Ausgezeichnete Versorgung älterer Sturzpatienten10. Februar 2021 Krankenpflegerin Janina Seeger, Manfred Gogol und Lambert Herold (v.l.) bei der Visite am Bett einer älteren Patientin. Foto: Ilka Kosmalski/MHH. Die Unfallchirurgische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erhält das Zertifikat als Alterstraumatologisches Zentrum (ATZ DGU®). Erleiden ältere Menschen Knochenbrüche – beispielsweise durch einen Sturz –, zieht das oft Komplikationen nach sich. Bestes Beispiel: der Schenkelhalsbruch. Viele der betroffenen Seniorinnen und Senioren kommen danach im wahrsten Sinne des Wortes nicht wieder auf die Beine und verlieren ihre Selbstständigkeit. Die Zahl älterer PatientInnen mit Knochenbrüchen steigt stetig an. Zudem leiden sie immer häufiger unter schweren Vorerkrankungen. Auf diese Herausforderungen hat die Unfallchirurgische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) unter der Leitung von Prof. Christian Krettek reagiert und ein Alterstraumatologisches Zentrum (ATZ) aufgebaut. Dort arbeiten UnfallchirurgInnen und AltersmedizinerInnen eng mit Pflegekräften und TherapeutInnen zusammen, um auf die besonderen medizinischen Bedürfnisse älterer SturzpatientInnen einzugehen und ihre Versorgung zu verbessern. Im Dezember 2020 wurde die Klinik erfolgreich von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) als „AltersTraumaZentrum DGU®“ zertifiziert. PatientInnen mit Vorerkrankungen Während die Zahl der Verkehrsunfälle immer mehr abnimmt, moderne Sicherheitssysteme die Schwere der Verletzungen verringern und Therapiekonzepte auf hohem Niveau die Behandlungsergebnisse bei den Opfern von Verkehrsunfällen deutlich verbessert haben, stellen ältere PatientInnen mit Knochenbrüchen die Unfallchirurgie vor große Aufgaben. Hüftgelenksnahe Frakturen und Brüche der Wirbelkörper, des Beckens, des Oberarms und des Handgelenks sind die häufigsten knöchernen Verletzungen im höheren Lebensalter. Unabhängig von der Wahl der Behandlungsmethode haben ältere Menschen schlechtere Voraussetzungen für eine komplikationsfreie Behandlung als junge. „Fast alle haben nicht nur einen Knochenbruch, sie bringen auch ernste Vorerkrankungen wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz mit und nehmen viele Medikamente. Der Organismus ist insgesamt schon geschwächt, so dass zu befürchten ist, dass sie den Unfall selbst und die eventuell erforderlichen Operationen nicht gut verkraften“, erklärt Dr. Lambert Herold, Oberarzt in der Klinik für Unfallchirurgie. „Diese Patientengruppe braucht eine ihrem Alter angepasste strukturierte Versorgung.“ Fach- und berufsübergreifendes Team Genau hier setzt die Alterstraumatologie an, die in den vergangenen zwei Jahren von einem interprofessionellen und interdisziplinären Team in der Klinik für Unfallchirurgie etabliert wurde. Dabei geht es vor allem um drei Fragen: Wie lassen sich Komplikationen während des stationären Aufenthalts vermeiden? Wie kann die Selbstständigkeit erhalten bleiben? Wie kann die Sterblichkeitsrate gesenkt werden? Die Alterstraumatologie antwortet darauf mit fach- und berufsübergreifender Kooperation von Unfallchirurgie und Geriatrie. Unverzichtbar ist auch das herausragende Engagement der Pflegekräfte und der TherapeutInnen aus Physio- und Ergotherapie sowie des Casemanagements und ÄrztInnen aus der Allgemeinmedizin, der Gerontopsychiatrie und der Inneren Medizin. Ganzheitliche Behandlungskonzepte Durch gemeinsame Visiten und Fallbesprechungen können ganzheitliche Behandlungskonzepte verfolgt werden, die auch die Vor- und Begleiterkrankungen der älteren PatientInnen mit einbeziehen. Komplikationsmöglichkeiten können so früher erkannt und vermieden werden. „Die strukturierte interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit senkt die Sterbe- und Komplikationsraten deutlich“, sagt Dr. Manfred Gogol, Oberarzt Geriatrie in der Unfallchirurgischen Klinik. Auch der Erhalt der Selbstständigkeit scheint mit diesem Konzept besser gewährleistet zu sein. Gut vorbereitet auf wachsende Patientengruppe Christian Krettek, Lambert Herold und Manfred Gogol (v.l.) mit dem Zertifikat. Foto: Almuth Siefke/MHH. Mit dem Zertifikat als Alterstraumatologisches Zentrum wird der Unfallchirurgischen Klinik der MHH bescheinigt, dass sie sich strukturell und organisatorisch in besonderem Maße auf die Versorgung älterer Patientinnen und Patienten mit unfallbedingten Knochenbrüchen vorbereitet. Über die Auszeichnung freut sich auch der Klinikdirektor: „Durch den demografischen Wandel wird diese Patientengruppe zukünftig noch größer werden. Mit dem Team der Alterstraumatologie können wir den speziellen Bedürfnissen der älteren Generation am besten gerecht werden. Als Unfallchirurgische Universitätsklinik forschen wir außerdem intensiv zu den Besonderheiten bei der Versorgung dieser Patientengruppe“, erklärt Krettek. „Wir entwickeln insbesondere Behandlungskonzepte, die eine möglichst schonende Wiederherstellung der Mobilität ermöglichen oder Operationen ganz vermeiden helfen.“ Zudem gehe es dem Team auch darum, herauszufinden, wie noch besser vorbeugend gearbeitet werden könne, um weitere Frakturen möglichst zu vermeiden. „Mit unserem modernen Versorgungskonzept und richtungsweisender Forschung wollen wir die Spitzenstellung der MHH im Bereich Traumatologie weiter ausbauen“, sagt Krettek.
Mehr erfahren zu: "Zwei große Schritte zum aufrechten Gang des Menschen" Zwei große Schritte zum aufrechten Gang des Menschen Eine neue internationale Studie konnte nun die Schritte entschlüsseln, die das menschliche Becken im Laufe von Millionen von Jahren so veränderten, dass zweibeiniges Gehen möglich wurde.
Mehr erfahren zu: "Genetische Schwachstelle bei Synovialsarkomen erkannt" Genetische Schwachstelle bei Synovialsarkomen erkannt Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass der Einsatz eines kleinen Moleküls als Blocker zur Hemmung des SUMO2-Proteins eine erfolgreiche Strategie gegen Synovialsarkome sein könnte.
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]