Auf dem Weg zur automatisierten Blasenspülung

System zur automatischen Blasenspülung
Die Spülungsparameter können jederzeit überprüft werden Foto: Alexander Schober

Ein vernetztes System zur automatischen Überwachung der Blasenspülung soll die Patientenversorgung verbessern und das medizinische Personal entlasten.

Nach Operationen an Nieren, Blase oder Prostata ist eine Dauerspülung der Blase notwendig, um Blutgerinnsel zu vermeiden. Diese kontinuierliche Spülung muss dauerhaft überwacht werden. Das ohnehin schon überlastete Pflegepersonal in Kliniken kann dies kaum leisten. Zeitspannen, in denen die Spülung unbewacht verläuft, erhöhen das Risiko von Komplikationen.

In VisIMon, einem neuen Projekt unter der Leitung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern, wird ein System zur automatischen Überwachung der Blasenspülung entwickelt, das eine bessere Versorgung der Patienten bei gleichzeitiger Entlastung des medizinischen Personals ermöglichen soll. Im Projektkonsortium arbeiten sieben Partner aus Industrie und Forschung interdisziplinär zusammen, um ein kleines, am Körper getragenes Modul mit Sensoren und Schnittstellen zu entwickeln, das den Spülvorgang überwacht. Das neue System nutzt eine Kombination von Durchfluss-Sensoren, spektrographischen Sensoren und Ultraschall. VisIMon wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Prof. Didier Stricker, der Leiter des DFKI-Forschungsbereichs Erweiterte Realität, erläutert: „Das System soll als Überwachungselement eingesetzt werden, um einen technisch einwandfreien Verlauf der Spülung zu garantieren und medizinische Parameter wie eine akute Blutung zu erkennen und zu kommunizieren. Die Vorbereitung der Spülung wird wie bisher vom medizinischen Personal durchgeführt, während das System die Behandlung überwacht und protokolliert. Komplikationen können sofort erkannt und bewertet werden.“

Drahtlose Kommunikation verbessert Patientenmobilität

Die Flussüberwachung der Spülung sowie der Miniaturultraschall der Blase können diskret am Körper getragen werden. Die drahtlose Kommunikation ermöglicht eine erhöhte Mobilität der Patienten. Alle relevanten Messwerte können mit hoher Genauigkeit ermittelt werden. Arbeitsabläufe (z.B. Wechsel der Beutel) können besser geplant und unnötige Laufzeiten vermieden werden. Hieraus entstehen Einsparungen im Betrieb, die zusammen mit der Wiederverwendbarkeit des Systems die Gesamtkosten in kurzer Zeit amortisieren.

Die Anwendung des Systems ist sehr einfach. Die zu- und abführenden Schläuche des Spülsystems werden in das Gerät eingelegt und der Ultraschallsensor wird oberhalb des Schambeins angelegt. Bisher wurde die Fließgeschwindigkeit der Spülung vom Personal manuell eingestellt. Durch die Verwendung der Fluss-Sensoren ist eine automatische oder zumindest unterstützte Einstellung und Kalibrierung des Systems möglich. Diese ist wesentlich genauer, erhöht zudem die Sicherheit und verbessert die Anwendung durch unerfahrenes Personal. Durch die Führung der Schläuche wird ein besserer Tragekomfort des Spülsystems erreicht. Die kontinuierliche Analyse der abfließenden Spülflüssigkeit sowie die Überwachung der Blase durch Ultraschall ermöglichen eine genaue Beobachtung des aktuellen Zustandes.

Die grundlegende Herausforderung bei der Blasenspülung ist die korrekte Einstellung der einfließenden Menge an Spülflüssigkeit. Einerseits gilt es einen möglichst hohen Fluss zu erreichen, damit die Blase optimal gespült und so die Bildung von Gerinnseln und Tamponaden vermieden wird. Andererseits muss die abfließende Menge so groß sein, dass ein sukzessives Überfüllen der Blase und die damit verbundene Komplikationen vermieden werden.

Die im Projekt eingesetzte Medizintechnik kann grundsätzlich vier Bereichen zugeordnet werden:
– Diagnostisch: Akute Blutungen sollen vom System erkannt und kommuniziert werden.
– Therapeutisch: Optimale Anwendung der Blasenspülung zur Vermeidung von Komplikationen.
– Nachsorgend: Anwendung einer optimalen Spülung nach einem operativen Eingriff.
– Prophylaktisch: Vermeidung von Blasentamponaden und dadurch bedingten Operationen.

(DFKI/ms)