Auch über 18-Jährige können von der HPV-Impfung profitieren4. März 2025 © Kt Stock – stock.adobe.com (Symbolbild) Der beste Zeitpunkt für die Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) ist ein Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Doch auch Menschen über 18 Jahre, die noch keine HPV-Impfung hatten, können von einer Impfung profitieren. HPV-Viren werden beim Sex übertragen, daher hat die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut diese Schutzimpfung „früh“ angesetzt. Sie empfiehlt die HPV-Impfung für alle Mädchen und Jungen von 9 bis 14 Jahren. „Bedauerlicherweise sind die Impfraten in Deutschland auch im europäischen Vergleich unzureichend. Deutschland belegt verglichen mit 25 anderen europäischen Ländern nur Platz 17“, merkt Prof. Norbert Brockmeyer, Dermatologe, Präsident der Deutschen STI Gesellschaft (DSTIG) und Mitglied im Vorstand der Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), an. Hierzulande ist nur die Hälfte der Mädchen und etwa ein Drittel der Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Zwei Drittel der männlichen und die Hälfte der weiblichen Teenager treten also ohne einen umfassenden Schutz vor Krebsarten wie Gebärmutterhals- oder Analkrebs, Kopf-Hals-Tumoren und bestimmten Krebsvorstufen sowie Genitalwarzen in das Erwachsenenleben. Es mag für Eltern und auch für die Kinder in manchen Fällen peinlich sein, von einer Ärztin oder einem Arzt auf eine sexuell übertragbare Infektionskrankheit (STI) angesprochen zu werden, gegen die man impfen kann. „Anders als es vielleicht bei der Elterngeneration war, sind junge Menschen heutzutage früher sexuell aktiv“, erklärt Brockmeyer und verweist auf die BZgA-Studie Jugendsexualität aus dem Jahr 2020. Unter den 14-Jährigen sind sexuelle Erfahrungen noch die Ausnahme – nur etwa vier Prozent von ihnen gaben solche an. Aber im Alter von 17 Jahren hat mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen Geschlechtsverkehr-Erfahrung. „Jeder Arztbesuch von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, auch bei einer Dermatologin oder einem Dermatologen, die ja Fachärzte für Haut und Geschlechtskrankheiten sind, sollte genutzt werden, um auf die HPV-Impfung hinzuweisen“, fordert Prof. Silke Hofmann, Direktorin des Zentrums für Dermatologie, Allergologie und Dermatochirurgie, HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal und Beauftragte für die Öffentlichkeitsarbeit der DDG. Die Impfung gegen HPV-Viren entwickelt ihre umfassende Schutzwirkung vor allem dann, wenn sie vor dem ersten Sexualkontakt erfolgt. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch über 18-Jährige geimpft werden können, auch wenn sie bereits sexuelle Kontakte hatten. Eine schwedische bevölkerungsbezogene Kohortenstudie (mit Mädchen und Frauen im Alter von 10 bis 30 Jahren in der Zeit von 2006 bis 2017) aus dem Jahr 2020 kam zum Ergebnis, dass HPV-Geimpfte im Beobachtungszeitraum ein reduziertes Risiko hatten, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Besonders stark war dieser Effekt bei denen, die bereits vor dem 17. Lebensjahr geimpft wurden. Bei ihnen sank das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, um 88%. Aber auch bei den Frauen, die im Alter von 20 bis 30 die Impfung erhielten, konnte eine Risikoreduktion um 62% beobachtet werden. „Dass auch HPV-ungeimpfte Menschen über 18 Jahren von der Impfung profitieren können, schreibt auch die STIKO. Aufgabe der Ärztin oder des Arztes ist es an dieser Stelle zu erklären, dass die Wirksamkeit der Impfung bei ‚nicht HPV-naiven‘ Personen reduziert sein kann“, erklärt Hofmann. Auch die Kostenübernahme müsse individuell geklärt werden. Denn ohne Empfehlung sind die Kassen frei in ihrer Entscheidung, ob sie die Kosten übernehmen oder nicht. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Freistaat Sachsen. Die sächsische Impfkommission geht in ihrer HPV-Impfempfehlung deutlich weiter als die STIKO. Hier wird die HPV-Impfung für alle Personen (Frauen und Männer) bis zum vollendeten 26. Lebensjahr empfohlen. Die Kosten werden allerdings bislang auch dort noch nicht von allen Kassen übernommen. „Die STIKO-Empfehlungen sind wichtig und geben Orientierung. Aber es ist auch wichtig zu wissen, dass erprobte und sichere Impfungen auch für Menschen außerhalb der empfohlenen Gruppe der Impflinge von dem HPV-Impfschutz profitieren können“, sagt Brockmeyer. Für Hofmann ist wichtig, dass alle Gelegenheiten für eine HPV-Impfaufklärung und -Impfung genutzt werden. „Das kann ein Besuch in der hautärztlichen Praxis sein, oder beim Kinder- und Jugendarzt die Jugenduntersuchung 1 für die 12- bis 14-Jährigen oder noch besser die noch nicht so verbreitete U11 (‚Schülercheck‘), also die Vorsorgeuntersuchung für die 9 bis 10-Jährigen“, sagt Hofmann. Diese Empfehlung ist auch in der aktuellen Leitlinie „Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien“ zu lesen, wobei anzumerken ist, dass die U11 keine gesetzlich vorgeschriebene Krankenkassenleistung ist. Einige Krankenkassen übernehmen dennoch die Kosten. Durch das jüngere Alter würden die Kinder häufiger als bei der J1-Untersuchung von ihren Eltern begleitet und die Einwilligung zur HPV-Impfung könne sofort erfolgen. DDG und DSTIG rufen anlässlich des Welt-HPV-Tages gemeinsam zur HPV-Impfung auf – nicht nur für Jungen und Mädchen, sondern auch für noch ungeimpfte junge Erwachsene. Das Risiko einer HPV-Infektion besteht ein Leben lang. Eine Impfung auch im Erwachsenenalter bietet einen gewissen Schutz. Mögliche Schädigungen durch bereits erfolgte HPV-Infektionen macht die Impfung jedoch nicht rückgängig. Daher empfehlen die beiden Fachgesellschaften: Unbedingt im Kindes- und Jugendalter gegen HPV impfen.
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