Ausgezeichnete Lehre

Foto: Vertreter der drei Siegerprojekte freuten sich zusammen mit den Sessionleitern und zwei Kongresspräsidenten über ihre Auszeichnung. (Foto: hr/Biermann Medizin)

Auf dem DKOU wurden gleich drei Lehrkonzepte gewürdigt, denen es gelungen ist, durch eine motivierende Lehre Medizinstudierende für O&U zu begeistern.

Die Arbeitsgemeinschaft Lehre der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Konvent der Universitätsprofessuren für O&U (KUOU) haben den Preis bereits zum wiederholten Mal ausgelobt. Sessionleiter Prof. Wolfgang Böker (München) zeigte sich erfreut über die Anwesenheit gleich zweier Kongresspräsidenten, was die zunehmende Bedeutung der Lehre und neuer Konzepte für das Fach unterstreiche. Als einen Erfolg dieser Veranstaltung werte er auch die große Anzahl eingegangener Bewerbungen. Über eine Auszeichnung, verbunden mit einem Preisgeld von je 1000 Euro, durften sich in diesem Jahr die Entwickler von gleich drei eingereichten Lehrkonzepten freuen, die diese im Rahmen der Session kurz vorstellen konnten.

Ko-Akion bei der Patientenaufklärung: Der (sichere) Sprung ins kalte Wasser

Als erstes Siegerprojekt stellte Dr. Anna-Maria Mielke das Konzept „Ko-Aktion im chirurgischen Aufklärungsgespräch vor. Ziel des Projektes, das Mieke zusammen mit PD Dr. Ricarda Seemann an der Charité Berlin entwickelt hat, war es ein studentisches Aufklärungsgespräch zusammen mit einem Arzt im Rahmen des Medizinstudiums zu implementieren.

Anstatt dieses mithilfe von Simulationspatienten zu erlernen, wird es zusammen mit einem weiterhin hauptverantwortlichen Arzt am Patienten durchgeführt. Dieses praxisnahe Setting sei deutlich weniger aufwendig und auch bei hoher Arbeitsbelastung der Dozierenden anwendbar. Studierenden bleibe es nachhaltig in Erinnerung und fördere ihre Kommunikationsskills, aber auch sich fachlich-inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Laut den Konzeptentwicklerinnen werden große Lerneffekte durch den (sicheren) Sprung ins kalte Wasser erreicht.

Auch die Jury sah dies so und würdigte die Einfachheit des Konzeptes, welches nur geringe Kosten verursache, gut integrierbar sei und kaum Vorbereitung benötige.

In interprofessionellen Teams am Patienten lernen

Als nächstes erläuterte Dr. Andreas Frobl, Arzt in Weiterbildung am Universitätsklinikum Freiburg, ein interdisziplinäres vierwöchiges Ausbildungskonzept, das in den Klinikalltag einer orthopädisch-unfallchirurgischen Station eines Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung integriert ist.

Neben vier PJlern, waren zwölf Pflegauszubildende im dritten Ausbildungsjahr, zwei Auszubildende der Physiotherapie und vier Pharmaziestudierende und in einer 1:1-Betreuung duch Praxisanleiter der Pflege und Physiotherapie, Stationsarzt und ärztliche Mentroren der PJ-Studierenden beteiligt. Vier Ausbildungsteams versorgen jeweils sechs unselektierte Patienten über vier Wochen in einem interprofessionellen Setting inklusive Visite am Patientenbett. Ein Tätigkeitübergreifendes Lernen inklusive OP-Beteiligung födert laut Frobl Teamfähigkeit und interdisziplinäres Arbeiten, eine bessere Kommunikation mit Patienten und Kollegen, Eigenreflexion und gibt Einblicke in die Versorgungsstrukturen und andere Berufsprofile.

Die Jury lobte die fächerübergreifende Wissensvermittlung, interdisziplinäres Arbeiten und Teambuildung des Konzeptes.

Virtuelle Frakturversorgung am proximalen Femur

Dritter Preisträger war das neue Konzept am Klinikum der Ludwig Maximilians Universität München, Virtuelle Realität (VR) in der Lehre einzusetzen. Das Konzept wurde von Dr. Jan Wulf vorgestellt. Hintergrund war es, Inhalte aus dem verrpflichtenden Modul 23 (MUSK-Block) am Muskuloskeletalen Universitätszentrum, welches als Frontaluntericht mit vielen Studierenden durchgeführt wurde, duch VR-Kurse mit elf Studierenden und einem Lehrenden zu ersetzen.

In die VR-Brille wurde die realitiätsnahe 3D-Frakturversorgung am proximalen Femur programmiert und im Nachgang der Lernerfolg im Vergleich zur Standard-Lehre evaluiert. Laut Wulf empfanden die Studierenden den Standard als „trocken“. Im Frontalunterricht in zu großer Gruppe im Hörsaal fehlte ihnen der Praxisbezug. Bei der VR-Lehre wurde eher die Technik kritisiert, mit Verzögerungen, zu vielen Laserpointern. Auch die Schwere der Brille und auftretende Übelkeit durch ihre Nutzung waren Kritikpunkte. Die Studierenden zeigten sich vom Konzept insgesamt überzeugt. Frei untersuchbare Modelle und eine erhöhte Gruppeninteraktion hätten den subjektiven Lernerfolg verstärkt.

Wulf zufolge bietet die VR-Technik zukünftig noch weitere Vorteile. So könnten Datensätze zu spannenden Fällen einfach hinzugefügt oder um eine haptische Komponente erweitert werden. Schon jetzt sei das Platzieren von Schrauben in verschiedenen Knochen möglich, aber auch zum Beispiel Übungen zur Röntgendiagnostik mittels C-Bogen seien in Zukunft geplant.

Die Jury betonte, dass die technische Innovation helfe, das Verständnis komplexer chirurgischer Zusammenhänge praxisnah zu vermitteln.

(hr/BIERMANN)