Australien: Pflegefachkräfte unterstützen bei Hautkrebsfrüherkennung

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Australien muss neue Wege in der Hautkrebsfrüherkennung gehen und pflegebasierte Versorgungsmodelle umsetzen, die langfristig Tausende von Leben retten könnten, wie eine neue Publikation zeigt.

Angesichts der weltweit höchsten Melanomrate – zwei von drei Australiern erkranken bis zum 70. Lebensjahr an Hautkrebs – sei laut Forschenden der University of South Australia (UniSA) im Fachjournal „Collegian“ ein grundlegender Wandel nötig, um diesen Trend umzukehren. Seit Februar 2023 wird ein Versorgungsmodell umgesetzt, bei dem in Primärversorgung tätige Pflegekräfte mit Schulung in Dermatoskopie und KI-gestützter Software verdächtige Hautläsionen erkennen. Dieses Modell wurde bereits erfolgreich in 13 mobilen Kliniken in ländlichen Regionen Südaustraliens eingeführt.

Bisher wurden über 1200 Personen untersucht, dabei konnten Hunderte verdächtige Läsionen einschließlich 96 mutmaßlicher Melanome identifiziert werden. Laut Studienleiterin Dr. Kim Gibson vom Rosemary Bryant AO Research Centre (RBRC) der UniSA zeigen die Ergebnisse deutlich, dass Pflegekräfte in der Primärversorgung Hautkrebsverdachtsfälle frühzeitig erkennen können – und das Modell von den Patienten in hohem Maß akzeptiert wird.

Versorgungslücken in ländlichen Gebieten

„Die derzeitige Abhängigkeit von opportunistischen, hausarztgeführten Hautchecks führt zu erheblichen Versorgungslücken, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo Zugangshürden zu Hautkrebsscreenings bestehen“, erklärt Dr. Gibson. Jährlich sterben über 2200 Australier an Hautkrebs, davon etwa 1400 an einem Melanom. Ohne strukturelle Reformen könnte die ökonomische Belastung für das Gesundheitssystem bis 2030 auf 8,7 Milliarden AUD steigen.

Laut Gibson herrscht in ländlichen Regionen ein erheblicher Mangel an Allgemeinärzten, die Wartezeiten sind lang, die Eigenkosten hoch, und der Zugang zu Dermatologen ist stark begrenzt. Pflegekräfte bilden dort die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen und sind ideal positioniert, diese Versorgungslücke zu schließen. Wenn sie befähigt und ausgebildet werden, die Hautkrebsfrüherkennung zu übernehmen, können wir Leben retten.

Eine in Dermatoskopie geschulte Pflegekraft führt in einer mobilen Klinik eine Hautuntersuchung bei einer Frau durch. (© University of South Australia)

Landesweit 600 Pflegekräfte in Dermatoskopie schulen

Seit Beginn des Programms im Februar 2023 hat das Rosemary Bryant AO Research Centre 51 Pflegekräfte in Dermatoskopie und KI-gestützter Läsionsanalyse geschult. Ziel ist es, landesweit 600 Pflegekräfte im Primärbereich auszubilden. Mitautorin Prof. Marion Eckert betont, dass Pflegekräfte mit erweiterter Qualifikation künftig auch Biopsien und Exzisionen durchführen könnten, was die Belastung der ärztlichen Versorgung weiter verringern würde. „Dieses Modell zielt auf eine Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten: Menschen in ländlichen Regionen haben nicht nur ein höheres Risiko, ein Melanom zu entwickeln – häufig aufgrund von Tätigkeiten im Freien –, sie sterben auch häufiger daran. Das vorgestellte Modell bringt Screening‑Leistungen in die Gemeinden vor Ort und nutzt die Fachkompetenz der Pflegekräfte, um Hautkrebs früher zu erkennen“, so Eckert.

Die Initiative kommt zu einer entscheidenden Zeit: Australien entwickelt derzeit ein nationales, zielgerichtetes Hautkrebsscreening‑Programm, das sich besonders auf Risikogruppen in ländlichen und regionalen Gebieten konzentrieren soll. Das UniSA‑Team plädiert dafür, dass Pflegekräfte darin eine zentrale Rolle übernehmen. (ins)