimaveränderungen werden meist bei großen, langlebigen Tierarten vermutet und untersucht. Kleine Säugetiere mit einer hohen Fortpflanzungsrate können sich in der Regel gut an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Doch auch bei vermeintlich anpassungsfähigen Säugetierarten wie dem Mausmaki besteht ein erhöhtes Aussterberisiko aufgrund des Klimawandels, wie Forschende nachweisen konnten. Sie sind klein, haben eine hohe Fortpflanzungsrate und leben in den Wäldern von Madagaskar. Während der fünfmonatigen Regenzeit bringen sie ihren Nachwuchs zur Welt und legen ein Fettpolster an, um die kühle Trockenzeit, in der wenig Futter verfügbar ist, zu überstehen. Doch was passiert, wenn die Regenzeit trockener und die Trockenzeit wärmer wird? Können sich die nur rund 60 Gramm leichten Mausmakis dank ihrer hohen Fortpflanzungsrate an die durch den Klimawandel bedingten Veränderungen anpassen? ForscherInnen vom Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung haben zusammen mit KollegInnen von der Universität Zürich Langzeitdaten aus Madagaskar ausgewertet und festgestellt, dass Klimaveränderungen zu einer Destabilisierung der Mausmaki-Populationen führen und das Aussterberisiko erhöhen. Dass der Klimawandel bei einem schnelllebigen, ökologischen Generalisten zu einer stärkeren Fluktuation der Populationsdichte und damit zu einem erhöhten Aussterberisiko führt, ist ein alarmierendes Warnzeichen für potentielle Biodiversitätsverluste in den Tropen (PNAS).Auswirkungen von Klimaveränderungen wurden meist bei großen, langlebigen Tierarten vermutet und untersucht. Kleine Säugetiere mit einer hohen Fortpflanzungsrate können sich in der Regel gut an veränderte Umweltbedingungen anpassen, daher wurden sie im Zusammenhang mit Klimaveränderungen bislang kaum erforscht. Claudia Fichtel und Peter Kappeler vom Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ) forschen seit vielen Jahren an Lemuren auf Madagaskar und haben so einen einmaligen Datensatz aufgebaut, um diese Wissenslücke zu schließen.Mit Langzeitdaten Trends erkennenÜber einen Zeitraum von 26 Jahren, von 1994 bis 2020, haben Peter Kappeler und Claudia Fichtel die Altersstruktur einer Mausmaki-Population an der DPZ-Forschungsstation auf Madagaskar untersucht. Klimadaten aus demselben Zeitraum zeigen, dass die Regenzeit dort immer trockener und die Trockenzeit immer wärmer wurde. Diese Daten haben sie nun zusammen mit KollegInnen von der Universität Zürich ausgewertet und eine zunehmende Sterblichkeit bei gleichzeitig steigenden Fortpflanzungsraten festgestellt. „Diese gegensätzlichen Trends haben zwar einen Zusammenbruch der Mausmaki-Population verhindert, aber dennoch zu einer Destabilisierung der Population geführt, da der sowieso schon schnelle Lebenszyklus der Tiere weiter beschleunigt wurde“, sagt Claudia Fichtel.Aussterberisiko steigtDie aufgrund der Klimaveränderungen schwankenden Populationsgrößen stellen eine große Gefahr für die Tiere dar, sie könnten zum Aussterben der Art führen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass auch eine Tierart, die sich dank einer hohen Fortpflanzungsrate vermeintlich leicht an veränderte Umweltbedingungen anpassen kann, durch Klimaveränderungen in ihrem Überleben bedroht ist“, sagt Peter Kappeler. Dies sind schlechte Nachrichten, sind doch die nur auf Madagsakar vorkommenden Lemuren die weltweit am stärksten bedrohten Säugetiere. „Bei der Einstufung des Gefährdungsstatus einer Tierart sollten in Zukunft auch Daten zur demografischen Stabilität einer Population einbezogen werden“, sagt Claudia Fichtel.
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